23. Januar 2020, 15:20 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Die Tapete feiert gerade ein farbenfrohes Comeback. Viele wünschen sich eine an der Wand, wissen aber nicht, wie sie richtig angebracht wird. Deshalb einen Profi beauftragen? Von wegen! myHOMEBOOK erklärt, was man zum Tapezieren braucht und wie es richtig geht.
Obwohl Tapezieren im Prinzip nicht besonders schwer ist, kann es dennoch zur Herausforderung werden. Die richtige Vorbereitung ist dabei besonders wichtig, damit die Tapete auch an der Wand bleibt, keine Blasen wirft und gerade Bahnen entstehen. Mit diesen Tipps kann beim Tapezieren nichts schiefgehen – auch, wenn man es zum ersten Mal macht.
Welche Tapetenart soll es sein?
Tapete ist nicht gleich Tapete. Mittlerweile gibt es viele verschiedene Tapeten aus unterschiedlichen Materialien. Eine Übersicht:
- Vliestapeten: Eine beliebte und leicht zu verarbeitende Tapetenart. Vliestapeten brauchen keine Weichzeit und können anders als andere Arten direkt an der eingekleisterten Wand angebracht werden. Zudem lässt sich die Vliestapete besonders leicht wieder von der Wand entfernen.
- Papiertapeten: Diese Tapeten bestehen komplett aus Papier und sind etwas umständlicher anzubringen. Sie müssen erst komplett eingekleistert werden, der Kleister muss anschließend noch einige Minuten einziehen. Um die Tapete wieder von der Wand zu bekommen, muss sie perforiert und eingeweicht werden.
- Raufasertapeten: Eine günstige Tapete mit strukturierter Oberfläche, in die Holzfasern eingearbeitet sind. Raufasertapete ist robust und leicht zu verarbeiten. Außerdem lässt sie sich problemlos überstreichen, auch mehrfach.
- Vinyltapeten: Diese Art – auch Kunststofftapete benannt – besitzt eine ganzflächige PVC-Beschichtung, weshalb sie sich als Wandbelag vor allem in feuchten Räumen oder in der Küche eignet. Die Oberfläche kann leicht abgewischt werden.
- Strukturtapeten: Eine Schicht aus aufgeschäumtem PVC auf einem Träger aus Papier oder Vlies verleiht dieser Tapete ihren Namen. Durch die profilierte Schaumschicht entsteht eine räumliche Tiefe und eine weiche Haptik. Auch die Strukturtapete ist leicht zu verarbeiten, benötigt aber etwas Zeit um einzuweichen.
- Fototapeten: Großflächige Bilder an der Wand sind mit Fototapeten realisierbar. Wichtig ist das saubere Auftragen der einzelnen Bahnen. In der Regel besteht das Trägermaterial aus Vlies, weshalb es sich leicht an der zuvor eingekleisterten Wand anbringen lässt.
- Textiltapeten: Hier haftet eine Stoffschicht auf einem Träger aus Papier oder Vlies. Textiltapeten bestehen aus natürlichem oder synthetischem Gewebe. Sie sind robust, pflegeleicht und wirken sich zudem positiv auf das Raumklima aus.
Tipp: Beim Tapetenkauf auf das RAL-Siegel achten – es garantiert gesundheitliche Unbedenklichkeit. Der Blaue Engel steht zudem für ein umweltfreundliches Produkt.
Wie viel Tapete braucht man?
Vor dem Besuch des Baumarkts sollte die Wand ausgemessen werden. Danach richtet sich die Anzahl der benötigten Rollen. Beim Ausmessen die Aussparungen für Fenster und Türen nicht vergessen! Tapeten bemessen sich üblicherweise nach Euro-Norm und haben die einheitlichen Maße von 10,05 x 0,53 Meter. Das entspricht einer Fläche von rund 5,33 Quadratmeter pro Rolle.
Da beim Tapetenkauf auch immer etwas Verschnitt eingeplant werden muss, kann man mit einer Formel ganz leicht berechnen, wie viel Tapete nötig ist: Dazu einfach die Fläche der Wand, die sich aus Umfang mal Höhe ergibt, durch fünf teilen. Das Beste daran: Der Verschnitt ist bereits mit einberechnet, indem die 0,33 Quadratmeter bei der Rechnung vernachlässigt werden.
Formel zum Berechnen der benötigten Tapete (Euro-Norm):
Raumumfang x Raumhöhe durch 5 = Anzahl der Rollen
Das richtige Werkzeug zum Tapezieren
Zum Tapezieren benötigt man vor allem ausreichend Platz, um einen Tapeziertisch aufzustellen. Darauf werden die Tapetenbahnen komplett ausgerollt und mit Kleister bestrichen. Die Arbeitsfläche sollte deshalb groß genug sein. Wer keinen Tapeziertisch hat, kann sich auch einen im Baumarkt ausleihen. Diese Werkzeuge und Materialien sind außerdem notwendig:
- Trittleiter
- Eimer
- Pinsel
- Kleister (Spezialkleister bei Vliestapeten)
- Tapezierbürste
- Andrückrolle aus Gummi
- Wasserwaage
- Bleistift
- Zollstock
- Tapezierspachtel
- Cutter
- Schere
- Folie und Kreppband zum Abkleben
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Kann man einfach über die alte Tapete drüber tapezieren?
Wenn sich an der Wand noch die alte Tapete befindet, liegt die Versuchung nahe, einfach die neue Tapete über der alten anzubringen. Doch das ist keine gute Idee. Denn der neue Kleister kann den alten ablösen, sodass die kompletten Bahnen – inklusive der alten Tapete – wieder von der Wand fallen könnten. Außerdem können Strukturen, Farben und Muster sowie die Übergänge durchscheinen, wodurch kein sauberes Gesamtbild entsteht. Die alte Tapete muss also zuerst von der Wand, bevor die neue an der Reihe ist. Dabei hilft es, die alte Tapete zu perforieren und einzuweichen.
Tapezieren auf Gipskarton – geht das überhaupt?
Besteht die Wand, die man tapezieren möchte, aus Gipskartonplatten, ist Vorsicht geboten. Denn die Tapete lässt sich nicht mehr von der Trockenbauwand lösen, ohne diese zu beschädigen. Deshalb benötigt man zum Tapezieren auf Gipskartonwänden unbedingt einen Voranstrich mit sogenanntem Tiefengrund.
Hinweis: Auch in der Mietwohnung darf man tapezieren. Allerdings sollte man sicherstellen, dass man die Tapete beim Auszug wieder entfernt und die Wohnung wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt wird.
Wand Tapezieren – Schritt für Schritt erklärt
Ist das Material und Werkzeug bereit, kann es mit dem Tapezieren losgehen. Dabei ist eine zweite Person empfehlenswert, denn dann geht es leichter – und macht auch mehr Spaß. So geht es:
1. Kleister anrühren
Zunächst wird der Kleister nach Packungsanleitung im Eimer angerührt. Danach muss er für einige Zeit quellen. Bei Vliestapeten ist Spezialkleber nötig, der direkt auf der Wand aufgetragen wird.
2. Decke und Boden abkleben
Während der Kleister zieht, Boden und Decke mit Folie und Malerkrepp abkleben.
3. Senkrechtes Lot anzeichnen
Damit die Bahnen am Ende auch gerade an der Wand kleben, mit einem Senklot oder einer Wasserwaage eine senkrechte Linie mit Bleistift anzeichnen, an der entlang später die Tapete angebracht wird.
Tipp: Nicht in der Ecke beginnen, da diese vor allem im Altbau nicht immer gerade ist. Oft macht sich der Fehler erst dann bemerkbar, wenn schon einige Bahnen schief an der Wand hängen. Daher besser in der Mitte der Wand beginnen und sich dann in die Ecken vorarbeiten.
4. Tapetenbahn zuschneiden
Anschließend die Wandhöhe abmessen und das Maß auf die Tapetenbahn übertragen. Am besten rund fünf Zentimeter hinzufügen für den Überstand und die Bahn entsprechend mit der Schere abschneiden. Den Überstand danach sauber mit dem Cutter kürzen, wenn die Tapete an der Wand klebt. Beim Zuschneiden unbedingt auch auf Fenster und Türen achten.
5. Rapport und Versatz berücksichtigen
Wer eine Tapete mit Muster oder Fotomotiv anbringen möchte, muss auf den sogenannten Rapport achten. Dabei handelt es sich um die Abfolge, in der sich das Motiv wiederholt. Kleine Piktogramme an den Bahnen geben an, wo die Bahnen aufeinanderstoßen. Am besten die Bahnen nach dem Zuschnitt auf dem Boden auslegen, um sich einen Überblick zu verschaffen, damit das Muster oder Motiv nicht „zerstückelt“ wird.
6. Tapetenbahnen einkleistern
Die zugeschnittenen Bahnen dann auf dem Tapeziertisch ausbreiten und diese satt mit Kleister einreiben. Dieser muss dann noch etwas einwirken – dazu die Hinweise auf der Packung beachten. Bei Vliestapeten kommt der Kleister direkt an die Wand.
7. Erste Bahn tapezieren
Nun kann die erste Bahn mithilfe der Trittleiter an die Wand gebracht werden – dabei auf etwas Überstand unten und oben achten. Danach mit der Tapezierbürste die Tapete blasenfrei von innen nach außen fest streichen.
8. Weitere Bahnen anbringen
Nun Bahn für Bahn voran arbeiten. Die Übergänge werden Stoß an Stoß geklebt, nicht überlappend. Mit einem Nahtroller lassen sich die Übergänge sauber festdrücken. Zwischendurch immer wieder zur Kontrolle das Lot fällen.
9. Ecken tapezieren
Auch an den Innenecken sollte es keine Überlappungen geben – aber auch keine nahtlosen Übergänge. Die Bahn muss deshalb entsprechend zugeschnitten werden, und zwar mit etwas Zugabe von einem bis zwei Zentimeter für die Innenkante. Der Rest der Bahn kommt dann an die anliegende Wand.
10. Überstände kürzen
Mit einem Cutter und einer Schiene nun sauber die Überstände oben und unten an der Fußleiste abtrennen. Fertig!
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Was tun bei Steckdosen und Schaltern an der Wand?
Befinden sich Steckdosen und Schalter an der Wand, werden zunächst die Blenden abmontiert. Wichtig: Unbedingt vorher die Sicherung betätigen und den Strom abschalten! Bei Steckdosen wird über die Dosen tapeziert, danach werden die Stromkabel durch die Tapete gesteckt, dann die Blenden montiert und das Loch mit dem Cutter ausgeschnitten. Bei Schaltern wird ebenso ein entsprechendes Loch in die Tapete geschnitten, welches dann wieder hinter der Blende verschwindet.