23. September 2021, 21:04 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Startet Ihr Tag auch erst nach einer Tasse Kaffee am Morgen? Rund 80 Prozent der Deutschen trinken ihn täglich. Viele greifen dabei auf Aluminiumkapseln zurück, die im Sinne der Nachhaltigkeit allerdings stark in Verruf geraten sind. Mittlerweile gibt es kompostierbare Alternativen, aber wie performen diese im Vergleich? Unsere Redakteurin macht den Test.
Meine Liebe zu Kaffee hat sich relativ spät entwickelt. Irgendwann ging sie so weit, dass ich mir eine Nespresso-Maschine für zu Hause kaufte. Die Entscheidung habe ich mir nicht leicht gemacht, denn Geschmack kämpfte gegen Verstand, der den Faktor Nachhaltigkeit in den Fokus rückte. Ich informierte mich über die Nachhaltigkeitsstrategie der Firma, wie man die verbrauchten Kapseln entsorgen muss, damit sie recycelt werden können. Und obwohl dies möglich ist, holt mich jedes Mal beim Ausleeren des Kapselbehälters das schlechte Gewissen ein. Deshalb begab ich mich wieder auf Recherche und fand einen Anbieter, der kompostierbare Kapseln herstellt, die sich auch in meiner Kaffeemaschine zubereiten lassen – doch ist der geschmacklich genauso gut wie der aus Aluminium-Kaffeekapseln?
Übersicht
Kompostierbare Kaffeekapseln von Vitaboni
Bei Vitaboni handelt es sich um zertifizierten Bio-Kaffee aus Uganda, Peru, Guatemala, Honduras und Kolumbien, der in Italien verarbeitet wird. Die Kapseln bestehen aus nachwachsenden Rohstoffen und können deshalb über den Biomüll entsorgt und anschließend industriell kompostiert werden. Sie sind außerdem CO2- und klimaneutral, weshalb Vitaboni zertifizierter „ClimatePartner“ ist.
Die kompostierbaren Kapseln lassen sich in allen gängigen Nespresso-Maschinen zubereiten, ausgenommen sind das Pro-System und die Vertuo-Maschine.
Die Sorten
Es gibt sechs sogenannte Blends, also Mischungen:
- Lungos: Arancione, Verde und Rosso (110 ml)
- Espressi: Emerald und Blu (40 ml)
- Ristretto: Nero (25 ml)
Die Kapseln stehen in 10er-, 30er-, 70er- oder auch 140-er-Aromadosen und -Paketen zur Verfügung, die aus 100 Prozent natürlichen und recycelten Materialien bestehen. Kostenpunkt: ab 11,97 Euro. Es ist auch möglich, ein Abonnement abzuschließen, das einen Preisvorteil mit sich bringt – und der Umwelt aufgrund von geregelten Lieferungen zugutekommt.
Aluminiumkapseln von Nespresso
Der Kaffee in den Aluminiumkapseln von Nespresso stammt aus Brasilien, Guatemala, Mexiko, Indien, Kolumbien, Äthiopien, Kenia, China, Uganda, Costa Rica, Peru, Indonesien sowie Nicaragua. „Über unser AAA Sustainable Quality™ Program, das wir 2003 zusammen mit der Rainforest Alliance gegründet haben, arbeiten wir direkt mit über 120.000 Kaffeebauern in 15 Ländern zusammen, um den Anbau nachhaltiger Kaffees zu fördern und den Lebensstandard der Kaffeebäuer:innen zu verbessern. Mittlerweile beziehen wir bereits 93 Prozent unseres Kaffees über dieses umfassendes Anbauprogramm (Stand 2020)“, ergänzt eine Sprecherin von Nespresso auf Nachfrage von myHOMEBOOK.
Viele der Kapseln bestehen zu 80 Prozent aus recyceltem Aluminium, bis Ende des Jahres 2021 soll das gesamte Sortiment der Original- und der Verturo-Kapseln diesem Standard entsprechen. Die Umverpackungen bestehen aus Vollkarton, das Papier ist FSC-zertifiziert.
Die Sorten
Bei Nespresso unterscheiden sich sowohl die Kapselarten als auch die Sorten. Die Original-Kapseln, um die es sich in diesem Vergleich auch handelt, gibt es in 28 verschiedenen Sorten, die wiederum als Ristretto, Espresso oder auch Lungo zubereitet werden können.
Die Aluminiumkapseln sind in Stangen à zehn Kapseln erhältlich, die günstigsten Stangen kosten 3,90 Euro. Auch Nespresso bietet ein Abonnement an, bei dem man Sorten und Lieferzeitpunkt wählen kann.
Kaffee aus Aluminium- und kompostierbaren Kapseln – der Vergleich
In diesem Vergleich wurden Kaffeekapseln aus Aluminium von Nespresso und kompostierbare Kapseln von Vitaboni zubereitet. Dabei wurden jeweils zwei Kaffeearten nach Aussehen, Konsistenz, Geruch und Geschmack bewertet: Espresso und Lungo.
Espresso von Nespresso
Der Inspirazione Napoli ist mit einer Intensität von 13 der intensivste Espresso von Nespresso und wird auf der Seite daher auch als sehr bitter und vollmundig beschrieben.
Während der Zubereitung verströmte er einen sehr intensiven Geruch. In der Tasse bildete sich eine deutlich erkennbare Crema, der Espresso darunter sah dunkel und cremig aus. Geschmacklich traf es die Beschreibung genau: vollmundig, stark und bitter.
Espresso von Vitaboni
Von Vitaboni ist der stärkste Bio-Espresso Blu mit 9 von 10 Punkten bei der Intensität ein guter Vergleich. Er wird als leicht buttrig und nur fein sauer beschrieben.
Frisch gekocht verströmte er ebenfalls einen starken Geruch, allerdings weniger intensiv. Die Crema war fest, nach dem ersten Schluck schmeckte der Espresso stark und voll, weniger bitter und sauer. Nach der Crema wurde der Geschmack allerdings weniger intensiv und wässrig.
Das Fazit
Beide Espressi dufteten intensiv und hatten eine feste Crema. Geschmacklich waren sowohl der aus der Aluminium-Kapsel als auch der aus der kompostierbaren vollmundig und stark, nach dem ersten Schluck schmeckte der Vitaboni-Espresso allerdings lascher und wässriger.
Was versteht man eigentlich unter „Crema“?
Ist ein Espresso gut zubereitet, bildet sich eine goldbraune Schaumschicht auf dessen Oberfläche, die sogenannte Crema. Ihre Konsistenz und ihr Aussehen geben Aufschluss über die Qualität des Espressos.
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Lungo von Nespresso
Für den Vergleich hielt die Sorte „Buenos Aires Lungo“ her. Der Geschmack ist als süß und getreidig auf der Webseite beschrieben, die Intensität ist mit 4 von 13 relativ niedrig.
Sobald die Flüssigkeit aus der Maschine strömte, wurde ein angenehmer Geruch von frischem Kaffee freigesetzt. Unter der Crema-Schicht ließ sich ein dunkler Lungo erkennen. Er schmeckte vollmundig, leicht und man konnte die Getreidenoten deutlich ausmachen.
Lungo von Vitaboni
Von Vitaboni fiel die Wahl auf den Bio-Lungo Arancione, da er mit einer Intensität von 4 von 10 ebenso leicht ausfällt wie das Pendant von Nespresso. Geschmacklich wird er als samtig und harmonisch beschrieben, er soll eine süßlich bis florale Noten haben.
Bevor der Kaffee aus der Maschine kam, landete erst einmal ein Schwung Wasser in der Tasse. Danach verbreitete sich ebenfalls ein angenehmer Duft nach frischem Kaffee. Auch bei dieser Kapsel bildete sich eine leichte Crema-Schicht, unter der sich dunkler Lungo befand. Er schmeckte sehr leicht und süßlich, im Vergleich zum Nespresso-Lungo, aber wässriger beziehungsweise weniger intensiv.
Das Fazit
Beide Lungos haben bei der Zubereitung wunderbar geduftet, hatten eine Crema und sahen dementsprechend lecker aus. Geschmacklich konnte der von Nespresso mehr überzeugen, da er vollmundiger war.
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Warum wird der Vitaboni-Kaffee wässriger?
Bei der Zubereitung beider Kaffeearten tritt zuerst etwas Wasser aus, was das Ergebnis wässriger werden lässt. Der Grund dafür ist die Abdichtung der kompostierbaren Kapseln im Vergleich zu den Aluminium-Kaffeekapseln. Die aus Aluminium sind mit Silikon abgedichtet, die kompstierbaren hingegen mit einem Pappring. Auf Nachfrage von myHOMEBOOK erklärte eine Sprecherin von Vitaboni: „Dieser Rohstoff unterliegt natürlichen Schwankungen, hält aber nicht immer genauso dicht wie das erwähnte Silikon. Allerdings ist der Ring innerhalb kürzester Zeit biologisch abgebaut.“
Das große Fazit
Die Espressos und Lungos aus kompostierbaren sowie Kaffeekapseln aus Aluminium schmecken sehr gut, allerdings fallen die von Nespresso etwas intensiver im Geschmack aus. Sowohl der Espresso als auch der Lungo von Vitaboni erscheinen im Vergleich etwas wässriger als die der Aluminium-Konkurrenz. Macht es das Kaffeeerlebnis dadurch aber schlechter? In Anbetracht der Tatsache, dass der Gedanke an die Umwelt ausschlaggebend für die Suche nach einer Alternative zu einem bereits als gut befundenen Anbieter war, liefert schon die Antwort.
Geht es einem wirklich darum, seinen Alltag nachhaltiger zu gestalten und deshalb etwas an seinem Konsum von Wegwerfartikeln verändern zu wollen, sind die kompostierbaren Kapseln statt der Aluminiumkapseln definitiv eine gute Wahl.
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Beide Kaffeekapseln im Nachhaltigkeits-Check
Es gibt mehrere Unterschiede zwischen Kaffeekapseln aus Aluminium und kompostierbaren Kaffeekapseln in Bezug auf die Nachhaltigkeit. Unter anderem die Geschwindigkeit beim Abbau: Während Aluminiumkapseln zwischen 150 und 200 Jahre brauchen, um sich abzubauen, schaffen das kompostierbare Kapseln wie die von Vitaboni bereits in etwa 90 Tagen.
Während die kompostierbaren Kapseln über den Bio- oder Restmüll entsorgt werden und anschließend verrotten können, gilt es Aluminiumkapseln zu recyceln. In diesem Fall können gebrauchte Nespresso-Aluminiumkapseln über die Gelbe Tonne oder die Wertstofftonne entsorgt werden. Alternativ kann man sie auch bei einem Wertstoffhof oder in einer der Filialen abgeben. Übrigens: Mittlerweile bestehen die Kapseln zu 80 Prozent aus recyceltem Aluminium.