4. September 2020, 14:05 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Knarrende Dielen können richtig auf die Nerven gehen. Wie gut, dass man das Quietschen mit ein paar Tricks und Handgriffen wieder loswerden kann. Ein Experte gibt wertvolle Tipps.
So manchen Sünder verrät es in der Nacht. Nachbarn kann es zur Weißglut treiben. Und einen selbst neurotisch durch die Wohnung huschen lassen. Immer bedacht, nicht auf diese eine Stelle am Boden zu treten. Und zwar wegen quietschender, knarzender und knarrender Dielen.
Warum knarren und quietschen Dielen mit der Zeit?
Mit der Zeit – das ist der Schlüssel. Denn Dielen verraten ihr Alter durch das Geräusch beim Auftreten. Das ist für den Laien erst mal nur störend bis nervig. Für einen Fachmann wie Michael Pommer macht Quietschen oder Knarren einen großen Unterschied. Weshalb? Der Trainer der DIY-Academy erklärt auf myHOMEBOOK-Nachfrage, dass Holzdielen vernagelt sein können: „Mit den Jahren entsteht Spiel zwischen Nagel und Nagelloch. Dann reibt das Holz auf Metall und es quietscht.“
Für knarrende Dielen oder eine knarrende Holztreppe ist zwar auch in gewisser Weise die Zeit verantwortlich. „Das Knarren entsteht, wenn das Holz trocken geworden ist. Dann verlieren die Nägel über kurz oder lang an Haltekraft. Durch den Druck beim Auftreten verzerren sich die Dielen und das Holz will sich wieder in die alte Form zurückbewegen.“
Übrigens ein Problem, mit dem früher Schauspieler auf Holzbühnen zu kämpfen hatten, wie Pommer erklärt. Denn ein verräterisches Knarren oder Quietschen kann schnell die Szene verhageln. „Gab die Bühne unerwünschte Geräusche von sich, hat man die Nägel ausgetauscht und anschließend den Boden neu gestrichen. Die Farbe gab dem Holz neue Feuchtigkeit“, so der Experte.
Lieber auf glatte Nägel verzichten
Im Grunde ist das auch der Tipp, den Michael Pommer gibt, will man seinen Boden heutzutage zum Schweigen bringen. Oftmals wird das Geräuschproblem schon behoben, indem man die Nägel ersetzt: „Anstatt glatter Nägel sollte man aber lieber welche verwenden, die kleine Rippen an der Seite besitzen. Das gibt besseren Griff und Halt.“
Andere Methode: Anstatt Stahlnägel gleich Schrauben wie Spax verwenden. Pommer fasst es zusammen: „Nägel raus, Schrauben rein. Das zwingt das Holz, sich nicht mehr zu bewegen.“
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Lieber keinen Lack verwenden
Sind die neuen Nägel oder Schrauben drinnen, sollte man die Dielen abschleifen. Aber Achtung! „Die Schrauben oder Nägel sollten gut versenkt sein. Guckt noch etwas Metall aus dem Holz raus, kann das beim Abschleifen Probleme geben“, erklärt Pommer.
Anschließend brauchen die Holzdielen einen Frische-Kick. „Damit das Holz ausreichend Feuchtigkeit bekommt, sollte man die Dielen ölen und auf Lack lieber verzichten“, erklärt Bauexperte Pommer. Es gibt im Handel zudem Farben mit einem hohen Feuchtigkeitsanteil.
Farben mit Feuchtigkeit
Früher war es üblich, den Holzboden mit einer speziellen Farbe zu streichen. Ihr schöner Name: Ochsenblut. Die feuchtigkeitshaltige Farbe heißt so wegen ihres intensiven roten Farbtons.
Einen ochsenblutrot gestrichenen Fußboden muss man mögen. „Es gibt heutzutage im Baumarkt und Fachhandel aber eine immer größer werdende Auswahl an Naturfarben und Ölen auf Naturbasis“, weiß Pommer. Sein Tipp: Kalken! „Beim Kalken wird der Boden mit einem Gemisch aus Kalk und Wasser gestrichen. Das Holz wird dadurch etwas weißlich und hellt auf. Man kann der Mischung aber auch Farbe hinzugeben. Dann bekommen die Dielen eine leichte Tönung.“
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Hilft Bauschaum gegen knarrende Dielen?
Ein im Internet oft empfohlener Tipp gegen knarrende Dielen: Bauschaum. Den soll man in entsprechende Ritzen und Fugen aufbringen und das nervige Geräusch verschwindet. Was aber hält der Profi von dieser Empfehlung?
Michael Pommer: „Der Bauschaum-Trick ist großer Quatsch. Zwar nimmt der getrocknete Schaum dem Holz erstmal die Bewegung. Aber irgendwann ermüdet das Material und wird brüchig. Fällt auch noch UV-Licht darauf, zersetzt sich der Bauschaum mit der Zeit. Das Quietschen und Knarren kommt zurück.“