16. März 2024, 13:13 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Sie war die buchstäbliche Sauberfrau der späten 60er-, 70er- und frühen 80er-Jahre. Wo Klementine war, da war es „nicht nur sauber, sondern porentief rein“. Ein Claim, der es zum geflügelten Wort bringen sollte.
Klempnerin Klementine, burschikos und stets in weißer Latzhose und rotweiß-kariertem Hemd, zudem beschirmt mit ebenso weißer Malerkappe, löste jedes Problem im Handumdrehen. Und weil dort, wo gehobelt wird, nun mal auch Späne fallen oder Dreck und Flecken entstehen, hatte Klementine natürlich auch für diesen Fall die passende Lösung parat. So wurde „Ariel“ dank Klementine rasch zu einer Erfolgsstory und zwischen 1968 und 1984 zum meistverkauften Waschmittel der Republik.
Klementine hatte bei Ariel die Hosen an
Schrittmacherdienste leistete Klementine nicht nur für „Procter & Gamble“, den amerikanischen Mischkonzern, der dank Marken wie Ariel, Gillette, Blend-a-Med oder Pantene, hinter Nestlé weltweit der zweitgrößte Anbieter von Konsumgütern ist. Denn auch für die Emanzipation der Frau war Klementines Wirken durchaus nicht ganz unbedeutend. Eine Frau in einem Männerberuf, eine, die buchstäblich die Hosen anhatte und als Troubleshooter jedes Problem im Handumdrehen aus der Welt schaffte – das hätte Ende der 60er, Anfang der 70er-Jahre eigentlich soziopolitische Sprengkraft haben müssen.
Dass es (zunächst) nur beim Konjunktiv blieb, lag wohl daran, dass Klementine wenig feminin daherkam. Stets traf sie auf hilflose Wesen am Rande des Nervenzusammenbruchs, die ganz dem Bild des unterwürfigen Weibchens entsprachen, das damals im Selbstverständnis der bundesrepublikanischen Frau noch weithin zementiert schien. Klementine hatte zwar selbst (die) Hosen an, torpedierte die Selbstbestimmung anderer Frauen aber schon durch ihr überlegenes Auftreten. So musste sie jedes Mal aufs Neue Aufklärungsarbeit leisten und mit markanter Stimme anordnen: „Ariel kommt in den Hauptwaschgang“.
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Von der Operette zum Werbegesicht
Für das Alter Ego Deutschlands berühmtester Sauberfrau, für die Schauspielerin Johanna König, bedeutete Klementine Fluch und Segen zugleich. König war vor dem Zweiten Weltkrieg meist in Operette, Musical oder Revue zu Hause. Bereits früh wurde sie an der Dresdener Staatsoper in Tanz und später in Berlin an der Schauspielschule Borchardt in der Schauspiel-Kunst ausgebildet. Nach dem verheerenden Weltenbrand gab sie dann in einigen Komödien den kumpelhaften Frauen-Typ. Dabei schienen bereits erste, feine Charakterzüge von Klementine angelegt zu sein.
Viel später, gegen Ende ihrer langen Karriere, war König schließlich an der Seite von Günter Pfitzmann regelmäßig in der ARD-Vorabendserie „Praxis Bülowbogen“ zu sehen. Wirklich eingebrannt ins Gedächtnis der Nation aber hat sie sich „nur“ als Klementine. Und wenn es auch deutlich Schlimmeres geben mag als den Status einer Werbe-Ikone, so soll König doch einmal gesagt haben, ihr wäre die eine oder andere Rolle möglicherweise gerade deshalb entgangen, weil die Verantwortlichen kein bekanntes Werbegesicht gewollt hätten.
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Eine Latzhose im Museum
Als Johanna König schließlich am 3. März 2009 im Alter von 87 Jahren in Berlin starb, lebte Klementine weiter. Dies tut sie als eine der populärsten Werbefiguren bundesrepublikanischer TV-Geschichte in der Erinnerung der meisten Fiftysomethings bis heute. So groß schätzte man schon vor Jahren ihre Bedeutung ein, dass Latzhose und Schirmmütze sogar im Haus der Geschichte in Bonn ausgestellt waren. Heute können diese Unikate im Deutschen Werbemuseum in Frankfurt bestaunt werden, wo sie ihre dauerhafte Heimat gefunden haben.
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Ariel selbst dagegen ist nach wie vor alles andere als museumsreif. Ob als Pulver, Flüssigwaschmittel oder als Kapseln, die Ariel „All-in-1 Pods“ nennt – auch heute noch ist die Marke eine ganz große Nummer. Regelmäßig streitet sie sich mit Persil um die Krone auf dem deutschen Waschmittelmarkt.