27. September 2023, 17:25 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Sie haben ein Ort zum Überwintern gesucht und ein Zuhause gefunden: Designer Wolfgang Joop und sein Ehemann Edwin Lemberg geben Einblick in ihre 300 Jahre alte Finca auf Ibiza. myHOMEBOOK-Redakteurin Katharina Regenthal sie sich genauer angeschaut.
Den Traum, den sich nur wenige Menschen erfüllen können, leben Designer Wolfgang Joop und sein Mann Edwin Lemberg nun schon seit einigen Jahren: Sie haben sich eine Finca auf Ibiza gekauft und verbringen nur noch die Sommermonate in Deutschland. Doch es handelt sich nicht nur um irgendeine Finca, sondern um ein 300 Jahre altes Familienschmuckstück. Wie er dazu gekommen ist und was das Haus zum Zuhause macht, hat er jetzt dem AD Magazin verraten.
Ein Winterquartier auf Ibiza
Um den Wintern in Deutschland zu entfliehen, zog es Joop und seinen Ehemann schon vor einigen Jahren immer wieder nach Ibiza. Im AD-Interview erzählt er, dass sie oft ihren Aufenthalt verlängerten und von Hotel zu Hotel zogen. Irgendwann wollten sie allerdings einen Ort haben, an dem sie selbst kochen und vor allem auch arbeiten können.
Die Idee: eine Immobilie in der Altstadt von Ibiza mieten. Allerdings sei es im Sommer dort sehr laut – und sie fanden ohnehin nichts Passendes, so der Designer. Als die beiden sich schon von ihrem Traum verabschieden wollten, kam alles anders. Ihnen wurde eine 300 Jahre alte Finca angeboten, die sich im Inneren der Insel befindet.
„Es gab sicher noch einige andere Interessenten, aber die Besitzerin hatte ‘a little crush on us‘ und sagte: die beiden oder keiner!“, so Joop im Interview. „Dieses unverhoffte Angebot war für uns ein großes Kompliment, denn wenn man den Familienbesitz verkauft, in dem man Jahrzehnte gelebt hat, dann ist das schon schmerzlich“, so Joop weiter.
Die beiden versicherten der Verkäuferin, das Anwesen in Ehren zu halten, von außen nichts zu verändern und alles nur denkmalgerecht zu sanieren. Und so verlegten sie ihre Winter nach Ibiza.
»Dort herrscht die Laune der Bewohner vor, anstelle von ästhetischen Gesetzen
An ihr Versprechen, nichts großartig in dem 300 Jahre alten Haus zu verändern, hielten sich Wolfgang Joop und sein Mann. Lediglich die Bäder und die Küche wurden erneuert. Letztere gleicht nun einer hochmodernen Profiküche inmitten von alten Gemäuern und einer Decke aus alten Holzbalken. Dank einiger Oberlichter wirkt es aber nicht zu clean – rein optisch passt die ungewöhnliche Kombination aus Edelstahl und Holz wunderbar zusammen.
Für den Rest der Einrichtung engagierten die beiden nicht etwa einen Star-Designer – die Aufgabe übernahm vorrangig Joops Mann. Abgesehen von Betten wurde nichts neu angeschafft. Lemberg bediente sich ausschließlich an den bereits vorhandenen Möbelstücken und Kunstwerken, die die beiden über die Jahre angesammelt hatten.
Mit dem Kauf der Finca löste das Ehepaar seine beiden Zweitwohnungen in New York und Monaco auf – ihre liebsten Möbelstücke finden sich nun auf Ibiza wieder. Für die Insel typische Stücke findet man aber aus diesem Grund auch vergeblich – was das Ganze aber so besonders macht. Eine Einrichtung dieser Art wird es so kein zweites Mal geben. In einem TikTok-Video erklärt Joop, dass er es sehr interessant fände, wenn er in eine Wohnung komme und sehe, „dort herrscht die Laune der Bewohner vor, anstelle von ästhetischen Gesetzen“. Und nach diesem Motto sind sie wohl auch die Einrichtung angegangen.
Ein buntes Potpourri aus aller Welt
Schon beim Hereinkommen wird man überrascht. Schnell wird klar: Hier ist alles ein wenig anders und doch stimmig. Begrüßt wird man in dem 300 Jahre altem Gemäuer von einer comicartigen Skulptur des Künstlers Gerhard Kehl. Joop selbst bezeichnet sein zweites Zuhause auf Ibiza als einen „urbanen, eklektischen Ort“. Ihnen sei es sehr wichtig gewesen, dass die Finca eben keinem Ferienhaus anmutet, sondern wirklich ihr Zuhause werde. „Es sollte alles mehr an unser einstiges Penthouse in New York erinnern als an eine traditionelle Finca. Deshalb sucht man in unserem Interior auch vergeblich nach Objekten im ibizenkischen Stil“, so Joop gegenüber dem AD Magazin.
Und so kombinieren die beiden in der Finca alles, was ihnen gefällt – und vor allem von überall her. Die Einrichtung ist ein Potpourri von Möbelstücken aus der ganzen Welt. Und dabei hat alles eine kleine Geschichte.
Im Schlafzimmer etwa befindet sich Joops Lieblingsstück: eine vergoldete Kommode aus den 1920er-Jahren. In einem Tiktok-Video erklärt er, dass sie einst einer Handschuhverkäuferin in Paris gehörte. Und auch im Wohnzimmer stehen Möbel und Accessoires aus der ganzen Welt. Ein skandinavischer Ohrensessel mit mexikanischem Bezug, ein marokkanischer Teppich und eine mit knallrotem Lackleder bezogene Liege. Darauf treffen moderne Kunstobjekte wie eine Skulptur von Erwin Wurm – sie zeigt eine überdimensionale Essiggurke, die sich durch eine Tischplatte bohrt.
Das alles zusammen ergibt eine außergewöhnliche Mischung. „Wenn etwas exquisit und ein Original ist, wie dieses Haus, dann passen verschiedene Stile gut zueinander. Mit Kontrasten erreicht man einfach die größte Spannung, wenn die Objekte eine ähnliche Qualität haben“, so Wolfgang Joop.
Ein besonderes Highlight ist das Arbeitszimmer des Designers – das alles anderem als einem kleinen Büro ähnelt. In der Mitte befindet sich ein schräg gestellter Esstisch, dazu sechs Stühle, eine Stehlampe und einige Vasen auf dem Tisch. Ein Ort, an dem viel Platz für Kreativität ist. Dort hat Joop schon von Hand einen Roman geschrieben und mehrere Kollektionen entworfen. Er selbst beschreibt die Finca als „einen Ort der Ruhe, an dem man den Blick nach innen richten kann, an dem man kreativ werden kann“.
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Ein bisschen Heimat auf Ibiza
Geboren wurde Wolfgang Joop in Potsdam – noch heute lebt er dort in den Sommermonaten. Seine Verbindung zur Heimat ist so stark, dass auch ein Stück mit nach Ibiza musste. So ließ der 78-Jährige auf dem mehrere 10.000 Quadratmeter großen Grundstück seine Lieblingsblumen, blaue Schwertlilien, pflanzen. Auch Aspirin-Rosen wurden in den Boden gesetzt, die ihn an den Schlossgarten in Potsdam erinnern.
Katharina von myHOMEBOOK meint:
„Alle Möbel und Accessoires sind wild durcheinander gemixt, nichts ist typisch für Ibiza und doch passt alles irgendwie perfekt zusammen. Auch, wenn es nicht meinem persönlichen Einrichtungsstil entspricht, so scheint doch alles sehr stimmig und vor allem harmonisch in dem alten Gemäuer zusammenzupassen. Und was vor allem zum Vorschein kommt und meiner Meinung nach auch das Wichtigste ist: die Persönlichkeit der Bewohner. Ein wenig exzentrisch und doch irgendwie bodenständig.“– myHOMEBOOK-Redakteurin Katharina Regenthal