29. August 2019, 15:34 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Holzwürmer gehören zu den nervigen Untermietern, denen man nicht so einfach kündigen kann. Man bekommt sie nur selten zu sehen. Dafür aber ihre „Fußabdrücke“ – Löcher im Holz und kleine Hügel aus Sägemehl. Haben sie Möbel oder Balken im Haus einmal befallen, muss man in die Trickkiste greifen, um die kleinen Plagegeister langfristig loszuwerden. myHOMEBOOK hat einen Experten gefragt, was wirklich hilft.
Holzwürmer bekämpfen, aber wie? Vor dieser Frage stehen viele, wenn sie die ersten Spuren der Holzschädlinge im Haus vorfinden. Dabei ist die gebräuchliche Bezeichnung „Holzwurm“ eigentlich irreführend, denn es handelt sich nicht um einen Wurm, sondern um einen Käfer und dessen Larven. Meistens findet man in mitteleuropäischen Gefilden den Gewöhnlichen Nagekäfer (Anobium punctatum) vor. Die Gänge, welche die Larven durchs Holz fressen, erinnern nur optisch an Wurmspuren. Hat man den Feind identifiziert, sollte man schnell handeln, um weitere Schäden zu vermeiden.
Woran erkenne ich Holzwurmbefall?
Das offensichtlichste Indiz, das Holzwürmer hinterlassen, sind 1 bis 2 mm Löcher und tunnelartige Spuren im Holz. Gerade bei Antiquitäten und alten Bauhölzern kann es sich aber auch um einen lange zurückliegenden Holzwurmbefall handeln. Ob die Holzwürmer noch aktiv sind, erkennen Sie am ehesten an kleinen Häufchen aus feinem Holzsägemehl. Denn wo gehobelt wird, da fallen Späne. Am besten legt man ein Stück schwarzes Papier unter den vermuteten Tatort und wartet, ob nach ein paar Tagen Holzmehl sichtbar wird. Alternativ klebt man mit Kleister ein dünnes Seidenpapier vor die Holzwurmlöcher und schaut ob dieses durch das Austreten der erwachsenen Käfer durchlöchert wird.
Auch wenn manchmal behauptet wird, man könnte den Holzwurm hören, handelt es sich dabei um einen Mythos. Hörbar sind lediglich die Larven des Hausbockkäfers, die meist im Nadelholz von Dachstühlen leben. Die kleinen Larven vom Gewöhnlichen Nagekäfer kann man auch mit technischer Unterstützung, etwa einem Stethoskop, nicht akustisch hören. Zudem kann eine Klopfprobe auf befallenem Holz aufschlussreich sein. Es klingt hohl, wenn es im Inneren bereits stark durchlöchert ist.
Feind identifiziert? Holzwürmer bekämpfen!
Um die Holzwürmer effektiv zu bekämpfen, ist es sinnvoll, sich den Übeltäter einmal genau anzusehen. Der braun-schwarze Käfer ist zwischen 3 bis 6 mm lang. Die Flügeldecken sind rillenartig und mit Punkten besetzt. Die Fühler bestehen aus elf Gliedern, wobei die letzten drei Glieder stark verlängert sind. Der Kopf ist unter dem Halsschild meist geschützt verborgen. Der Halsschild ist fast kapuzenartig gehöckert. Die Käfer schlüpfen nach einer Entwicklungszeit von 2 bis 8 Jahren aus den Larven.
Da Holzwürmer ihrem Zuhause gern treu bleiben, legen sie die neuen Eier auch am liebsten wieder in das Holz, in dem sie selbst aufgewachsen sind. Die Löcher entstehen, wenn die Holzwürmer nach der Verpuppungszeit nach draußen schlüpfen. Holzwurmbefall kann leicht verwechselt werden mit einem Befall durch den Hausbock oder Splintholzkäfer. Die Fraßgänge und Ausfluglöcher vom Hausbock sind allerdings deutlich größer. Splintholzkäfer findet man nur an Laubholz mit hohem Splintanteil. Die Bekämpfung dieser Holzschädlinge funktioniert aber ähnlich.
Wo können sich Holzwürmer überall einnisten?
Die Holzwürmer befallen nur verbautes, kein frisch geschlagenes Holz. Sie zählen damit zu den Trockenholzschädlingen. Das Alter des Holzes ist dabei unerheblich. Mit großer Vorliebe fressen sie sich sowohl durch Laub- als auch durch Nadelholz, Splintholz bevorzugen sie vor Kernholz. Dabei können Dekorationsgegenstände, Bilderrahmen, Musikinstrumente, Möbelstücke, aber auch Fußböden und tragende Wand- und Dachkonstruktionen betroffen sein. In Wohnräumen, die zentral beheizt sind, schlagen die Holzwürmer dennoch selten zu. Sie treiben ihr Unwesen lieber in Kellern, Dachböden, leerstehenden Häusern, Kirchen und Brennholzlagern. Also überall dort, wo das Holz eine gewisse Feuchtigkeit aufweist. Aber auch Holzböden können durch ständiges nasses Wischen anfällig werden.
Wie bekämpft man Holzwürmer langfristig?
Hat man einen aktiven Befall nachgewiesen, kann man anfangen, Holzwürmer zu bekämpfen. Bei der Wahl der geeigneten Methode kommt es vor allem darauf an, wie groß das befallene Holzstück ist und ob es sich um bewegliches Mobiliar oder verbaute Flächen handelt. Sind tragende Elemente des Hauses betroffen, wie z.B. der Dachstuhl, rät „Holzwurmflüsterer“ Dipl. Ing. Stephan Biebl, unbedingt einen Sachverständigen für Holzschutz einzuschalten. „Das ist der Facharzt, der die Biologie und alle Verfahren am besten kennt.“ Auch bei befallenen größeren Möbelstücken (Schrank, Klavier, etc.) empfiehlt er einen Fachmann zu bestellen. „Selber kann man da nicht viel machen.“ Am einfachsten und umweltschonendsten ist es, befallenes Holz zu entfernen und durch neues zu ersetzen – besonders bei Teilen in der Bausubstanz. Das geht aber natürlich nicht immer.
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Zwiebeln, Eicheln, Essig, Gummihammer – was bringen Hausmittel?
Im Internet findet man eine Reihe von Hausmitteln, die als Wunder gegen Holzwürmer angepriesen werden. Das beliebteste Verfahren dabei: Eicheln in der Nähe des Holzwurmbefalls auslegen. Angeblich lieben die Holzwürmer den Geruch von Eicheln so sehr, dass sie von ihrer ursprünglichen Behausung abwandern. Holzwurm-Experte Stephan Biebl rät davon dringend ab. „Aus fachlicher Sicht ist die Wirkung nicht nachweisbar. Man lockt damit eher Mäuse und Siebenschläfer an.“ Auch das Einbringen von Essigessenz in die Löcher sei nicht wirksam, da diese keine insektizide Wirkung besitze. Gleiches gilt für die Behandlung mit Zwiebeln. Der obskurste Tipp: regelmäßig mit einem Gummihammer auf das befallene Holzstück hauen, da Holzwürmer empfindlich gegen Lautstärke seien. Der Experte kann darüber nur schmunzeln. Und auch die Holzwürmer werden darüber nur lachen und sich weiter den Bauch vollschlagen.
Holzwürmer bekämpfen mit Hitze
- Methode Nummer 1: Wärme. Da der Holzwurm kein trockenes Holz mag, hilft es, zumindest vorbeugend, die entsprechenden Holzteile in gut geheizte Räume zu stellen. Effektiver ist es, Hitze dazu zu nutzen, die Larven gezielt abzutöten. Ab einer Temperatur von 55 Grad, denaturiert das körpereigene Eiweiß der Holzwürmer. Kleinere Holzteile kann man in den Backofen stellen, in die Sauna oder auch eine Weile ins Auto in die pralle Sonne. Dabei muss das Holzinnere konstant für mindestens 60 Minuten erwärmt werden. Größere Möbelstücke können in einer Klimakammer behandelt werden. Professionelle Schädlingsbekämpfer bieten dazu mobile Klimakammern an. Der Vorteil dabei ist, dass man auch die Luftfeuchtigkeit regeln kann. Sehr empfindliche Antiquitäten sind für diese Methode jedoch nicht geeignet. Für Befall mit Holzschädlingen an größeren Konstruktionen im Haus muss man einen Experten einschalten, der entsprechende Heißluftverfahren anbieten kann. Dabei wird heiße Luft in die Räume oder in den Dachstuhl geleitet. Überdruck befördert die Hitze bis in die Mitte des Holzes.
Chemische Hilfsmittel helfen nur wenig
- Methode 2: Chemische Mittel. Holzwürmer lassen sich auch mit chemischen Mitteln bekämpfen. Wie alle Lebewesen reagiert ihr Organismus sensibel auf den Angriff mit Chemikalien. Eine Auswahl von Mitteln, wie beispielsweise „Holzwurmtod“ oder „Holzwurm-Ex“, findet man im Baumarkt. Da sich die Holzwürmer oft in den tieferen Regionen des Holzes befinden, reicht ein oberflächlicher Auftrag nicht aus. Sinnvoll ist die Verwendung eines elektrischen Sprühverneblers, der die chemische Lösung tiefer in die Poren schleust. Wichtig: unbedingt eine Atemschutz-Maske bei der Bearbeitung tragen! Holzgegenstände, die mit Nahrungsmitteln in Berührung kommen und Bienenkästen, sollten damit nicht behandelt werden. Geeignet ist diese Methode vor allem im Außenbereich für Gartenmöbel oder Terrassenboden. Generell sollten Sie aber Ihrer Gesundheit und der Umwelt zuliebe besser auf Chemie verzichten. Laut Stephan Biebl sei der vorbeugende Einsatz von Chemie auch nicht mehr Stand der heutigen Technik. Unter Umständen verwendet ein Profi-Betrieb spezielle Mittel, die für die Eigenanwendung aufgrund gesetzlicher Vorschriften nicht erlaubt sind.
Mit Bestrahlungsverfahren den Holzwurm bekämpfen
- Methode Nummer 3: Elektrophysikalische Verfahren mit Hochfrequenz oder Mikrowellen. Bestrahlungsmethoden müssen auf jeden Fall von einem Profi durchgeführt werden. Sie finden einen entsprechenden Betrieb zum Beispiel beim Verband Deutscher Schädlingsbekämpfer e.V. oder dem Deutschen Holz- und Bautenschutzverband e.V. Besonders im Kunst- und Museumsbereich wird diese noch relativ neuartige Methode immer beliebter, aber auch Parkettböden oder Treppenstufen lassen sich damit gut behandeln. Dabei wird das befallene Holz gezielt mit speziellen Geräten bestrahlt. Die Schwingungen erzeugen eine Erwärmung im Inneren des Holzes und zerstören dadurch die Eiweißstrukturen der Larven.
Begasungsmittel gegen Holzwürmer
- Methode Nummer 4: Gasbehandlung mit Sauerstoffentzug. Auch diese Methode lässt sich nur vom Profi durchführen, ist aber bestens geeignet, um auch empfindliche Möbel zu behandeln. Dabei werden befallene Objekte mit einem Folienschlauch ummantelt, in den das Gas (z.B. Stickstoff) geleitet wird. Ganze Räume können damit nicht behandelt werden, da die Abdichtung praktisch unmöglich ist. Die Idee hinter der Methode: das Gas verdrängt den Sauerstoff. Die Holzwürmer sterben nach 4 bis 8 Wochen ab. Die Behandlung von Räumen ist nur mit dem toxischen Gas Sulfuryldifluorid möglich und dauert in der Regel 72 Stunden.
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Schlupfwespen als natürliche Biowaffe
- Methode Nummer 5: Schlupfwespen. Als gutes alternatives Verfahren kann Stephan Biebl vom Ingenieurbüro für Holzschutz auch den Einsatz von Schlupfwespen empfehlen, um Holzwürmer zu bekämpfen. „Es gibt bisher aber erst einen kommerziellen Anbieter. Und es ist eher für Museen und Kirchen mit geringem Befall geeignet.“ Dort wurden aber bereits signifikante Erfolge erzielt. Die Schlupfwespe (Spathius exarator) ist ein natürlicher Feind des Holzwurms. Die Weibchen stechen mit ihrer körperlangen Legeröhre, die wie ein Stachel aussieht, durch das Holz in die Holzwurm-Larve, wodurch diese gelähmt wird. Anschließend platzieren sie ein Ei auf der Larve. Nachdem die Larve der Wespe geschlüpft ist, ernährt sie sich parasitisch von der Holzwurm-Larve. Nach einer Weile stirbt der Holzwurm ab. Dieser natürliche Zyklus dauert circa 30 Tage. Um eine flächendeckende Wirkung zu erzielen, muss man jedoch mehrere Zyklen abwarten. In einer Studie in einer Nürnberger Kirche wurde nach einem Jahr bereits ein Rückgang um 74 Prozent festgestellt, nach zwei Jahre um 94 Prozent. Für den Hausgebrauch eignen sich die Wespen allerdings nur bedingt.