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British Interior Chic

Was wir uns beim Einrichten von den Briten abschauen können

Ein älterer Mann mit seiner Katze auf dem Arm sitzt auf einem Sofa
Die Briten wissen, wie Gemütlichkeit geht Foto: Getty Images
Odett Schumann
Autorin und Interior Designerin

6. Februar 2022, 7:41 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Der britische Interior Chic definiert sich über Masse und Klasse, ist aber für die meisten Menschen hierzulande „way too much“. Dennoch können wir uns bei der Einrichtung etwas von den Briten abschauen. Interior-Designerin und myHOMEBOOK-Autorin Odett Schumann geht näher darauf ein.

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Traditionell, pompös und mit einem Hang zur Exzentrik – so lässt sich wohl die Einrichtung eines britischen Zuhauses am besten beschreiben. Insbesondere dann, wenn man es dem vergleichsweise nüchtern wirkenden Interior Design hierzulande gegenüberstellt. Die Briten mögen es gemütlich und geizen dafür auch nicht an Volumen, Licht und Textil. Gern wird Alt mit Neu vermischt. Und oft ist der British Interior Chic prunkvoll wie auch eklektisch angelegt. Vom typischen Understatement ist dann kaum noch etwas zu spüren. Hier und da wird es sogar ein wenig skurril. Alles in allem wirkt ein britisches Zuhause manchmal selbst wie ein Gemälde, weil es so voller Details steckt.

Textilien, Textilien, Textilien

Die Briten lieben es textilreich. Daher finden sich auf Sofas nicht ein, zwei oder drei Dekokissen, sondern gleich eine ganze Kollektion. Das mag hierzulande, wo Gemütlichkeit bevorzugt mit Pragmatismus einhergehen soll, eher zu viel des Guten sein.

Frau, die mit einer Tasse Tee am Fenster mit Kissen sitzt
Weil die Deutschen Gemütlichkeit gepaart mit Pragmatismus lieben, können wir uns einiges von den textilen Ideen der Briten abschauen: Sitzkissen am Fenster Foto: Getty Images

Doch etwas lässt sich dennoch von der Textilliebe der Briten abgewinnen. So sind unter anderem Sitzkissen auf breiten und tiefen Fensterbänken äußerst praktisch und komfortabel. Auch üppig gepolsterte Sitzmöbel sind typisch für den britischen Interior Chic. Das geht sogar so weit, dass selbst der Couchtisch eine gepolsterte Oberfläche hat. Keine schlechte Idee, wenn man bedenkt, dass sich hier bequem die Füße ablegen lassen und die Tea Time einfach auf einem Tablett serviert wird.

Die doppelte Chesterfield Couch

Die Chesterfield Couch gilt gewissermaßen als Inbegriff des britischen Interior Chics. Das erstmals im 18. Jahrhundert entworfene Sitzmöbel ist bis heute ein Klassiker, der für einen alten Charme steht. Mit seiner tiefen Sitzfläche und der üppigen Polsterung hat das Sofa nicht nur eine ikonische Form, sondern bietet auch einen besonderen Sitzkomfort.

Die Eleganz dieses Möbels sollte man sich unbedingt auch hierzulande zu eigen machen, und zwar am besten am Beispiel der Briten, nämlich in gegenüberliegender Positionierung. Richtig, es braucht hierfür zwei gespiegelte Modelle statt – wie bei uns üblich – einen 3-Sitzer mit zwei einzelnen Sesseln. Dies kommt daher, weil sich in Großbritannien traditionell in fast allen Häusern Kamine befinden – oder zumindest Kaminkonsolen als Attrappen. Werden die beiden Sofas also um den Kamin positioniert, wird nicht nur die Gemütlichkeit im Raum gefördert, sondern auch die Kommunikationsatmosphäre.

Auch interessant: Klassische Sessel und ihre Unterschiede

British Interior Chic mit floralen Mustertapeten

Auch in Sachen Wandgestaltung sind die Briten um einiges mutiger und experimentierfreudiger als die Deutschen. Detailreiche, häufig florale Mustertapeten zieren die Wände großzügig. Diese Art der Gestaltung wirkt hierzulande wild, insbesondere dann, wenn noch weitere Muster wie typisch britische Karos oder Paisleys dazu kombiniert werden.

Dennoch bringen Mustertapeten auch eine spannende Note in den Raum beispielsweise, wenn man sie reduziert einsetzt. In einem kleinen Bad wie dem Gäste-WC oder als breiter Streifen auf nur einer einzelnen Wand kommt die Wirkung der Mustertapete besonders gut zur Geltung. Denn dann steht sie im interessanten Kontrast zu anderen eher schnörkellosen, geradlinigen Elementen im Raum.

Gezielt eingesetzter Wandschmuck

In einem britischen Zuhause findet sich kaum eine Wand, die nicht von der Decke bis zur Sockelleiste mit Bildern und Gemälden, Spiegeln oder Wandleuchten bestückt ist. Auch hier scheint wieder die Devise zu gelten, dass mehr automatisch mehr ist.

Ein britisches Wohnzimmer mit verschiedenem Wandschmuck
Die Briten mögen es ganze Wände voll zu dekorieren, hierzulande empfiehlt es sich für eine ähnliche Wirkung, den Wandschmuck etwas sparsamer und mit größeren Abständen einzusetzen Foto: Getty Images

Was für unsereins jedoch als „way too much“ empfunden wird, findet seine Optimierung über eine abgespeckte Version. Indem man sich beispielsweise nur auf ausgewählte Wände beschränkt, denn dann kommt die eigenwillige Wandgestaltung, die an die Petersburger Hängung erinnert, deutlich besser zur Wirkung. Außerdem empfiehlt es sich sparsamer in der Auswahl des Wandschmucks vorzugehen und diesen auch mit größeren Abständen zu hängen.

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British Interior Chic mit gemütlicher Beleuchtung

Die Briten verstehen es, eine gemütliche Beleuchtung in ihren Räumen zu inszenieren. Dafür gibt es für sie im Grunde nur zwei Varianten: mit oder ohne Deckenleuchte. Besonders beliebt sind Kronleuchter, die nicht nur pompös wirken, sondern auch eine gewisse Größe mitbringen. Damit passen sie perfekt zum britischen Einrichtungsverständnis. Der Raum erhält automatisch einen eleganten, wenn nicht sogar royalen Touch und wie jeder weiß, lieben die Briten ihre Queen!

Eine wirklich weiche, diffuse Lichtwirkung wird allerdings anders erzeugt, nämlich ohne große Pendelleuchte von der Decke, sondern mit einem Lichtkonzept, das aus diversen Lichtquellen wie Wand-, Tisch- oder Stehleuchten sowie einzelne Spots besteht. Das Licht verteilt sich so besser und es kann zudem für verschiedene Lichtstimmungen im Raum gesorgt werden.

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