17. Februar 2021, 8:11 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die 1960er-Jahre haben beim Einrichten ihre Spuren hinterlassen und zahlreiche, bis heute geltende Maßstäbe für modernes Wohnen gesetzt. Wie integriert man den Retro-Look heute in die eigenen vier Wände? Eine Interior Designerin gibt Tipps.
Ist vom Retro-Look die Sprache, ist meist das Jahrzehnt der 60er- oder auch das der 50er-Jahre gemeint. Beide Dekaden stehen bis heute exemplarisch für modernes Möbeldesign und werden immer wieder in Re-Editionen aufgegriffen. Was aber macht das Einrichten und Wohnen wie in den 60er-Jahren aus?
Übersicht
Wohlstand führte zu einem verbesserten Wohnstandard
In den Nachkriegsjahrzehnten machte sich in deutschen Haushalten ein lang ersehnter Wohlstand breit. Da man sich jetzt eine eigene Mietwohnung oder manches Mal auch einen Bungalow leisten konnte, investierte man begeistert in die Einrichtung der heimischen vier Wände. Denn der Wunsch nach einem gemütlichen, sicheren Zuhause war ausgesprochen groß. Hinsichtlich der Möbelausstattung dominierten beim Einrichten in den 60er-Jahren vor allem ungewöhnliche Formen sowie unkonventionelle Entwürfe. Ein Beispiel hierfür wäre der Nierentisch, der bereits in den 1950er-Jahren für Furore gesorgt hatte.
Möbel der 60er-Jahre setzen Maßstäbe
Im Zuge der Markteinführung des Fernsehers wurde beim Einrichten in den 60er-Jahren ein besonderes Augenmerk auf das Wohnzimmer gelegt. Hier sind es vor allem kastenförmige Massivholzmöbel, die den Ton angeben. Das Design ist dabei, wie auch schon in den 1950er-Jahren, skandinavisch inspiriert und sollte schlicht sowie praktisch sein. Und so finden sich in den beliebten Wohnlandschaften, bestehend aus einem Sofa mit Sesseln übereck, klare Formen- und Liniensprachen sowie zahlreiche rechte Winkel wieder.
Demgegenüber stehen filigrane Korbmöbel aus Ratten, die zu dieser Zeit ihre Geburtsstunde hatten. Ein Zeichen für für unkonventionelle Lässig- wie auch Gemütlichkeit setzte damals der Sitzsack „Sacco“ von Zanotta. Er wird bis heute als Klassiker gefeiert. Im Kontrast zum eher wuchtig-kompakten Design der meisten Sitzmöbel und Tische standen Cocktailsessel, die durch eine eher geschwungene Linie für etwas Auflockerung im Wohnzimmer sorgten.
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Welche Leuchten braucht es für eine 60er-Jahre-Einrichtung?
Auch bekannte Leuchtendesigns aus dieser Zeit wie die Bogenlampe oder der kugelförmige Lampenschirm bildeten einen starken Gegensatz zum vorherrschenden Möbeldesign. Insbesondere die Bogenleuchte brach die doch eher kantige Wohnlandschaft durch ihre besondere organische Form und ihre meist enorme Größe raffiniert, aber doch auf sanfte Weise auf. Bis heute ist sie ein beliebtes Statement Piece in modernen Wohnzimmereinrichtungen.
Generell kann man sagen, dass sich der heute äußerst beliebte Midcentury Style in puncto Design und Formensprache gern an den Möbelentwürfen der 1960er Jahre bedient.
Materialien? Von Holz bis Plastik
Maßgeblich prägen Hölzer das Einrichten nach den 60er-Jahren. Neben heimischen Hölzern wie Buche und Eiche sind es vor allem dunkle Holzarten wie Nussbaum und Teak, die dem extrem zusagen.
Im Laufe er Zeit wurde die Einrichtung in den 60er-Jahren immer poppiger. Kunststoff rückte außerdem als Material immer stärker in den Fokus der Designer. Hierbei erlangte insbesondere der Panton Chair vom gleichnamigen dänischen Designer Verner Panton große Aufmerksamkeit. Der beliebte Freischwinger in ikonischer S-Form war aus einem Kunststoff gegossen und revolutionierte damit den Markt maßgeblich. Er ging als Klassiker der Pop-Art in die Geschichte des Möbeldesigns ein. Es folgten ebenso renommierte Leuchtenentwürfe und auch Designer wie Andy Warhol und Roy Lichtenstein machten sich in der Design- und Kunstszene einen Namen.
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Ein buntes Jahrzehnt
Bekannt für die Einrichtung in den 60er-Jahren sind vor allem auch Mustertapeten, die nahezu jedes Wohnzimmer zierten. Auch hier deutete sich die bevorstehende Pop-Art-Welle bereits an und Wandgestaltungen mit großen Grafik-Prints oder floralen Mustern wurden zu einem charakteristischen Designelement des Jahrzehnts. Die Begeisterung für derartige Ornamente zeigte sich auch in Teppichen, denn auch diese waren in allerlei grafischen Formen und Designs erhältlich.
Und so wie sich allmählich der Lebensstandard der Bevölkerung verbessert hatte, tauchte auch immer mehr Farbe in der heimischen Wohnraumgestaltung auf. Töne wie Gelb, Orange, Braun und Olivgrün waren markant für das Jahrzehnt und gingen so teilweise auch in das nachfolgende Jahrzehnt der 1970er über. Im Laufe der 60er-Dekade wurde es in jedem Fall immer schriller, knalliger, bunter, irgendwann kam dann der Übergang zum fröhlichen Pop-Art-Stil.