
19. April 2021, 20:46 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Bisher bestimmten beim Einrichten eines Babyzimmers bekannte (farbliche) Stereotype mit. Aktuell befinden wir uns hier allerdings in einem Wandel hin zum Unisex-Look. Wie die genderneutrale Einrichtung des Babyzimmers gelingt, erklärt myHOMEBOOK-Redakteurin und Interior Designerin Odett Schumann.
Kündigt sich Nachwuchs an, galt es lange Zeit als modisch, mit dem Wissen über das Geschlecht des Kindes auch dessen Babyzimmer, geprägt von rollenspezifischen Vorstellungen, automatisch in Rosa für Mädchen oder Blau für Jungen einzurichten. Die moderne Gesellschaft steht allerdings für Diversität wie auch Aufgeschlossenheit und möchte einem Kleinkind heutzutage einen Raum schaffen, indem es sich von Geburt an frei entfalten und entwickeln kann. Doch ein Unisex-Look definiert sich nicht allein über die Farbauswahl; auch Motive, Muster und Materialien sind hierbei mit ausschlaggebend. Wie also eine genderneutrale Einrichtung des Babyzimmers gelingt, erklärt myHOMEBOOK-Redakteurin und Interior Designerin Odett Schumann.
Übersicht
Genderneutrale Farben für das Babyzimmer

Wer dem Babyzimmer eine modern angehauchte Note verpassen möchte und zu viel Farbe im Raum ohnehin nicht viel abgewinnen kann, greift gern auch auf Weißtöne und zartes Hellgrau zurück. Damit ist ein geschlechtsneutraler Grundtenor im Babyzimmer gesetzt, der nach Belieben mit einzelnen Pastellnuancen kombiniert werden kann. Mit dem ein oder anderen knallfarbigen Accessoires, kommt es hier zu spannenden Akzenten.
Naturtöne verpassen der Einrichtung eines Babyzimmers ebenfalls eine ausgesprochen genderneutrale Farbigkeit. Im Gegensatz zu Weiß- oder Grautönen, bringen Nuancen wie Creme, Greige, Sand oder Oliv allerdings noch eine gewisse Wärme mit ins Spiel und schaffen so einen verbesserten Wohlfühlkomfort für das Baby.
Harmonische Farbkombinationen für alle Geschlechter
Im Grunde genommen gilt: Kombiniere, wie es dir beliebt! Wenn es aber darum geht, dass ein harmonischer Look im Babyzimmer entstehen soll, dann empfehlen sich die folgenden Farbkombinationen: Orange und Blau, Gelb und Grün oder Rot und Grau. Hier treffen jeweils eine eher warm- und eine eher kaltstichige Farbe aufeinander, was insgesamt für ein neutrales Duo sorgt. Allerdings sollte dennoch darauf geachtet werden, dass auch der Mengeneinsatz der jeweiligen Farben stimmig ist. Orange und Blau sind von ihrer Intensivität etwa ähnlich zu werten und können entsprechend gleich stark im Raum eingesetzt werden. Bei der Rot-Grau-Kombination braucht es wesentlich mehr Grau-Anteil, um die Kraft der Farbe Rot bestmöglich visuell auszugleichen. Es bietet sich hier an, Rot nur für Kleinmöbel und Accessoires, Grau hingegen für den großflächigen Einsatz auf Wänden und größeren Möbeln zu wählen.
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Neutrale Naturmaterialien
Auch in puncto Materialien haben sich mit der Zeit genderspezifische Bezüge entwickelt. Alles, was sich in seiner Haptik weich, fein oder glatt anfühlt wie Plüsch oder Seide, wurde bisher gern Mädchen zugesprochen. Dinge, die eher rau, hart und wenig elastisch sind wie Beton oder Stahl, galten gemeinhin als eher maskulin anmutend. Womöglich wird es noch eine Weile dauern, bis wir uns dieser Zuschreibungen gänzlich entledigt haben, allerdings kann man feminin und maskulin konnotierte Materialien so miteinander kombinieren, dass sie eine neutrale Wirkung haben. Denn auch hier kommt es vor allem auf die richtige Gewichtung im Raum an. Ein gelungener, ausbalancierter Materialmix könnte wie folgt aussehen: Einer Wand im grauen Beton-Look nimmt man mittels eines cremefarbenen Makramee-Wandschmucks, einer kuscheligen Wolldecke oder einem sanft zu Boden fallenden Baldachin, gekonnt die Härte und es entsteht eine gemütliche, neutrale Einrichtung für das Babyzimmer.

Es gibt aber auch Materialien, die allgemeinhin als genderneutral gesehen werden. Allen voran steht hier Holz: egal, welchen Holzton man wählt, das charismatische Material lässt sich nahezu universell einsetzen. Besonders gut geeignet für die Einrichtung eines Babyzimmers sind helle Hölzer wie Ahorn, Esche oder Birke. Diese bringen dank ihrer leicht gelblichen Färbung Wärme und Heiterkeit in den Raum. Ebenso haben sich in den letzten Jahren Aufbewahrungskörbe aus Naturfasern wie Seegras, Bananenstaudengeflecht oder Hyazinthe beim Einrichten durchgesetzt. Ihre natürliche Farb- und Materialgebung verschafft ihnen einen vielseitigen Einsatz und so eignet sich solch ein Korb ebenfalls gut für die genderneutrale Einrichtung eines Babyzimmers. Hier gibt es auch kindlich anmutende Modelle, die mit bunten Pompons als Zierde versehen oder teilweise eingefärbt worden sind.
Tier- und Pflanzenmotive, die jedem gefallen
Nicht nur Farben, auch Motive wurden den verschiedenen Geschlechtern in der Vergangenheit gern zugeordnet. Doch auch hier lässt sich mittlerweile auf eine neutralere Auswahl zurückgreifen. Und mal wieder ist es die Natur, die hier Pate steht und jede Menge Inspiration zum genderneutralen Einrichten eines Babyzimmers bietet. Neben wilden Tieren wie Affen, Löwen oder Elefanten, schmücken mittlerweile auch florale oder botanische Motive wie übergroße Monsterablätter oder Dschungel-Lianen und exotische Blumen die Kinderzimmerwände von Mädchen und Jungen. Wenn das Ambiente eher – im wörtlichen Sinne – ruhigerer Natur sein soll, dann sind einzelne Wolken oder Sterne, die auf unterschiedlichen Höhen und Flächen entlang schweben, eine schöne Gestaltungsmöglichkeit.
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Stimmige Formen und Linien im Raum

Auch Formen und Linien sind gewissermaßen mit geschlechtsspezifischen Zuordnungen verknüpft. Eckig und kantig steht für maskulin, rund und wellig fließend hingegen gilt als feminin. Will man hier für ein ausgeglichenes Verhältnis sorgen, ist es wichtig, darauf zu achten, dass keine zu starke Konzentration auf eine der beiden Ausrichtungen stattfinden. Zu viele Ecken und Kanten im Raum führen beispielsweise zu einem eher ungemütlichen Ambiente. Ratsam wären einzelne Farbtupfer an der Wand in Kombination mit einem gestreiften Vorhang am Fenster. Oder aber: ein ovales Babybett, dem ein eher kastenförmiger Kleiderschrank gegenübersteht.