16. November 2021, 17:21 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Der Boho-Style ist in aller Munde. Doch Achtung: Wer dabei an Hippies und Chaos denkt, liegt nicht immer richtig. In den letzten Jahren hat Boho ein Update erhalten. Was den klassischen Boho-Chic von Modern Boho unterscheidet, woher der Stil kommt und wie er sich zu Hause nachstylen lässt, erfahren Sie hier.
Der Boho-Chic ist überall: ob im stylishen Café, auf Hochzeiten oder in der Wohnung der Trendsetter-Freundin. Zweifelsohne ist Boho einer der zurzeit beliebtesten Interior-Stile. Doch woher kommt Boho eigentlich – und was macht den Look aus?
Übersicht
Boho-Stil: Was ist das?
Der Boho-Stil oder auch Boho-Chic ist ein ungezwungener, entspannter und besonders gemütlicher Interior-Style, der vor allem etwas für Freigeiste und Kreative ist. Boho strahlt Individualität und Unbeschwertheit aus und steht für den Ausbruch aus gesellschaftlichen Konventionen. Typisch für den Boho-Stil sind warme Neutrals, unbehandelte Naturmaterialien wie Bast und Rattan, viele kuschelige Textilien sowie Gräser und Trockenblumen. Grüne Pflanzen, DIYs und ausgewählte Ethno-Elemente ergänzen den Look. Das Modern Boho wirkt aufgeräumter, ruhiger und stärker aufeinander abgestimmt als das klassische Boho, greift dabei aber trotzdem die ursprünglichen Elemente auf – nur eben in reduzierter Form.
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Woher kommt der Boho-Stil?
Das Wort Boho leitet sich vom französischen Begriff Bohémien oder auch dem Milieu des Bohème ab. Ursprünglich wurden in Frankreich vagabundierende Völker wie die Roma als Bohémiens bezeichnet. Nach und nach entdeckten aber auch Künstler, Musiker, Dichter und andere Freigeister den „Bohemian Lifestyle“ für sich. Diese Lebensweise definierte sich stark über die Idealisierung von Kunst und geistigem Gut einerseits, und die Verachtung von Materialismus andererseits. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde sie im künstlerischen und intellektuellen Milieu der Großstädte immer populärer und bildete sich vor allem im Pariser Quartier Latin stark heraus. Schließlich bezeichnete man diese Subkultur zusammenfassend als Bohème.
Die Werte der Bohème, wie das Streben nach Individualität und das bewusst einfache und unkonventionelle Leben, spiegeln sich auch in ihrem Stil. Der ist nämlich vor allem darauf ausgerichtet, sich vom spießigen Bürgertum abzugrenzen und wirkt unbeschwert, kreativ und künstlerisch. Die Freiheit von materiellen Zwängen oder gesellschaftlichen Konventionen spielt dabei eine zentrale Rolle.
Klassischer Boho-Stil und Modern Boho
Der klassische Boho-Stil steht stark in der Tradition der Bohème und schreibt sich als wichtigste Regel auf die Fahne, dass es keine Regeln gibt. Etwas Hippie, etwas Vintage, etwas Ethno – Boho kann etwas von allem sein, denn der künstlerisch-kreative Look lebt vom Mix unterschiedlicher Stile, die ganz nach Lust und Laune zusammengewürfelt werden. Der klassische Boho-Stil darf gerne etwas schillernder und chaotischer sein. Sein bewusst unkonventioneller und eklektischer Flair transportiert Individualität, Freiheit und Unbeschwertheit.
Beim Modern Boho werden dagegen nur einzelne Elemente des Stils übernommen, denn die Neuinterpretation ist deutlich cleaner, reduzierter und minimalistischer als der traditionelle Boho-Chic. Das Grundgerüst bilden dabei helle, neutrale Farben, die nur mit einigen Boho-Akzenten ergänzt werden. So entsteht ein Gesamtbild, das zwar die lässigen und entspannten Boho-Elemente aufweist, insgesamt aber stärker durchgestylt wirkt. Das Modern Boho ist vor allem in hippen Cafés, Beachbars oder auf Hochzeiten vertreten und gilt als besonders „instagrammable“.
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4 Tipps für den Boho-Stil
1. Warme Neutrals, Erdtöne und Naturfarben
Kühle Farben und cleanes Schwarz-Weiß haben beim Boho-Stil nichts zu suchen. Im Vordergrund stehen Neutrals mit warmen Untertönen wie Beige, Sand und Creme. Diese werden mit warmen Erdtönen aufgelockert, etwa Nougat, Terrakotta, Olivgrün, Kürbis oder Ziegelrot. Beim Modern Boho ist die Farbpalette insgesamt etwas softer, heller und gedeckter, während es beim klassischen Boho bunt und lebendig zugehen darf. Hier sind weitere Akzentfarben, Ethno-Elemente und marokkanisch angehauchte Muster gern gesehen.
2. Interior-Pieces mit Geschichte
Im Zentrum der Boho-Einrichtung stehen Möbel, die eine Geschichte erzählen. Das können etwa Souvenirs von Reisen in exotische Länder sein, die vor Ort erstanden wurden. Ebenfalls beliebt sind Fundstücke von Flohmärkten oder Kunsthandwerk-Ausstellungen sowie Vintage-Pieces im Allgemeinen. Viele Boho-Fans werden sogar selbst kreativ und verschönern ihre Wohnung mit DIYs und selbst gezimmerten Möbeln. Auch denkbar: Einen alten Stuhl spontan aus dem Sperrmüll retten und ihm zu Hause ein Upcycling verpassen.
3. Textilien, Poufs und Makramées sorgen für Gemütlichkeit
Kunststoff oder Klarglas sind beim Boho-Look fehl am Platz. Stattdessen hoch im Kurs: Naturmaterialien wie Rattan, Bast, Korbgeflecht, Leinen oder Baumwolle. Vor allem bei den Textilien darf es gern mehr sein. Anstelle einer gradlinigen Eckcouch setzen Boho-Fans auf zwei bis drei gemütliche Sofas und Sessel im Stilmix, die zusätzlich durch Poufs und Bodenkissen ergänzt werden. Beim klassischen Boho dürfen Patchwork-Decken, Fransen und bunte Plaids nicht fehlen, beim Modern Boho ist es eher der Kuschelstrick in softem Cremeweiß. Ganz klar die Nummer Eins für jedes Boho-Interior: Makramée. Die kunstvolle Knüpftechnik aus Baumwollgarn findet sich auf Traumfängern, Wandbehängen und Untersetzern.
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4. Pflanzenoase mit Boho-Vibes
Der Boho-Stil ist besonders lebendig – was liegt da näher, als das Zuhause in eine grüne Oase zu verwandeln? Beliebt sind Kakteen oder Palmen, aber auch All-Time-Klassiker wie die Monstera eignen sich. Boho-Fans stellen gleich mehrere Zimmerpflanzen unterschiedlicher Größe in Gruppen zusammen. Die Übertöpfe dürfen dabei ruhig etwas zusammengewürfelt wirken.
Beim etwas cleaneren Modern Boho ist dagegen vor allem eine Pflanze absolut unverzichtbar: Pampasgras. Dafür die Halme mit den flauschigen Enden gut trocknen (Pro-Tipp: Haarspray) und dann in Vasen, auf der Tischdeko oder als Kränze in Szene setzen – garantiert ein Blickfang.