25. Juli 2020, 4:37 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Das Veredeln von Bäumen ist eine uralte gärtnerische Tätigkeit, die viel handwerkliches Geschick und vor allem Wissen abverlangt. Ein Experte erklärt, was sich hinter dem Veredeln verbirgt und wie es funktioniert.
Veredeln will gelernt sein und ist doch kein Hexenwerk, ohne kostspielige Ausstattung durchführbar und mit ein wenig Grundwissen gut erlernbar. Der Gartenexperte Robert Markley, Geschäftsführer vom Verband der Gartenbaumschulen in Haan (Nordrhein-Westfalen) erklärt auf Nachfrage von myHOMEBOOK was sich hinter dieser besonderen Vermehrungsform verbirgt und wie man selbst Bäume veredeln kann.
Bäume veredeln – Was ist das?
Der Begriff „Veredlung“ beschreibt eine besondere Vermehrungsart, bei der ein zu vermehrendes Gehölz (Edelreiser) auf einem geeigneten Unterlagengehölz (Unterlage) zum Verwachsen gebracht wird. Baumschulen führen vorrangig Veredlungen aus, um beispielsweise Rhododendronsorten mit einer kalkverträglichen Unterlage (Inkarho), an sich starkwachsende Obstsorten mit einer schwachwachsenden Unterlage (Spalierobst) oder umgekehrt wuchsschwache Rosensorten mit einer starkwachsenden Wildlingsunterlage zu verbinden.
Warum sollte man Bäume veredeln?
Bei vielen Bäumen ist die Veredlung zwingend erforderlich, da viele kleinkronige Hausbaumsorten wie beispielsweise der Kugel-Ahorn oder die Korkenzieher-Robinie keinen eigenen Stamm ausbilden. Auch die meisten Obstbäume sind veredelt. Auf diese Weise können Sorten originalgetreu erhalten werden. Würde man Obstbäume über ihre Samen züchten, würden sich diese von der Mutterpflanze unterscheiden. Durch das Veredeln und damit Klonen sind zudem Wachstum und Ertrag kontrollierbar. Das Veredeln von Bäumen ist auch sinnig, wenn der Edelreiser nicht zum vorhandenen Standort passt, die Unterlage jedoch schon. Durch das Veredeln können Bäume zudem resistenter gegen Krankheiten werden.
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Welche Baumsorten kann man veredeln?
Bei Bäumen werden oft kleinkronige oder überhängende Sorten auf einen Hochstamm veredelt, beispielsweise eld-Ahorn-Sorten, ‚Youngii‘-Birken oder ‚Pendula‘-Sorten mit stark abfallendem Wuchsformen. Übrigens: Fast alle kleinkronigen Hausbäume, wie auch Obstbäume sind Veredlungen. Sie thronen auf einem Unterlagenstamm und werden auf etwa auf zwei Meter Höhe veredelt.
Wie sollte man beim Veredeln vorgehen?
Die häufigste Vermehrungsart bei Bäumen ist die Kopulation. Hierbei werden gleichstarke Edel- und Unterlagentriebe jeweils schräg angeschnitten und miteinander verbunden. Durch den schrägen Schnitt entsteht eine möglichst große Verwachsungszone. Diese Art der Veredlung erfordert handwerkliches Geschick und viel Routine.
„Die ‚einfachste‘ Veredlungsmethode für Laien ist vielleicht noch die Okulation von Obstbäumen. Hierbei setzt, sprich okuliert man eine Knospe der Muttersorte auf eine Wildunterlage. Diese Veredlung wird im Juli durchgeführt. Dabei wird mit einem scharfen Messer ein sogenannter T-Schnitt auf der Unterlage ausgeführt. Die Rinde um den T-Schnitt wird sorgsam gelöst und die Knospe der Muttersorte in den T-Schnitt eingeschoben. Die Veredlungsstelle wird abschließend verbunden, damit kein Schmutz eindringen kann“, erklärt Experte Markley.
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Typische Fehler, die man beim Veredeln machen kann
Sauberes Arbeiten und Hygiene sind unerlässlich. Durch die Veredlung werden der Pflanze Wunden zugeführt, die entsprechend sauber verbunden und nachbehandelt werden müssen. Deshalb sollte man Bäume auch nie bei Regenwetter veredeln. Eine feuchte Witterung begünstigt Krankheiten. Auch sollten Hobbygärtner aus diesem Grund nie die Schnittflächen mit den Fingern berühren! Bei Trockenperioden muss man die veredelte Pflanze unbedingt ausreichend wässern.
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Das Veredeln ist eine reine Vermehrungs- und keine Züchtungsmethode. Jedoch kann man verschiedene Obstsorten auf eine (!) Unterlage veredeln und so sogenannte Familienbäume heranziehen.