16. Juli 2021, 20:24 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Auf Reisen durch die Welt, kehren häufig landestypische Souvenirs mit nach Hause, doch wirklich gestillt wird das Fernweh so nicht. Warum sich also nicht mal komplett vom Wohnstil eines anderen Landes inspirieren lassen? myHOMEBOOK erklärt, wie man sich beispielsweise in Brasilien einrichtet.
Tendenziell ist Brasilien nicht unbedingt bekannt dafür, ein Land zu sein, das für eine große Design-Geschichte steht. Deutlich populärer ist hier der amerikanische oder europäische Raum mit berühmten Vertretern wie Ray und Charles Eames, Alvar Aalto oder Arne Jacobsen. Was nur wenige wissen: der südamerikanische Staat hat einst die Brasilianische Moderne geprägt, ein Einrichtungsstil, der dem heutigen Midcentury Style sehr nah steht und bis heute präsent ist. Doch der Design-Bewegung wurde in ihrer Entstehungsphase, im Zuge der Militärdiktatur in den 1960er bis 1980er-Jahren, schon früh Grenzen gesetzt. So sahen die damaligen politischen Maßnahmen unter anderem Verbote von Möbelexporten vor. Entsprechend schafften es südamerikanische Entwürfe und Stile nie wirklich über die Landesgrenzen hinaus. Heute, viele Jahrzehnte später, rückt die Brasilianische Moderne nun doch noch in den (verdienten) Fokus der globalen Aufmerksamkeit und gibt einen Einblick, wie man sich in Brasilien einrichten kann.
Was zeichnet die Brasilianische Moderne aus?
Etwa zeitgleich mit der Entstehung der jüngeren europäischen und amerikanischen Designgeschichte, entwickelte sich auch die Brasilianische Moderne. Bei all diesen Strömungen konzentrierte man sich vor allem auf die Funktionalität eines Möbels. Der Look fiel hingegen eher schlicht und simpel aus und äußerte sich in vielen geometrischen wie auch organischen Formen und Linien. Schnörkelige, verspielte Details waren entsprechend weniger gewünscht. Doch worin unterschied sich die Brasilianische Moderne dann von allen anderen internationalen Entwürfen?
Besonders in ihrer Materialauswahl grenzte sich die südamerikanische Design-Bewegung maßgeblich ab. Allerdings nicht ganz freiwillig, denn hier unterlag das Land harten Restriktionen: Materialien wie Edelstahl, Kunststoff oder Glasfaser, aus denen Möbel zur damaligen Zeit häufig gefertigt wurden, waren in den 1950er Jahre in Brasilien nicht erhältlich. Es musste also umgedacht und Alternativen gefunden werden. Brasilianische Designer behalfen sich stattdessen mit zahlreichen Naturmaterialien wie Holz, Leder oder Naturfasern. Was zunächst wie ein Defizit erschien, wurde allmählich zum Alleinstellungsmerkmal brasilianischen Designs. Und so ging die Brasilianische Moderne ihren ganz eigenen Weg, der allerdings der weltweiten Öffentlichkeit lange Zeit verwehrt blieb.
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Die Sinnlichkeit brasilianischen Designs
Die Vielzahl an Naturmaterialien, die in der Brasilianischen Moderne eingesetzt wurde, hatte zur Folge, dass nicht nur Räume mit einem ausgesprochen natürlichem Ambiente, sondern Möbel und Accessoires mit markanten Oberflächen entstanden. Die Haptik von Holz, groben Textilgeweben und Lederprodukten, sorgte so für eine gewisse Sinnlichkeit. Damit konnten die vielen Produkte, die zeitgleich in Europa oder Amerika aus Plastik gefertigt wurden, nicht mithalten. Diese fühlten sich dagegen eher kalt und künstlich an. Der Hang zu Naturmaterialien ist noch immer gegeben. Damals wie heute werden viele Dinge von Hand gefertigt, was entsprechend für eine besondere Qualität und Einzigartigkeit steht.
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Parallelen zum Midcentury Style
Neben einer klaren Formensprache ähnelt die Brasilianische Moderne noch in weiteren Designpunkten dem Midcentury Style. Klare Linien, die sowohl geradlinig als auch geschwungen verlaufen, sowie filigrane Bauweisen sind in südamerikanischen Möbelentwürfen bis heute ein fester Bestandteil. Als ebenso markant gelten dunkle Hölzer wie Palisander, die gern mit hellen Textilbezügen für sämtliche Sitzmöbel kombiniert werden. Dadurch entstehen starke Hell-Dunkel-Kontraste, die für visuelle Spannung im Raum sorgen, aber so gleichzeitig auch Tiefe schaffen.