
22. April 2025, 12:54 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Essig gilt als wahres Wundermittel im Haushalt. Die darin enthaltene Säure eignet sich, um Kalkrückstände in der Kaffeemaschine, im Wasserkocher oder am Perlator von Wasserhähnen zu entfernen. Einige Menschen nutzen Essig auch, um die Waschmaschine zu entkalken oder als Weichspüler-Ersatz. Warum das langfristig keine gute Idee ist, beleuchtet dieser myHOMEBOOK-Artikel.
Während einige Haushaltsratgeber Essig als Entkalker von Waschmaschinen anpreisen, raten die Hersteller dieser Geräte grundsätzlich davon ab. Denn was bei kleineren Küchenutensilien hilft, führt bei der Waschmaschine im schlimmsten Fall zu größeren Schäden. myHOMEBOOK hat sich dazu mit Dr. Bernd Glassl vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e.V. (IKW) unterhalten.
Essig in der Waschmaschine ist schlecht für Gummi und Metall
„Essig ist schlecht für Dichtungen und Schläuche aus Gummi sowie metallische Teile im Inneren der Waschmaschine“, erklärt Glassl. Das Alter des Geräts spielt dabei keine Rolle. Auch neuere Modelle vertragen auf lange Sicht keine Essigsäure.
„Chemisch gesprochen handelt es sich um einen flüchtigen Stoff, das bedeutet, die Säure verdampft leichter als die in der Maschine vorhandene Waschlauge“, erklärt der IKW-Experte. Er ergänzt: „Wegen der Flüchtigkeit gelangt die Essigsäure an Teile innerhalb der Waschmaschine, an die Lauge nicht herankommt.“ Das lässt metallische Teile auf lange Sicht rosten.
Essig – eine Frage der Dosierung?
Hilft möglicherweise eine geringere Essig-Dosierung, um Schäden zu vermeiden? Tatsächlich hat eine niedrigere Säurekonzentration einen Effekt. Nur ist es dann ein Spiel auf Zeit, bis Wasser aus der Maschine läuft. Denn der regelmäßige Kontakt der Dichtungen mit Essigsäure verringert die Festigkeit des Gummis.
Es macht auch einen Unterschied, ob jemand Essigessenz, also konzentrierten Essig, oder reinen Essig in die Waschmaschine kippt. Die Essenz enthält etwa 25 Prozent Essigsäure. Reiner Essig besitzt im Schnitt einen Säuregehalt von nur zehn Prozent.
Dazu passend: 4 Dinge, die man nicht mit Essig reinigen sollte
„Für den Grad der Schädigung kommt es darauf an, ob beispielsweise bei jedem Waschgang 100 Milliliter Essigessenz oder bei jeder zehnten Waschladung zehn Milliliter Haushaltsessig hinzugegeben werden“, veranschaulicht Bernd Glassl vom IKW die Auswirkungen beim Einsatz von Essig.
Trotz des Rechenexempels rät der Experte davon ab, Essig als Entkalker-Alternative für die Waschmaschine zu benutzen. Schaden ist Schaden. Wenn der eintritt, ist es in der Regel immer zum unpassendsten Zeitpunkt.
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Essig auch als Weichspüler untauglich
Auch als Weichspüler-Ersatz taugt Essig nicht wirklich. Denn bei Textilien entfernt die Essigsäure nur vorhandene Kalkablagerungen von den Wäschefasern. Die Jeans oder der Pullover fühlen sich deswegen nach dem Trocknen genauso bretthart an wie ohne die Zugabe von Essig. Zudem senkt die Säure die Festigkeit synthetischer Fasern in der Wäsche. Auf lange Sicht sorgt Essigsäure für zerfasernde Hemden und zerbröselnde Dichtungen oder Schläuche.
Übrigens: Die Maschine muss bei richtiger Dosierung des Waschmittels gar nicht oder zumindest nur sehr selten entkalkt werden. Die meisten handelsüblichen Produkte enthalten bereits Wasserenthärter.

Was taugt Essig als Ersatz für Weichspüler?

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Wasserhärtegrad ermitteln
Im Zweifel reicht beim Kampf gegen Kalk ein Anruf bei der örtlichen Wasserbehörde, um dort den Härtegrad des Wassers zu erfragen. „In Gebieten mit hartem Wasser wird mehr Waschmittel als in Gebieten mit mittelhartem oder weichem Wasser benötigt“, weiß Bernd Glassl vom IKW. Die genaue Härtegrad-Dosierung steht auf der Verpackung des Waschmittels.
In einigen wenigen Regionen in Deutschland mit besonders hartem Wasser – etwa rund um Würzburg und in Teilen von Sachsen-Anhalt – rät Glassl, eines der im Handel verfügbaren Zusatzprodukte zu verwenden, um die Waschmaschine zu entkalken.