15. Juli 2020, 14:10 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Es muss nicht immer der typische Blumentopf sein – Pflanzen können auch im Glas gedeihen. myHOMEBOOK erklärt, worauf man beim Anlegen eines Flaschengartens achten sollte, um optimale Wachstumsbedingungen zu schaffen.
Karge Wüste, subtropischer Regenwald oder kühle Farn- und Mooslandschaft: Mit einem Flaschengarten lassen sich verschiedene Mini-Gewächshäuschen nachbilden. Dieser botanische Garten im Kleinformat ist ein echter Hingucker auf der Fensterbank oder im Regal – und mit den richtigen Tipps auch nicht schwer zu realisieren. Hier erfahren Sie, worauf es dabei ankommt.
Was ist der Vorteil von einem Flaschengarten?
Pflanzterrarien sind ein Hingucker, und sie bieten vielen grünen Mitbewohnern ideale Bedingungen. „Trockene Raumluft macht vielen Zimmerpflanzen zu schaffen, vor allem wenn sie auf der Fensterbank über der Heizung stehen“, erläutert Hans-Jürgen Weese vom Bundesverband Einzelhandelsgärtner. „Ein Glashaus hingegen hält die Feuchtigkeit und schafft so ein Mikroklima, das für die Pflanzen optimal ist.“
Welche Gläser eignen sich?
Als Wardscher Kasten ist das bepflanzte Glasgefäß in der Wissenschaft bekannt, es wird aber auch als Florarium, Miniaturgewächshaus, Flaschengarten, Farnkiste oder Zimmergarten bezeichnet. Neben speziellen Glashäusern bieten sich dafür Vasen sowie Einmach- und Bonbongläser mit großen Öffnungen an. Die Buchautorin Stephanie Hauschild empfiehlt Anfängern Glasglocken mit Untersetzern. „Die Schalen lassen sich leicht bepflanzen, die hohe Form bietet den Pflanzen viel Raum zum Wachsen.“
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Sowohl Feuchtigkeit als auch Trockenheit liebende Pflanzen können in geschlossenen Systemen überleben. „Wichtig ist die Menge an Wasser, die zu Beginn hinzugegeben wird“, sagt Jeannine Marquardt, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Botanischen Gartens und des Botanischen Museums in Berlin.
Welche Pflanzen kommen in den Flaschengarten?
Für trockene Flaschengärten empfehlen sich grundsätzlich kleinwüchsige Kugelkakteen wie Mammillaria, Wolfsmilchgewächse, Tillandsien und Sukkulenten wie Lithops, Echeverien oder Aloe. Zu den subtropischen Grünpflanzen, die besser in feuchten Gefäßen wachsen, gehören kleine Begonien, Tradeskantien, Bubikopf und Einblatt. Fleischfressende Pflanzen wie Fettkraut, Sonnentau, Schlauchpflanzen und die Venusfliegenfalle fühlen sich unter Glas ebenfalls wohl. Und auch Moose und Farne finden hier ideale Bedingungen vor. Zuweilen werden sogar Bonsais in Pflanzenterrarien gezogen.
„Viele Farne mögen es gern schattig, kühl und feucht“, erklärt Marquardt. Empfehlenswert sind Frauenhaarfarne, Javafarn, Knopf- und Moosfarne. Ihr Tipp: Arten aus der Aquaristik. Wem ein schönes Blatt nicht reicht, kann ein Usambaraveilchen ins Glas setzen. Blühende Pflanzen gelten aber grundsätzlich als problematisch. „Sobald die Blüten verblüht sind, müssen sie entfernt werden“, erklärt Hauschild. Das kann sich einerseits technisch als aufwendig entpuppen, andererseits wird das Ökosystem im Flaschengarten durch Schimmel- und andere Pilzsporen gefährdet.
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Wie richtet man einen Flaschengarten richtig ein?
Überhaupt ist Hygiene die Grundlage für ein gesundes Biotop im Flaschengarten. „Je weniger Fehler man bei der Anlage macht, desto geringer ist später der Pflegeaufwand“, betont Hauschild. Die Grundlage des Florariums bildet eine Schicht Kies und Tongranulat. „Die Drainage ist wichtig, damit sich überschüssiges Wasser absetzen kann und die Wurzeln nicht in der feuchten Erde faulen“, sagt Marquardt. Tipp: Ein Löffel Aktivkohle darauf hält Bakterien und Schimmel in Schach und nimmt Schmutz auf.
Zum Schluss folgt die Pflanzenerde. Deren Zusammensetzung richtet sich letztlich nach den eingesetzten Pflanzen. „Bei Sukkulenten und Kakteen kann man ruhig Kies und Sand in die Erde mischen. Sie brauchen einen trockenen Boden“, erklärt Weese. Marquardt empfiehlt, für ein gutes Nährstoffgleichgewicht eine kleine Menge Muttererde unter die Pflanzenerde zu mischen. Mikroorganismen wie Springschwänze, Weiße Asseln und Regenwürmer aus dem Kompost helfen bei der Regulierung von verrottendem Pflanzenmaterial.
Wie viele Pflanzen kommen in das Glas?
Die Anzahl der Pflanzen im Glas richtet sich nach der Größe des Gefäßes. Mehr als drei sind aber nicht empfehlenswert – schließlich wächst das Grün weiter. Während man Kakteen und Sukkulenten einen sonnigen Platz auf der Fensterbank einräumen kann, sollte Feuchtigkeit liebendes Grün eher im Halbschatten stehen. „In der prallen Sonne kann sich das Glas so sehr aufheizen, dass empfindliche Pflanzen wie Farne und fleischfressende Pflanzen verbrennen können“, erläutert Weese.
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Was ist bei der Pflege wichtig?
Funktioniert das Ökosystem einwandfrei, ist der Pflegeaufwand minimal – abgesehen vom regelmäßigen Entstauben. Sind die Behälter richtig dicht, hält ein Florarium ohne Probleme mehrere Jahre, so Hauschild.