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Muss man Leitungswasser filtern? Experten haben klare Meinung

Wasser filtern
Ist es wirklich sinnvoll oder gar nötig, das Wasser zu Hause zu filtern? Foto: Getty Images / BartekSzewczyk
Felix Mildner
Redaktionsleiter

5. September 2024, 12:49 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Es gibt viele Produkte auf dem Markt, die dazu dienen, Leitungswasser zu Hause zu filtern. Die Hersteller werben mit dem Versprechen, das Wasser von Verunreinigungen zu befreien. Doch dabei stellt sich die Frage: Ist das wirklich nötig?

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In zahlreichen Ländern der Welt ist Leitungswasser nicht zum Verzehr geeignet – anders als in Deutschland, wo es in der Regel unbedenklich getrunken werden kann. Dennoch greifen viele Haushalte auf Tischwasserfilter zurück, um das Wasser zusätzlich aufzubereiten. In bestimmten Fällen kann es außerdem vorkommen, dass geraten wird, das Wasser vorübergehend abzukochen, falls es durch Verunreinigungen belastet ist. myHOMEBOOK hat Experten befragt, ob es generell sinnvoll ist, Leitungswasser zu filtern.

Sollte man das Leitungswasser filtern?

„Es ist nicht sinnvoll und außerdem ein teures Vergnügen“, antwortet Philip Heldt von der Verbraucherzentrale NRW auf die Anfrage von myHOMEBOOK. Schließlich sind die Geräte oft nicht gerade günstig und die Kartuschen müssen regelmäßig gewechselt werden. Die einzige Ausnahme ist der Hausanschlussfilter hinter der Wasseruhr – hier ist eine Filterung sogar vorgeschrieben. In allen anderen Fällen rät Toxikologe Heldt von dieser Praxis entschieden ab.

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„Da wird leider viel mit Angst geworben seitens der Hersteller“, erklärt der Experte. Dabei falle auch immer wieder der Begriff der Nitratbelastung. „Dabei geht es allerdings nicht um unser Wasser aus dem Hahn“, sagt Heldt. Dieses unterliegt aufgrund der Trinkwasser-Verordnung strengsten Richtlinien, sodass man es problemlos zu sich nehmen kann.

Auch Lars Wagner vom Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) hat eine klare Meinung dazu: „Trinkwasser in Deutschland ist das am besten überprüfte Lebensmittel und benötigt aus gesundheitlichen Aspekten keinerlei sonstiges Nachbehandlungsverfahren.“ Wasserfilter würden lediglich dem Komfort dienen, um etwa Wasser zu enthärten und somit Kalkflecken zu reduzieren. „Unser Leitungswasser ist enorm sauber“, bestätigt auch Heldt. „Das ist ein Privileg.“

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Tischwasserfilter – Kosten- und Keimfalle?

Zudem spielt dabei auch der Kostenfaktor eine Rolle. „Die Filter versprechen, Schadstoffe zu entfernen, kosten aber auch eine Menge Geld.“ Und das nicht nur in der Anschaffung, auch die Kartuschen müssen in regelmäßigen Abständen gewechselt werden. Es gibt auch Anlagen für mehrere Tausend Euro, die Strom verbrauchen.

Heldt rät eher dazu, sich bewusst zu ernähren, Bio-Lebensmittel einzukaufen, eventuell die Dose Thunfisch wegzulassen. Dabei würde man die Menge an Schadstoffen, die man zu sich nimmt, deutlich reduzieren.

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Was tun bei Bleileitungen?

Kaum vorstellbar, aber in manchen Altbauten sind nach wie vor Leitungen aus Blei verbaut. Dabei handelt es sich um ein giftiges Schwermetall. „Ja, die gibt es leider noch. Laut der neuen Trinkwasserordnung sind die Bleileitungen zu wechseln“, erklärt Toxikologe Heldt. Der Austausch ist Sache der Eigentümer, Mieter können das aber einklagen. Allerdings würden auch in diesem Fall Filteranlagen nicht viel bringen, meint der Experte.

„Man weiß ja nicht, wann die Kartuschen voll sind“, erklärt Heldt. Die Hersteller würden zwar Wechsel-Intervalle angeben, aber dabei handle es sich lediglich um Richtwerte. Heldt empfiehlt im Zweifel, eine Trinkwasser-Analyse durchführen zu lassen. Das kostet zwischen 30 und 50 Euro, man braucht nur ein sauberes Marmeladenglas, das man ins Labor einschickt. „Dann weiß ich Bescheid, ob auch wirklich Blei drin ist.“

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Welche Risiken können entstehen?

„Das größte Risiko ist das Verkeimen der Filter-Anlagen“, warnt der Experte. „Gerade bei preiswerteren Anlagen muss man wirklich auf das Wechseln der Filter achten.“ Zudem sollte man vermeiden, dass das Wasser lange stehen bleibt. „Das Wasser muss frisch sein. Und die Karaffe sollte man regelmäßig in der Spülmaschine reinigen.“

Ein weiterer Punkt: Manche Filteranlagen sind mit Silber-Ionen ausgestattet, die antimikrobiell wirken sollen. „Das klingt zunächst gut, ist aber eigentlich ein Problem“, warnt der Toxikolige. Denn die Silber-Ionen gelangen ins Wasser, was im Grunde der Trinkwasser-Verordnung widerspricht. „Silber-Ionen können in höheren Mengen giftig sein und die Darmflora schädigen“, erklärt der Experte. „Es kommt eine Substanz ins Wasser, die nicht reingehört.“

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Und wie sieht es bei stark kalkhaltigem Wasser aus?

Vor allem in den Großstädten, aber auch in anderen Regionen Deutschlands, ist das Leitungswasser besonders kalkhaltig. Auch deswegen würden manche das harte Wasser aus dem Hahn filtern, bevor sie es trinken. „Gesundheitlich ist Kalk kein Problem. Wir nehmen ja auch Calcium zu uns“, informiert Heldt. Allerdings würde man die hohe Kalk-Konzentration im Wasser auch schmecken. „Wenn ich Tee-Fan bin, macht mir kalkhaltiges Wasser womöglich den Genuss zunichte“, sagt der Verbraucherschützer. Dann kann es sinnvoll sein, das Wasser für die Tee-Zubereitung zu filtern. Nötig ist es allerdings auch in diesem Fall nicht.

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