18. Juni 2020, 14:02 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Die Corona-Zeit wurde zum Ausmisten genutzt und in Keller und auf dem Dachboden stapelt sich allerhand Aussortiertes? Perfekt, denn ab Juli startet vielerorts die diesjährige Hofflohmarktsaison. Was sich hinter dem Konzept der Hofflohmärkte und Gartenflohmärkte verbirgt und welche Besonderheiten dabei für Käufer und Verkäufer in der aktuellen Corona-Situation gelten.
Ein Flohmarkt ist eine wunderbare Sache: Die einen stöbern leidenschaftlich nach Schätzen, die anderen werden ihre nicht mehr benötigten Besitztümer los. Besonders interessant und entspannt ist es, wenn der Flohmarkt dabei direkt in der Nachbarschaft oder gar im eigenen Garten stattfindet. Wie man einen Hofflohmarkt organisiert und wo die Tücken, aber auch Goldgruben liegen, erfuhr myHOMEBOOK von René Götz, Gründer der Initiative Hofflohmärkte.
Was sind Hofflohmärkte?
Ein Tag, ein Viertel oder gar eine ganze Stadt und viele kleine Flohmärkte in vielen Hinterhöfen und Gärten: So ließe sich das Konzept der Hofflohmärkte wohl am einfachsten beschreiben. Hausanwohner verkaufen im eigenen Hof oder Garten zusammen mit der Familie, Freunden und Nachbarn an einem festgelegten Tag ihre aussortierten Dinge. Gemütlich können dann die Anwohner durch die Hinterhöfe ihres Viertels schlendern und neue Lieblingsstücke ergattern. „Der Charme von Hinterhofflohmärkten ist es, viele Höfe an einem Tag in der Nachbarschaft neu zu entdecken und hinter die Kulissen zu blicken“, so René Götz.
Neu ist das Konzept an sich allerdings nicht. Die ursprüngliche Idee der Hofflohmärkte stammt aus Amerika. Dort sind sie als Garage- & Yard-Sales bekannt. Den Hofflohmarkt als solchen gibt es in Deutschland seit den 1980er-Jahren. René Götz, Gründer der Initiative Hofflohmärkte, ist von klein auf an von den bunten Märkten fasziniert: „Bereits als Kind bin ich gerne auf Flohmärkte gegangen. Auch die Themen Nachhaltigkeit und Nachbarschaft sowie die Liebe zu meinem Viertel liegen mir sehr am Herzen. Als Selbständiger im Bereich des Stadtteilmarketings hat mich diese Idee von Beginn an sehr fasziniert. Somit ist dieses Projekt zusammen mit Nachbarn, Ladeninhabern und Kreativen vor über 15 Jahren entstanden.“
In welchen Orten gibt es Hofflohmärkte?
Was in München als Nachbarschaftsidee begann, ist seit 2015 in Augsburg, Stuttgart, Frankfurt, Köln, Dortmund, Hannover und weiteren Städten wie Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Essen, Mannheim und Mainz inzwischen als große Community realisiert. Mittlerweile gibt es die Flohmärkte in über 30 Städten und an über 300 Terminen pro Jahr. Weitere Städte, Gemeinden und Viertel werden regelmäßig in die Serie der Hofflohmärkte aufgenommen.
Kann jeder einen Hofflohmarkt organisieren?
Jeder kann mitmachen. Die Organisation mit Terminierung, Konzeption, Anmeldemöglichkeit sowie Tour-Plan wird dabei von der Initiative übernommen. Jede Nachbarschaft kann sich somit über die Webseite auf die Wunschliste setzen lassen. Bei ausreichend Interessenten wird ein Termin gestartet. Übrigens: Je mehr sich vormerken lassen, umso eher startet ein Termin.
Welche Regeln gelten bei einem Flohmarkt in Hinterhof und Garten?
Es gibt einige Spielregeln, die bei Hofflohmärkten und Gartenflohmärkten beachtet werden sollten:
- Der Eigentümer des Hauses oder die Hausverwaltung müssen um Erlaubnis gefragt werden und die Teilnahme genehmigen.
- Die Flohmärkte müssen auf privatem Grund, also dem Hof oder im Garten, stattfinden.
- Der Verkauf darf nicht auf öffentlichen Grund (Gehwege und öffentliche Plätze) erfolgen.
- Der Verkauf erfolgt nur von privat. Gewerbliche Verkäufer dürfen nicht teilnehmen.
- Hofflohmärkte finden bei jedem Wetter statt, daher empfiehlt es sich mit Sonnenschirmen, Planen oder Pavillons für alle Wettersituationen gerüstet zu sein.
Welche Einschränkungen gibt es durch Corona?
Auch die aktuellen Corona-Einschränkungen spiegeln sich bei der Organisation und Durchführung der Hofflohmärkte wider. „Hier ist viel Kreativität gefragt. Auf unserer Seite haben wir dies im Corona-Update mit einer kleinen Lego-Stadt visualisiert. Viele Teilnehmer nehmen diese spannende Herausforderung an und freuen sich auf Hofflohmärkte mit Abstand und Mund-Nasenschutz, aber trotzdem mit viel Spaß und Fröhlichkeit“, weiß René Götz. Damit die Hofflohmärkte auch während der Corona-Pandemie Spaß machen und Nachbarn und Besucher gesund bleiben, müssen folgende Auflagen eingehalten werden:
- Die Saison startet statt im Mai erst ab Juli und geht in diesem Jahr bis Oktober.
- Ein Mund-Nasenschutz ist in den Höfen und Gärten verpflichtend.
- Der Mindestabstand von 1,5 Metern muss eingehalten werden. Dazu werden die Teilnehmer angehalten, die Besucherströme zu lenken.
- Es sollen Desinfektionsmöglichkeiten im Hof vorhanden sein.
Hierzu passend: Worauf Sie beim Kauf von Flohmarkt-Möbeln achten sollen
Grundsätzlich liegt es aber auch immer an der jeweiligen Struktur der Viertel. Sehr urbane Viertel müssen während der Corona-Pandemie auf mehr Abstand achten und sich auf längere Wartezeiten vor den Höfen einstellen. In Stadtteilen, in denen mehr im Garten verkauft wird und die mit Einfamilienhäusern strukturiert sind, kann es aufgrund größerer Flächen auch Einbahn-Regelungen und Laufrichtungen für Besucher geben.
Wie meldet man einen Hofflohmarkt an?
„Je mehr Nachbarn in einem Haus mitmachen, umso mehr Spaß macht es. Und je mehr Nachbarn mit ihren Höfen und Gärten sich in einer Straße anmelden, umso mehr Punkte gibt es im Plan“, erklärt der Initiator. Und so kann man mitmachen:
- Bei Interesse können sich die Bewohner auf der Homepage der Hofflohmärkte anmelden oder sich auf die Wunschliste setzen lassen.
- Jeder unter einer Hausnummer angemeldete Hof oder Garten erhält einen Punkt im Plan. Straßen mit vielen Punkten werden von Besuchern bevorzugter besucht.
- 15 Euro kostet die Teilnahme pro Hof oder Garten, egal wie viele Stände in diesem Hof oder Garten aufgebaut werden. In neueren Städten liegt der Teilnahmebetrag bei 10 Euro pro Hof oder Garten. Den Betrag können sich die Teilnehmer teilen.
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Wie wird ein Hofflohmarkt erfolgreich?
Hofflohmärkte sind ein Gemeinschaftsprojekt. Jeder Nachbar kann sich aktiv engagieren, um sein Viertel nachhaltig zu beleben. Oftmals beginnt es sehr klein mit zwei oder drei Höfen in einer Straße. Doch schnell werden die Anwohner neugierig und machen dann das Jahr darauf mit. Damit der Hoftrödel-Tag ein bunter und erfolgreicher Tag mit vielen Facetten wird, hier ein paar praktische Tipps:
- Nachbarn zum Mitmachen animieren: Je mehr Höfe und Gärten in einer Straße mitmachen, umso mehr Punkte gibt es im Plan und umso attraktiver sind diese Orte für Besucher.
- Flyer in der Nachbarschaft (Briefkästen, in Geschäften) verteilen.
- Mit Luftballons oder Plakaten vor Ort aufmerksam machen.