1. Oktober 2024, 17:05 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Spinnen sind zwar äußerst nützlich, aber in der Wohnung möchte man sie dann doch eher nicht haben. Im Netz kursiert ein Trick, der Spinnen vertreiben soll. Dazu braucht man lediglich Kastanien. myHOMEBOOK hat bei einem Experten nachgefragt, was dahintersteckt.
Im Herbst kommen einerseits viele Spinnen in die warme Wohnung, andererseits fallen Kastanien von den Bäumen. Praktisch – denn laut einigen Webseiten sollen Kastanien helfen, Spinnen zu vertreiben. Die Duftstoffe der Kastanie sollen dabei ausschlaggebend sein. Die Seiten beziehen sich dabei auch auf eine Studie, denn sogar Wissenschaftler haben dieses Phänomen bereits untersucht. myHOMEBOOK hat einen Arachnologen gefragt, ob der angebliche Lifehack wirklich zu empfehlen ist.
Kastanien gegen Spinnen – so soll es funktionieren
Wie bei einigen Medien und auch auf Social Media empfohlen, sollen Kastanien eine besondere Wirkung auf Spinnen haben. Sie würden Duftstoffe verströmen, die die achtbeinigen Krabbeltiere nicht ausstehen können. Die beste Wirkung könne man erreichen, wenn man die Kastanien zerkleinere und an typischen Stellen in der Wohnung verteilt, an denen die Spinnen hereinkommen – also Fenster und Türen. Zudem solle man die Kastanien einmal pro Monat neu auslegen und verteilen, da sich die Wirkung verflüchtige.
In diesem Kontext wird oft auf eine Oxford-Studie hingewiesen, die 2017 im „Journal of Economic Entomology“ veröffentlicht wurde. Neben Kastanien wurde dabei auch die Wirkung von Zitronen- und Pfefferminzöl auf Spinnen getestet. An dieser Stelle ist es allerdings wichtig zu erwähnen, dass es bei der Studie nicht um gewöhnliche Kastanien – auch Rosskastanien genannt – geht, sondern um Esskastanien. Diese sehen zwar sehr ähnlich aus, sind aber dennoch unterschiedlich.
Die gute Nachricht: Die Forscher haben festgestellt, dass die Duftstoffe von Minze und Esskastanien Spinnen durchaus abschrecken können. Dabei ging es primär um die Braune Witwe sowie die Gartenkreuzspinne. Beide Spinnen sind für Menschen harmlos und lassen sich mit den natürlichen Methoden vertreiben, ohne dass sie Schaden davontragen.
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Das sagt ein Spinnenforscher zu dem Kastanien-Trick
Jason Dunlop ist Arachnologe und Kurator am Museum für Naturkunde Berlin und kennt den Trick mit den Kastanien. Es sei zwar denkbar, dass Kastanien die Spinnen vertreiben könnten, aber er würde es nicht als „Wundermittel“ bezeichnen. Der Effekt sei „etwas übertrieben im Volksmund“, erklärt er auf myHOMEBOOK-Anfrage. In der Studie könne man zudem „nur eine Abneigung bei drei Arten aus zwei netzbauenden Familien feststellen.“ Dunlop ist sich nicht sicher, ob das gleiche Verhaltensmuster auch für den Rest der rund 50.000 Spinnenarten auf der Welt gilt.
Wie nehmen Spinnen Gerüche wahr?
„Spinnen haben keine Nase wie wir“, erklärt der Spinnenexperte. Allerdings können sie durch besondere Sinneshaare die Duftstoffe aus ihrer Umgebung wahrnehmen. Das spielt laut Dunlop unter anderem eine wichtige Rolle bei der Paarung, wobei Männchen die Weibchen in ihrem Umfeld riechen können. Andere Duftstoffe seien für Spinnen eher unangenehm – riechen womöglich sogar nach Gefahr – und die Spinnen bleiben lieber auf Distanz.
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Wie sollte man sich bei Spinnen in der Wohnung verhalten?
„Spinnen sind eigentlich nützliche Tiere im Haus und Garten, weil sie unangenehme Insekten wie Mücken fressen“, erklärt Dunlop. Er würde deshalb „für ein friedliches Zusammenleben plädieren“ und eine unerwünschte Spinne im Haus einfach mit einem Glas und einem Stück Papier nach draußen bringen.