22. Juni 2022, 17:44 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wandelt man durch die Straßen Portugals, ist das Stadtbild häufig geprägt von malerischen Fassaden und Bauwerken. Für diese unverkennbare Akzentuierung im öffentlichen Raum sorgen die beliebten portugiesischen Fliesen, genannt „Azulejos“. Lesen Sie hier alles zu ihrer Herkunft, Gestaltung und wie Sie sie zuhause einsetzen können.
Wer einmal im Urlaub in Portugal war, hat sich sicher nicht nur in das Land, sondern auch in einen besonderen Akzent innerhalb des Stadtbilds von Lissabon, Porto und Co. verliebt. Die Rede ist von Azulejos (ausgesprochen: Asuleschusch). Die bunten quadratischen Kacheln, die in zahlreichen Innenräumen wie auch an Fassaden prangen, verleihen portugiesischen Straßen einen unverkennbar malerischen Anblick. Die gute Nachricht: Dieser mediterrane Flair lässt sich auch in die eigenen vier Wände holen. Wir verraten, wie sich Bad, Küche und Co. geschmackvoll mit Azulejos einrichten lassen.
Was genau sind Azulejos?
Der Begriff „Azulejo“ stammt aus dem arabischen Raum und bedeutet übersetzt so viel wie „kleiner polierter Stein“. Zwei Dinge verleihen den Azulejos ihren unverwechselbaren und von vielen Reisenden weltweit geschätzten Look: ihre Kachelform im quadratischen Maß von etwa 12 bis 14 Zentimeter sowie die prägnante Farbwahl bestehend aus den Farben Weiß, Gelb und Blau.
Schon seit Jahrhunderten werden Innenräume sakraler Bauten wie auch ganze Häuserfassaden mit den bunt bemalten und glasierten Azulejos versehen, weshalb die charismatischen Keramikfliesen ähnlich einem Wahrzeichen fest zum Profil Portugals gehören. Häufig sind auf den umfänglichen Dekorflächen ornamentale oder florale Muster, aber auch historische, alltägliche oder romantische Szenen abgebildet. Und auch Landschaftsmalereien oder maritime Motive sind Teil des Repertoires.
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Wie kamen die Azulejos nach Portugal?
Mit der Eroberung der iberischen Halbinsel durch die Mauren im 8. Jahrhundert kamen die kunstvollen Keramikkacheln zunächst nach Spanien, wo sie primär religiöse Motive zierten. Im Spätmittelalter entdeckte dann der damalige König Portugals Dom Manuel I. die Azulejos bei Besuchen in ehemaligen maurischen Palästen. Begeistert ließ er diese sofort auch in seine eigenen Gemächer einbauen.
Zunächst importierte man die Kacheln noch, doch schon im 16. Jahrhundert begannen die Portugiesen mit einer eigenen Fertigung. Auch entwickelten sie die Gestaltung weiter: Die Motive wurden vielfältiger, die Bemalungen detailreicher. Im 18. Jahrhundert zierten Azulejos bereits etliche Sakralbauten und Paläste. Als dann im 19. Jahrhundert der Siebdruck aufkam, konnten die Kacheln industriell und damit in größerer Stückzahl produziert werden. Damit waren sie jetzt nicht mehr nur Kirche und Adel vorbehalten, sondern auch dem Bürgertum zugänglich. Seitdem sieht man Azulejos immer häufiger in Innenräumen, an städtischen Fassaden und vielen anderen Orten im öffentlichen Raum.
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Woher bekommt man Azulejos?
Echte Azulejos, die in kleinen portugiesischen Manufakturen in mühevoller Handarbeit hergestellt werden, haben ganz klar ihren Preis. Wer gern ein Original für die eigenen vier Wänden will, ohne dafür zu viel Geld zu bezahlen, nimmt am besten Einzelstücke. Als Solist innerhalb eines unifarbenen Fliesenspiegels kommt die malerische Kachel wunderbar zur Geltung.
Gern werden Azulejos aber auch „zweckentfremdet“ und kommen beispielsweise als Untersetzer für Koch- oder Blumentöpfe zum Einsatz. Andere wiederum lassen sich ihre Hausnummer auf eine einzelne Kachel malen und setzen so einen besonderen Akzent an der Hausfassade.
Auch ein kleiner Fliesentisch aus Azulejos ist denk- und bei entsprechenden Fähigkeiten auch selber machbar. Für einen kompletten Fliesenspiegel im Bad oder als Spritzschutz in der Küche lassen sich günstige Modelle kaufen, deren gestalterische Qualität allerdings keineswegs den einzigartigen Charakter des Originals trägt. Alternativ können auch unifarbene Fliesen selbst von Hand bemalt oder mittels einer Folie beklebt werden.