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Vom Scheuerpulver zum Design-Objekt

Was wurde eigentlich aus „Ata“ von Henkel?

Ata
Ata – hier in der DDR-Version – gilt als deutscher Putzmittel-Klassiker Foto: picture alliance/dpa | Britta Pedersen

14. April 2024, 6:19 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Ata war über Jahrzehnte für Reinigungsmittel das, was Tempo bis heute für Papiertaschentücher ist: eine Marke, die zum Synonym für eine Gattung und damit selbst zum Gattungsbegriff wurde.

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Um die heute beinahe romantisch verklärte Bedeutung von Ata zu verstehen, sollte man zunächst einen Blick zurück werfen. Hygiene und Sauberkeit, so wie wir sie heute kennen und praktizieren, ist eine relativ junge Errungenschaft. Noch in der Renaissance glaubte man, die Erreger solcher Krankheiten (etwa die Pest) würden durch verseuchtes Wasser über die Poren der Haut aufgenommen. Und auch später noch, im Barock und im Rokoko, puderte, schminkte und parfümierte man sich zwar, vermied aber möglichst das Waschen. 

Persil und Ata legten den Grundstein für den Erfolg von Henkel

Erst im 19. Jahrhundert setzte sich schließlich die Erkenntnis durch, dass man Krankheiten durch allgemeine Hygiene und durch das Sich-Waschen vorbeugen kann. So entwickelte sich allmählich eine Kultur industriell hergestellter Reinigungs- und Körperpflegemittel.

In Deutschland steht dafür stellvertretend der am 26. September 1876 in Aachen gegründete und heute in Düsseldorf ansässige, börsennotierte Konzern Henkel. Henkel, heute weltweit agierend in den Bereichen Consumer Brands (Wasch- und Reinigungsmittel sowie Körper- und Haarpflege-Produkte) und Adhesive Technologies (Klebstoffe und Dichtstoffe), ist bei den Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln mit Marken wie Persil, Somat, Bref oder Sidolin Marktführer.

Diese Marktführerschaft hat ihren Ursprung in Persil, aber auch Ata spielt(e) hier eine – gefühlt sogar größere –, Rolle. Ata kam am 1. Juni 1920 in Deutschland auf den Markt und war Henkels erster Haushaltsreiniger. „Schränke, Tische, Stühle, Bank, rasch sind sie mit Ata blank“, lautete damals der Werbeslogan.

So funktioniert das Scheuerpulver

Die Wirkungsweise des Scheuerpulvers, das ursprünglich nur aus Sand und Soda (natürlich vorkommendes Salz, chemisch: Natriumkarbonat) bestand, ist simpel, weil rein mechanisch. Das auf ein feuchtes Tuch aufgetragene Scheuerpulver arbeitet demnach mit Abrieb, „schmirgelt“ den Schmutz also gewissermaßen von der zu reinigenden Oberfläche ab.

Dass das für die entsprechenden Oberflächen zur Rosskur werden könnte, dürfte jedem klar sein. Um das aber zu vermeiden, dürfen die einzelnen Körnchen des Pulvers nicht größer sein als 0,05 Millimeter. Sind die größer, kann die Oberfläche beschädigt, Glänzendes zum Beispiel stumpf werden. Heute besteht ein Scheuerpulver zu rund 95 Prozent aus Bims und Kaliumkarbonat (Kalk, Kreide), während Tenside, Basen und Parfüm/Duftstoffe die restlichen fünf Prozent ausmachen.

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„Prestigeobjekt der modernen Hausfrau“

In den ersten Jahren wurde Ata in einer bedruckten Falt-Pappschachtel (300 Gramm) angeboten. Damit war Ata jenseits jeder Produktqualität schon per se eine kleine Revolution. Zwar wurde auch schon zuvor gescheuert, die Zutaten mussten aber noch lose beim Drogisten oder Apotheker gekauft werden.

Ab 1924 wurde Deutschlands bekanntestes Scheuerpulver dann in einer extra für Ata entworfenen Pappgussflasche verkauft (erst 1956 löst die Streudose die Pappflasche ab). Und die avancierte, so das Nachrichtenportal rnd.de vor einiger Zeit, gar zum „Prestigeobjekt der modernen Hausfrau“.

Ata Putz- und Scheuer-Pulver
Ata Putz- und Scheuer-Pulver in einer seiner ursprünglichen Verpackungen Foto: Wikimedia Commons / Alf van Beem / CC0 / https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=22914949

Ata als Spielball der Geschichte

1930 stellte Henkel einen emaillierten Wandhalter für seine Produkte Persil, Ata und Imi vor, für den mancher Vintage-Enthusiast heute wahrscheinlich sogar die Sanitäranlagen bei Henkel scheuern würde. In diesen Jahren erreichte Ata auch seinen größten Bekanntheitsgrad. So erhöhte sich die jährliche Produktion zwischen 1920 und 1941 von 1.800 auf 42.000 Tonnen, wie die Webseite industriemuseum.lvr.de berichtet.

Bis 1935 wurde am Stammsitz von Henkel, in der Seifen- und Soda-Fabrik in Düsseldorf-Holthausen produziert. Bereits ab 1934 aber begann man dort parallel mit dem Bau einer Fabrik eigens für die Ata-Produktion. Dieses Gebäude trug folgerichtig den Namen Ata-Fabrik.

Zudem wurde seit 1923 auch im sächsisch-anhaltinischen Genthin produziert. Nach dem 2. Weltkrieg und der Aufteilung Deutschlands in vier Zonen ging dieses Werk, das damit jetzt in der sowjetischen Zone lag, als Volkseigentum in den Besitz der Provinz Sachsen-Anhalt über.

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Seit 2018: Bref Power Ata

Ab 1947 trug die Fabrik nun den sperrigen Namen „Industriewerke Sachsen-Anhalt, Waschmittelwerk Genthin, Sitz Halle“, 1948 erfolgte die Umbenennung in „Vereinigung Volkseigener Betriebe Sapotex, Persilwerk, Genthin“. Weitere Namenswechsel standen nach der Gründung der DDR an: ab 1952 nannte sich das Werk „VEB Persil-Werk, Sitz Genthin“ und ab 1957 schließlich „VEB Waschmittelwerk Genthin“.

Kurz nach der deutschen Wiedervereinigung übernahm wieder Henkel. Nur ein Jahr später aber, 1991, stellte man die Ata-Produktion dort ein. Weiter produziert wurde Ata am Stammsitz, in Düsseldorf. Allerdings erfolgten auch hier einige Namensänderungen. 2017 wurde das Scheuerpulver kurzzeitig als Sidol Ata angeboten, seit 2018 ist es unter dem Namen Bref Power Ata erhältlich.

Eine Ikone der Sauberkeit

„Mit Ata schuf der heutige Consumer Brands- und Adhesive Technologies-Konzern Henkel eine Ikone deutscher Sauberkeit. Denn Ata wurde im Laufe der Jahrzehnte zum Gattungsbegriff für Haushaltsreiniger und war nahezu in jedem Haushalt vertreten. So rankte sich um das Scheuermittel auch eine ungewöhnliche Anekdote. Die besagte, dass Kinder sich hin und wieder etwas Ata-Pulver auf die Zunge schütteten, ‚weil es so schön prickelt‘. Davon, dies heute zu überprüfen, ist allerdings dringend abzuraten.“

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