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BBQ trifft Hightech

Wie funktioniert eigentlich ein Pelletgrill?

Pelletgrill
Pelletgrills gibt es auch in kleineren und tragbaren Ausführungen Foto: Getty Images/grandriver
Anja Würfl
Anja Würfl Grill-Autorin

25. April 2025, 16:37 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

Der Pelletgrill ist der Smoker für die digitale Generation. Grill-Bloggerin Anja Würfl erklärt in einem Gastbeitrag bei myHOMEBOOK, wie das Grillen und Smoken mit Holzpellets funktioniert und was hinter dem Konzept steckt.

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Temperatur per App, konstantes Garen dank automatischer Pelletzufuhr – und dazu echtes BBQ-Aroma wie aus dem Süden der USA. Was früher nur mit viel Geduld und Erfahrung möglich war, gelingt heute auch Einsteigern mit ein paar Knopfdrücken. Anja Würfl kennt sich damit aus – sie betreibt als „Die Frau am Grill“ ihren eigenen Blog rund ums Grillen, Kochen und alles, was damit zu tun hat.

Was ist ein Pelletgrill?

Ein Pelletgrill sieht auf den ersten Blick aus wie eine Mischung aus Smoker und Gasgrill – und genau das ist er im Grunde auch. Statt Kohle oder Gas arbeitet er mit kleinen Holzpellets, die in einem Vorratsbehälter (Hopper) lagern. Eine Förderschnecke transportiert diese Pellets automatisch in eine Brennkammer, wo sie elektronisch gezündet werden. Ein Gebläse versorgt das Feuer mit Sauerstoff und sorgt für gleichmäßige Hitze und Rauchverteilung.

Das Beste daran: Die Temperatur lässt sich auf das Grad genau einstellen – wie beim Backofen. Ob man bei 110 Grad ein Pulled Pork zwölf Stunden lang garen möchte oder bei 250 Grad eine Pizza mit knusprigem Boden zaubert – man benötigt nur das richtige Programm oder ein paar Knopfdrücke auf dem Display (oder der App).

Pelletgrill
Ein Pelletgrill verbindet moderne Technik mit tollem Rauch-Aroma. Allerdings sollte man ihn auch regelmäßig reinigen. Foto: Getty Images
Anja Würfl
Anja Würfl Grill-Autorin

Hightech mit dem Pelletgrill

„Moderne Pelletgrills regeln Hitze, Luftzufuhr und Pelletnachschub selbstständig. Man muss nur noch den Deckel heben, wenn es gut riecht.“

Warum ein Pelletgrill? Die Vorteile auf einen Blick

  1. Präzise Temperatursteuerung: Einer der größten Pluspunkte ist die präzise Temperatursteuerung – meist direkt am Gerät oder per App. Egal, ob man bei 110 Grad räuchern oder bei 300 Grad anknuspern möchte – der Pelletgrill liefert verlässlich.
  2. Konstante Hitze, weniger Stress: Kein Nachlegen von Kohle, kein Temperaturchaos – der Pelletgrill hält die eingestellte Hitze konstant. Das heißt: mehr Zeit für Gäste, weniger Aufpassen am Grill.
  3. Echter Rauchgeschmack: Trotz digitaler Technik kommt der BBQ-Faktor nicht zu kurz. Die Holzpellets erzeugen beim Verbrennen ein authentisches Raucharoma – je nach Holzart mild, würzig oder intensiv. Das ist kein Elektrogrill mit Räucherbox, sondern echtes Holzfeuer.
  4. Vielseitigkeit auf dem Rost: Räuchern, grillen, backen, braten – ein Pelletgrill ist ein echter Allrounder. Pulled Pork gelingt genauso wie Spareribs oder auch Pizza, Lasagne und sogar Brot. Manche Modelle haben sogar eine „Flame Broil“-Funktion für direktes Grillen über der Flamme.
  5. Smarte Steuerung: Viele Pelletgrills sind mit WLAN oder Bluetooth ausgestattet. So lässt sich das Gerät per App steuern, Temperaturverläufe überwachen oder ein Garalarm setzen – ideal für alle, die auf Technik stehen oder gerne multitasken.

Was sind die Nachteile eines Pelletgrills?

So genial das System ist – ganz ohne Schwächen kommt auch der Pelletgrill nicht aus. Wer damit grillt, sollte ein paar Punkte im Hinterkopf behalten:

  1. Ohne Strom geht nichts: Ein Pelletgrill braucht Strom für Zündung, Steuerung, Lüfter und Förderschnecke. Bedeutet: kein Grillen ohne Steckdose oder Powerbank. Fürs spontane BBQ am See oder im Schrebergarten ohne Stromanschluss eher ungeeignet.
  2. Höherer Anschaffungspreis: Gute Einsteigermodelle starten bei etwa 600 bis 800 Euro, nach oben ist wie immer viel Luft. Dazu kommen laufende Kosten für Pellets, Strom und eventuell Zubehör wie Abdeckhaube, Garkammer-Sensoren oder App-Features.
  3. Nicht für Hardcore-Direktgriller: Zwar haben viele Modelle eine Zusatzfunktion für direktes Grillen über der Flamme – an die Power eines Gasgrills mit Sear-Zone oder eines Holzkohlegrills kommt das aber nicht ganz ran. Wer vor allem Steaks bei 400 Grad brutzeln möchte, wird hier etwas eingeschränkt sein.
  4. Reinigung und Wartung: Asche und Fettreste sammeln sich im Inneren und müssen regelmäßig entfernt werden. Das dauert nicht ewig, aber ist aufwendiger als bei einem Gasgrill. Und ja: Wer den Lüfter verstopfen lässt, merkt das spätestens beim nächsten Startversuch.

Worauf man beim Kauf eines Pelletgrills achten sollte

Pelletgrill ist nicht gleich Pelletgrill – zwischen Discounter-Modell und Premium-Smoker liegen Welten. Wer das richtige Gerät für sich finden will, sollte vor dem Kauf auf ein paar zentrale Punkte achten:

Grillfläche und Bauweise

Wie viele Leute möchte man regelmäßig bekochen? Für ein paar Steaks reicht ein kleiner Grill locker. Wenn man aber vorhat, mehrere Racks Ribs oder gleich ein ganzes Brisket zu machen, benötigt die richtige Fläche – und am besten ein Modell mit zweiter Ebene (Grillrost oben).

Material und Verarbeitung

Gute Pelletgrills sind aus pulverbeschichtetem Stahl oder Edelstahl gefertigt. Dabei sollte man auf saubere Schweißnähte, stabile Deckel und eine gute Isolierung achten – gerade, wenn man auch im Winter grillen möchte. Dünnes Blech kann Hitze verlieren, was den Pelletverbrauch hochtreibt.

Steuerung und Bedienung

Digital-Display oder Oldschool-Drehregler? Mit oder ohne App-Anbindung? Wer auf smarte Features steht, sollte auf WLAN, Fleischthermometer-Anschluss und ggf. Cloud-Programme (z. B. voreingestellte Rezepte) achten. Für Puristen reicht ein einfacher Controller mit Temperaturwahl.

Pelletzufuhr und Temperaturbereich

Ein hochwertiger Grill regelt die Pelletzufuhr präzise, sodass die Temperatur konstant bleibt. Gute Modelle schaffen 75 bis 300 Grad – ideal zum Smoken und zum scharfen Anbraten. Manche Profigeräte kommen sogar auf mehr als 350 Grad.

Zubehör und Erweiterbarkeit

Ist ein zweiter Grillrost dabei? Gibt es eine Fettauffangschale? Lässt sich eine Gussplatte, ein Pizzastein oder eine Räucherschale nachrüsten? Dabei sollte man auch prüfen, ob es Ersatzteile gibt – besonders bei No-Name-Geräten aus Fernost kann es da schnell eng werden.

Bekannte Marken und Qualität

Traeger, Broil King, Weber, Pit Boss, Napoleon – das sind einige der großen Namen im Pelletgrill-Bereich. Sie bieten oft besseren Support, längere Garantiezeiten und ein ausgereiftes Zubehörsystem. Preislich etwas höher, aber oft auch stressfreier auf Dauer.

Pellets – der Schlüssel zum Geschmack

Im Pelletgrill liefern nicht Kohle oder Flamme das Aroma, sondern die Holzpellets selbst. Deshalb lohnt es sich, hier genauer hinzuschauen – denn nicht jedes Pellet ist gleich.

Was sind Pellets überhaupt?

Pellets für den Grill bestehen aus reinem, unbehandeltem Hartholz – ohne Bindemittel, Zusatzstoffe oder Lacke. Sie werden unter hohem Druck gepresst und haben meist eine Größe von sechs bis acht Millimeter. Der Unterschied zu Heizpellets aus dem Baumarkt ist gewaltig: Letztere sind für Öfen gemacht, nicht für Lebensmittel. Also Finger weg davon beim Grillen!

Pellets zum Grillen
Pellets zum Grillen unterscheiden sich von den Pellets zum Heizen Foto: Getty Images/knowlesgallery

Welche Holzarten gibt es – und wie schmecken sie?

Jede Holzsorte bringt ihren eigenen Charakter mit. Hier ein kleiner Überblick:

  • Hickory: Kräftig, rauchig, leicht süßlich – perfekt für Ribs, Bacon und Brisket
  • Mesquite: Sehr intensiver Rauch, eher für echte BBQ-Fans – super bei Rind
  • Apfel: Mild und fruchtig – passt toll zu Geflügel und Schwein
  • Kirsche: Aromatisch-süßlich, gibt auch eine schöne Farbe – gut für Fisch und Geflügel
  • Eiche: Neutraler Klassiker, guter Allrounder, bringt Stabilität beim Smoken
  • Ahorn: Sanft, leicht süß – passt zu Schwein und Gemüse

Viele Hersteller bieten auch Mischungen oder aromatisierte Varianten an. Hier kann man nach Lust und Laune experimentieren.

Lagerung: Trocken bleiben ist Pflicht

Pellets sind hygroskopisch – das heißt: Sie ziehen Feuchtigkeit an. Feuchte Pellets quellen auf, verklumpen und verstopfen schlimmstenfalls die Förderschnecke. Also: trocken lagern, am besten luftdicht verschlossen in einer Tonne oder einem Eimer mit Deckel.

Verbrauch und Kosten

Je nach Grilltemperatur verbraucht ein Pelletgrill etwa 0,5 bis 1 Kilogramm Pellets pro Stunde. Ein 9-Kilo-Sack kostet zwischen 15 und 25 Euro, je nach Qualität und Holzart. Klingt viel – aber dafür spart man sich Kohle, Anzünder, viel Wartezeit und Grillnerven.

Was lässt sich auf dem Pelletgrill zubereiten?

Ein Pelletgrill ist nicht einfach nur ein Smoker mit Thermostat – er ist eine multifunktionale Outdoor-Küche. Von klassischem BBQ über saftige Braten bis hin zu Pizza oder Desserts: Fast alles, was man im Ofen machen kann, geht auch im Pelletgrill – nur eben mit Rauch und Flair.

1. BBQ-Klassiker: Low & Slow vom Feinsten

Pulled Pork, Rippchen, Brisket – das ist die Paradedisziplin. Man stellt die Temperatur ein, legt das Fleisch auf und der Grill erledigt den Rest. Viele Modelle haben sogar Programme für bestimmte Fleischsorten. Ideal für alle, die sich langsam ans Smoken herantasten wollen.

2. Pizza & Brot? Klar!

Bei hoher Temperatur (250 bis 300 Grad) funktioniert der Pelletgrill fast wie ein Pizzaofen. Mit einem Pizzastein bekommt man knusprigen Boden und leicht rauchige Aromen – sogar Baguette oder Fladenbrot gelingen richtig gut.

3. Fisch und Geflügel

Empfindliche Zutaten wie Lachs, Forelle oder Hähnchen profitieren vom milden Rauch und der gleichmäßigen Hitze. Dabei braucht man keine Angst vor Austrocknung haben – gerade Fisch bleibt auf dem Pelletgrill super saftig.

4. Gemüse und vegetarisch

Ob gegrillter Mais, gefüllte Paprika, geräucherte Aubergine oder sogar Grillkäse: Auch Veggie-Fans kommen auf ihre Kosten. Rauch bringt Tiefe ins Aroma – perfekt für fleischlose Varianten mit Grillcharakter.

5. Desserts? Ja, wirklich

Geräucherter Apfel-Crumble, gegrillte Ananas oder Brownies aus der Gussform – auch süß geht auf dem Pelletgrill. Der Rauch verleiht dem Nachtisch eine spannende, fast karamellige Note.

Passend dazu: 3 leckere Rezept-Ideen für Desserts vom Grill!

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Tipps für Einsteiger: So gelingt der Start

Ein Pelletgrill nimmt viel Arbeit ab – aber ein paar Dinge sollte man trotzdem beachten, um von Anfang an das Beste aus dem Gerät herauszuholen.

Erst einbrennen, dann durchstarten

Bevor man das erste Steak auflegt, sollte man den Grill einmal leer durchlaufen (ca. 30 bis 45 Minuten bei 200 bis 250 Grad). Das „Einbrennen“ verbrennt Produktionsrückstände, versiegelt die Innenflächen und sorgt für einen sauberen Start.

Qualität bei den Pellets zahlt sich aus

Gute Pellets = guter Geschmack. Deshalb sollte man auf Grillpellets aus reinem Hartholz ohne Zusätze achten. Billige Sorten können zu viel Asche oder ungleichmäßige Verbrennung verursachen – das merkt man dann am Fleisch (und an der Reinigung).

Immer den Hopper vollmachen

Nichts ist ärgerlicher als ein leerer Pelletbehälter mitten im Long Job. Also: lieber eine Handvoll mehr rein als zu wenig. Viele Grills zeigen auch an, wie viel noch drin ist – ein Blick lohnt sich.

Fettauffangschale nicht vergessen

Damit man sich keine Fettbrände einfängt, sollte man die Schale unter dem Grill immer sauber halten und regelmäßig die Fettabläufe kontrollieren. Gerade bei Long Jobs mit viel Tropfsaft ist das ein wichtiger Punkt.

Temperaturfühler verwenden

Anstatt auf die Garraum-Anzeige zu achten, sollte man Fleischthermometer nutzen, am besten mit zwei Sonden (eine für das Grillgut, eine für die Umgebung). Viele Grills bieten das direkt mit an, manche sogar via App mit Alarmfunktion.

Nicht zu früh nachschauen

Deckel auf = Hitze raus. Vor allem bei Long Jobs sollte man geduldig sein. Lieber mal 30 Minuten länger abwarten und dann mit dem Duft belohnt werden.

Anja Würfl
Anja Würfl Grill-Autorin

Für wen lohnt sich ein Pelletgrill wirklich?

„Ein Pelletgrill ist kein Spielzeug – sondern ein echtes Upgrade für alle, die BBQ lieben, aber nicht den ganzen Tag neben dem Smoker stehen wollen. Er vereint Technik, Komfort und Geschmack in einem Gerät und ist damit ideal für alle, die Wert auf gleichmäßige Ergebnisse, echtes Raucharoma und unkompliziertes Handling legen. Klar: Wer einfach nur mal schnell ein paar Würstchen drehen will, ist vielleicht mit einem Gasgrill besser beraten. Aber wer Lust hat, in die Welt des Low-&-Slow-Grillens einzusteigen – ohne sich gleich zum Holzkohle-Guru ausbilden zu lassen – wird mit einem Pelletgrill glücklich. Und das Beste? Je öfter man grillt, desto mehr holt man aus dem Gerät raus. Denn am Ende zählt, was auf dem Teller liegt – und das schmeckt vom Pelletgrill verdammt gut.“

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