25. Juni 2022, 6:01 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Keine Frage, der Bauhausstil prägt bis heute die Designszene, wie keine andere Strömung. Dafür gibt es mehr als einen Grund. Und das Beste: es muss nicht einmal in teure Einrichtung investiert werden, um den populären Look in die eigenen vier Wände zu holen.
Ästhetisch, funktional, simpel, zeitlos: Mit nur wenigen Worten lässt sich der Bauhausstil perfekt auf den Punkt bringen. Es ist eine Strömung, die wie keine andere die Designszene von Anfang an nachhaltig inspiriert, beeinflusst und prägt. Alles begann im Jahr 1919 mit der Gründung einer Schule für Architektur, Handwerk und Kunst durch den Architekten Walter Gropius. Damalige wie heutige Entwürfe definieren sich dabei primär über die weltbekannte Maxime des Bauhausstils: form follows function. Bloß nicht in Kleinteiligkeit und Exzentrik verlieren, stattdessen gilt ein strenger Fokus dem Wesentlichen. Entsprechend einfach sollte sich der Bauhausstil doch auch in den eigenen vier Wänden umsetzen lassen, oder nicht? Die Antwort lautet: Ja. Und wir verraten Ihnen, wie es geht.
Ein Stil, der nicht an Klasse verliert
Welche Dynamik vom Bauhausstil ausging, wird spätestens dann klar, wenn man sieht, welche Bereiche er bis heute beeinflusst. Sowohl in Kunst und Architektur als auch im Möbeldesign lassen sich Künstler in ihren Werken nach wie vor gern von den Kerngedanken der Strömung leiten. Berühmte Meister und Schüler des „Staatlichen Bauhaus in Weimar“ wie Johannes Itten, Le Corbusier oder Eileen Gray sind auch im Jahr 2022 noch immer in aller Munde. Klassiker wie der Stahlrohrstuhl „Wassily“ von Marcel Breuer oder der „Barcelona Lounge Chair“ von Ludwig Mies van der Rohe werden bis heute weltweit für ihr ikonisches Design verehrt, als zeitgemäß verstanden und in neuen Entwürfen wieder aufgegriffen.
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Ein solch enormes Einflussvermögen ist beachtlich zur vergleichsweise kurzen Schaffenszeit des Bauhausstils. Gerade einmal 14 Jahre gab es die renommierte Schule: von 1919 bis 1925 war sie in Weimar ansässig, danach bis 1932 in Dessau und im Anschluss noch für kurze Zeit in Berlin, ehe sie dann von den Nationalsozialisten gänzlich geschlossen wurde.
Die zentralen Kennzeichen: Farbe, Form, Funktion
Die Vision, mit der Walter Gropius die Bauhaus-Philosophie einst ins Leben rief, war es, Möbel wie auch Kunst- und Bauwerke in ihrem Design schlicht, simpel und formschön zu halten. Noch bedeutender war allerdings die Funktion eines jeden Objekts, denn dieser mussten sich alle anderen Kriterien stets unterordnen. Auch sollte jedes Werk für alle Menschen, also auch für die Arbeiterschicht, zugänglich sein. Rückblickend scheint dieser Aspekt jedoch vergleichsweise weniger gut gelungen als alle anderen Punkte Gropius‘.
Maßgeblich wurde sich im (Industrie-)Design des 20. Jahrhunderts auf Farbe, Form und Funktion konzentriert, was sich in folgenden Kennzeichen äußerte:
- Konzentration auf das Wesentliche
- Minimalistisches, puristisches Design
- Moderne Funktionalität
- Geometrische Grundformen wie Kreise, Dreiecke, Vierecke, aber auch organische Formen
- Klare, gerade Liniensprache
- Fokus auf die Grundfarben Rot, Gelb und Blau sowie Weiß und Schwarz
- Ungewöhnliche Materialien, für damalige Verhältnisse: Chrom, Glas, Stahl, Beton und Zement
Wie lässt sich der Bauhausstil zu Hause umsetzen?
Will man den Bauhausstil so authentisch wie möglich in die eigenen vier Wände holen, muss man nicht zwingend tief in den Geldbeutel greifen und in teure Designer-Möbel investieren. Es reicht sich an einigen Grundpfeilern der Bauhaus-Gestaltung zu orientieren und schon hat man den Look. Entscheidend ist, dass die Hauptmöbel im Raum eine klare Formen- und Liniensprache sprechen.
Als Beispiel: ein kastenförmiges Ledersofa in Schwarz wird mit passenden Sesseln aus Stahlrohr sowie einem flachen Glastisch in runder Form kombiniert. Weil bei dieser Gestaltung eher kühle, neutrale Materialien zum Einsatz kommen, werden in heutigen Interpretationen des Bauhausstils oft noch Holzmöbel hinzugezogen. Ein Schrank aus dunklem Massivholz bringt die nötige Portion Wärme, Charme und Gemütlichkeit in den Raum. Dazu passen weiche Textilien wie Kissen, Decken, Felle oder Teppiche, die gern auch geometrisch in Muster oder Form sein dürfen. Typisch Bauhaus empfiehlt sich eine reduzierte Farbpalette aus Rot, Gelb oder Blau. Alternativ können auch andere Naturmaterialien wie Stein, Kork oder Schiefer Teil des Arrangements sein, allerdings sollten diese nicht den gestalterischen Ton angeben. Denn grundsätzlich gilt es, sich nicht in zu vielen Details und unnötigen Möbelstücken zu verlieren.
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Warum ist der Bauhausstil aktuell so beliebt?
Genau wie beim Minimalismus wird auch beim Bauhausstil der eigene Besitz kritisch hinterfragt, wenngleich auch weniger Reduktion vorgenommen. Doch der Fokus aufs Wesentliche dominiert nach wie vor und so wird nur in Ästhetik, Funktion und Qualität investiert, sich aber nicht in zusätzlichen (oftmals unnötigen) Extras verloren. Die klare Formen- und Liniensprache des Bauhausstils sorgt außerdem für eine fließende Energie im Raum, die einmal mehr für weniger mentale Ablenkung sorgt. Und ebenfalls wird derzeit gern auch auf Naturmaterialien zurückgegriffen, die dem vermeintlich ungemütlichen Look einen angenehmen Feinschliff verpassen.