22. Juli 2024, 10:29 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Die sogenannte „Hydra“, mit der Spitzenkoch Ralf Jakumeit seit etlichen Jahren grillt, sieht durchaus beeindruckend aus. Und das Edelstahl-Monster hat auch seinen Preis: Der Kostenpunkt liegt zwischen 30.000 und 40.000 Euro – je nach Ausstattung. Was macht den teuersten Grill der Welt so besonders?
Imposantes Design, blitzender Edelstahl, gewaltige Dimensionen: Das ist die „Hydra“, der teuerste in Serie gefertigte Grill der Welt. Entworfen und hergestellt wird das Monstrum vom Designer Antonio Basile – komplett „Made in Germany“. Einer, der mit der Hydra grillt, ist Spitzenkoch Ralf Jakumeit. myHOMEBOOK hat schon einmal mit ihm gesprochen, da erwähnte Jakumeit bereits seine Hydra, die er seit 2009 unter anderem bei Veranstaltungen mit seinen „Rocking Chefs“ nutzt. Nun wollen wir es genauer wissen: Was macht diesen Luxus-Grill so besonders?
Ralf Jakumeit: »Der Preis der Hydra ist für viele schwer nachvollziehbar
myHOMEBOOK: Wie läuft es denn gerade mit der Grillsaison 2024?
Ralf Jakumeit: „Ehrlich gesagt läuft es momentan noch nicht so gut, weil das Wetter nicht so mitspielt. Aber wie man so schön sagt, es gibt ja kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Das bekommt man also alles irgendwie hin. Und der Sommer ist ja noch nicht vorbei. Die Auftragslage ist gut, wir haben echt coole Veranstaltungen, schöne große Events, auf die ich mich schon richtig freue. Es wird also nicht langweilig.“
Sind Sie mit den Rocking Chefs auch auf Festivals dieses Jahr?
„Nein, dieses Jahr leider nicht. Wir hatten zwar Gespräche mit den Leuten von Wacken, das ja jetzt unter neuer Leitung ist. Die haben das neu ausgeschrieben und wir sind davon ausgegangen, dass die wissen, wie es läuft. Aber das hat leider nicht geklappt.“
Die Hydra wird als teuerster Grill der Welt gehandelt. Er ist vom Designer Antonio Basile entworfen und 100 Prozent „Made in Germany“. Bei Media Markt wurde er sogar mal für 40.000 Euro angeboten. Für das Geld kann man sich auch ein neues Auto kaufen. Was rechtfertigt diesen Preis?
„Der Preis ist für viele schwer nachvollziehbar, aber die Hydra ist für die Ewigkeit gebaut.“
Aber der Grill besteht jetzt nicht etwa aus Gold und ist mit Diamanten besetzt, oder?
„Nein, solchen Schnickschnack braucht auch keiner am Grill. Mir geht es bei der Hydra vor allem um den Nachhaltigkeitsgedanken. Sie ist hundertprozentig made in Germany, was ich wahnsinnig sympathisch finde, weil jede Schraube rostfrei und alles perfekt verarbeitet ist. Ein großer Vorteil ist die Luftzufuhr und die Brennkammer. Die verbrennt so rückstandslos, dass ich bei großen Veranstaltungen den Aschekasten zwischendurch überhaupt nicht leeren muss. Im Gegenteil, der ist dann gerade mal bodenbedeckt. Das finde ich super.“
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Ein Grill, der 450 Kilogramm wiegt
Das Monster wiegt ja bestimmt auch einiges …
„Ja, das ist schon ein echtes Monstrum. Aber wie bei allem, was zur Gewohnheit wird und wo die Abläufe passen, ist die Arbeit dann nicht mehr so schwer. Wir transportieren die Hydra auf einem Anhänger und haben eine Seilwinde zum Hochziehen. Wir müssen das Ding ja nicht herumtragen. Und mit dem kurzen Anhänger kommen wir überall hin. Teilweise mussten wir den Grill schon über zwei, drei Gärten heben, um in den vierten Garten zur Poolparty zu kommen.“
Die Hydra kann also fliegen!
„Ja, sozusagen. Wir haben Vorrichtungen, an denen wir Schwerlastschlaufen anbringen können, und dann geht es los.“
Was wiegt die Hydra überhaupt?
„Wenn sie voll bestückt ist mit allem Drum und Dran, kommen wir auf knappe 450 Kilo.“
So viel Show steckt im Luxus-Grill
Sie sieht ja auch beeindruckend aus, mit der 2,50 Meter hohen Aufhängung und dem Drachenkopf oben. Aber Hand aufs Herz – wie viel ist jetzt davon wirklich Show und wie viel nicht?
„Das Einzige, was wirklich Show ist, ist das, was außen dran ist. Also was aussieht wie meine Frisur und der Drachenkopf. Der ganze Kram drumherum, den braucht man tatsächlich, um den Rost, die Pfanne und auch das Grillgut hochzuheben. Da ist eine Kettenseilwinde dran, die du wirklich brauchst. Aber der Galgen, der aussieht wie eine Hydra, ist ein Showelement. Es gab auch mal jemanden, der meinte, in seinem Garten wäre ein Drachenkopf und die Zacken nicht so toll. Seine Tochter steht auf Giraffen, also haben wir einen Giraffenkopf gebaut.“
Eine Giraffe ist auch bestimmt weniger gruselig für kleine Mädchen. Was ich mich noch gefragt habe: Wie macht man das Ding überhaupt sauber? Haben Sie immer einen Hochdruckreiniger dabei?
„Außen wird es ganz normal geputzt, wie eine normale Küche. Der Rost wird einfach abgebürstet, so wie man es zu Hause auch macht. Die Platte wird mit dem Spachtel gereinigt, wie man es bei einer Grillplatte macht. Die Feuerkammer oder der Feuerkessel wird durch die restliche Glut gesäubert. Die Glut wird bis zum Rand gestrichen, dann wird der Deckel zugemacht und das Ganze auf bis zu 600 Grad aufgeheizt. Das ist dann eine natürliche Pyrolyse. Danach wird das abgebrannte Material mit einem Reisigbesen in den Kasten geleert, die Hydra verpackt und nach Hause gebracht. Und wenn es wirklich mal mehr Dreck sein sollte, zum Beispiel nach drei, vier Veranstaltungen und man kommt nicht dazu, den Rost gründlich zu reinigen, dann packe ich zu Hause den Hochdruckreiniger aus. Dann wird der Rost ausgebreitet, einmal kurz darüber gejagt und fertig.“
»Auf keinen Fall Spülmittel verwenden
Verwenden Sie auch Pflegeprodukte für die Hydra?
„Die Anrichtefläche und der ganze Kladderadatsch rundherum werden desinfiziert und mit Pflegemitteln behandelt. Das mache ich mit einem stinknormalen Speiseöl. Der Rest wird einfach nur mit Wasser geputzt. Spülmittel sollte man nicht verwenden. Wichtig ist, dass man die natürliche Patina nicht entfernt. Wenn man das macht, beginnt man wieder von vorne, und dann klebt alles ganz furchtbar.“
Haben Sie dieses Jahr neue Kreationen auf dem Grill?
„Ja, die sogenannte Kotlovina ist bei mir ganz neu im Portfolio. Das ist ein kroatisches Traditionsgericht, das ich in Kroatien über Freunde kennengelernt habe. Ich habe spaßeshalber gesagt, so ein Teil brauche ich für meine Hydra, nur in der passenden Dimension. Und so habe ich zu meinem 50. Geburtstag eine Kotlovina bekommen. Und ich liebe das Ding. Wir machen etwa ein Gericht, das wir ‚Meerschwein‘ nennen – ein dekonstruierter Schweinebauch mit Stör. Dazu gibt es eine grüne Soße, aber nicht die Frankfurter Grüne Soße, sondern eine, die nur aus Kräutern besteht und mit Limette säuerlich-scharf abgeschmeckt wird. In der Spargelzeit gibt es dann Spargel dazu, jetzt arbeiten wir mit Mini-Fenchel.“
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Dekonstruierter Schweinebauch von der Hydra
Dekonstruierter Schweinebauch?
„Der Schweinebauch wird 36 Stunden vorher gegart. Das Fleisch wird dann abgezogen, die Schwarte und das Fett werden separiert. Mit dem gezogenen Wasser und einer kräftigen Brühe wird das Fett gemixt und dann in einem Espuma aufgeschlagen.“
Das müssen Sie uns erklären.
„Das funktioniert mit einem speziellen Schlagsahnesiphon. Dabei kommt das Fett wie Schlagsahne heraus, schmeckt total genial. Das Fleisch wird separat zubereitet, die Haut wird getrocknet und frittiert. Der Stör wird auf der Schwarte gebraten, sodass der Saft miteinander verschmilzt. Ragout, Fisch, Fleisch, Schaum, Haut und Gemüse – einfach genial!“
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»Selbst machen ist unsere Philosophie
Und das machen Sie alles selbst?
„Ja, das ist unsere Philosophie. Wir kaufen nicht großartig ein. Wir machen sogar unser Brot selbst, bereiten es auf der Hydra vor. So weiß ich genau, dass die Teigführung passt und das Brot verträglich ist. Ich muss nicht den Bäcker fragen, welches Mehl er verwendet hat. Ich weiß genau, was drin ist. Das ist besonders wichtig, weil manche Leute Allergien haben. Und die Leute schätzen das auch. Sie fragen oft, was im Brot steckt. Und dann muss ich nicht die Packungsbeilage holen, um zu erklären, welches Mehl oder Wasser verwendet wurde.“
Was war die verrückteste Location, an der Sie je gegrillt haben?
„Oh, das war womöglich die Eröffnungsparty eines der größten Bordelle in Süddeutschland. Das war schon eine außergewöhnliche Location, wo man nicht jeden Tag hinkommt.“
Das klingt definitiv besonders. Fällt Ihnen sonst noch etwas ein?
„Spannend ist es immer, auf einem Segelschiff zu grillen. Mit nur 10 bis 15 Personen an Bord und der Notwendigkeit, alles genau zu planen, weil man nicht einfach mal eben umdrehen kann, wenn man etwas vergessen hat – das ist eine logistische Herausforderung. Aber frischer Fisch ist dort natürlich leicht verfügbar, wenn man angelt.“