
15. Mai 2020, 15:59 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Natürliches Wohnen hat bereits seit einiger Zeit Hochkonjunktur, und ein Ende ist nicht in Sicht. Doch warum ist das so? Und was gehört alles zum Einrichten mit Naturmaterialien dazu?
In unruhigen Zeiten ist es vor allem die Natur, wo wir uns gern hin zurückziehen. Hier fühlen wir uns wohl und geborgen. Und so verhält es sich auch mit dem Einrichten mit Naturmaterialien, das immer mehr Nachfrage erfährt. Nicht ohne Grund, denn ein natürliches Wohnsetting schenkt uns Gemütlichkeit und Behaglichkeit. Noch dazu stehen Produkte, die aus einem Naturmaterial handwerklich verarbeitet wurden, für eine besondere und langwährende Qualität. Hier trifft in den meisten Fällen Design auf Talent. Und das Gute am Einrichten mit Naturprodukten ist, dass ein Materialmix absolut erwünscht ist und sogar den ganzen Look erst richtig zum Leben erwecken kann.
Nicht ohne meine Pflanzen

Natürlich dürfen beim Einrichten mit Naturmaterialien die richtigen Pflanzen nicht fehlen. Ob kleine Sukkulente, große Palme, bunte Topfpflanze oder ausgefallenes Wandbeet – hier hat Flora für den Indoor-Bereich einiges zu bieten. Die „stille Lebendigkeit“ einer Pflanze wirkt sich erwiesenermaßen besonders wohltuend auf das menschliche Gemüt aus. Das saftige Grün beruhigt, knallige Blüten inspirieren uns. So ist es kaum verwunderlich, dass sich in fast jedem Haushalt mindestens eine oder mehrere Pflanzen befinden.
Fließende Formen und ausgeprägte Haptiken
Auch bei Formen kann man sich an Mutter Natur ausrichten. So sind es vor allem die geschwungenen, organisch verlaufenden Linien, die uns wohler fühlen lassen. Denn Möbel, die rund, oval oder wellenartig geformt sind, wirken auf eine Art leicht und fließend. Hier kann man im wörtlichen Sinne nicht weiter anecken, was das Ambiente einmal mehr unkompliziert(er) erscheinen lässt. Ohne übermäßig viele störende Ecken und Kanten im Raum, wirkt dieser gleich deutlich weniger überladen.
Nicht zuletzt, weil wir tagtäglich über die äußerst glatten Oberflächen von Smartphone, Tablet und Co. wischen, wollen wir – nicht immer bewusst – zum Ausgleich unebene Haptiken fühlen. Deren natürliche Strukturen wirken lebendig und warm statt technisch kühl und frei von Emotion. Ein kratzender Teppich aus Sisal massiert wohltuend die Füße und im Winter kuschelt es sich am besten in einer Wolldecke. So wenig farbintensiv wie das natürliche Einrichten also ist, so stark ausgeprägt sind hierbei die Oberflächen.
Nachhaltige Wandverarbeitung
Auch beim Thema Wandverarbeitung hat in den vergangenen Jahren eine Zuwendung zu mehr Natürlichkeit stattgefunden. Denn mittlerweile gibt es beispielsweise bei Innenwandfarben einige Alternativen, die ganz auf natürlichen Inhaltsstoffen basieren und entsprechend frei von giftigen Schadstoffen sind. Die Farbpalette ist zwar hier nicht so breit wie bei herkömmlicher, handelsüblicher Dispersionsfarbe, dafür gibt es jedoch viele ansprechende Naturtöne.
So überzeugt Silikatfarbe, auch Mineralfarbe genannt, durch Diffusionsoffenheit und Schimmelresistenz. Auch mit Kalkfarbe gelingt ein rein natürlicher Anstrich, der sowohl den Maler als auch die Wand besser atmen lässt. Eine dritte Alternative ist die sogenannte Lehmfarbe, die unter anderem aus Tonmehl sowie Pflanzenstärke besteht und pulverförmig in Wasser eingerührt wird.
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Eine Farbpalette an Naturtönen
Beim Einrichten mit Naturmaterialien sollte man auf grelle Knallfarben, die visuell eher reizend und unruhig wirken, verzichten. Stattdessen sind es selbstverständlich die Naturtöne, die hier im Fokus stehen. Erdige Nuancen wie Creme, Sand, Greige, Grau oder Braun bringen besonders viel Harmonie und Entspannung in einen Raum. Etwas energiegeladener wird es mit „bunteren“ Farben wie Safrangelb, Cognac, Terracotta, Aquablau, Mint- oder Moosgrün. Wem es hier immer noch an farbiger Spannung im Raum fehlt, der kann mit einem knalligen Ton für einen pointiert gesetzten Akzent sorgen.
Möbel aus Holz

Beim naturverbundenen Einrichten geht es nicht ohne Holz. Möbel aus Massivholz verleihen einem Raum nicht nur eine ganz besondere Charismatik, sie machen ein Zuhause auch so viel gemütlicher. Zudem weiß man bei einem Holzmöbel, dass man sich ein langlebiges, qualitativ hochwertiges und nicht selten von Hand gefertigtes Produkt in die eigenen vier Wände holt.
Als natürlicher Rohstoff bringt Holz auch besondere Materialeigenheiten in Form von Maserungen und Astlöchern mit sich. Das macht das Möbelstück so auch zu einem Unikat. Und kommt es doch mal zu Kratzern oder anderen Gebrauchsspuren lassen sich diese beispielsweise durch Schleifen wieder korrigieren. Es ist jedoch nie verkehrt dem geliebten Möbelstück von Zeit zu Zeit eine Art Frischzellenkur mit etwas Öl zu verpassen.
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Der Boom der natürlichen Accessoires
Schon seit geraumer Zeit explodiert das DIY-Angebot kleiner Manufakturen oder auf Online-Plattformen. Von geschnitzten Figuren über getöpferte Schüsseln bis zu gehäkelten Untersetzern findet man hier so gut wie alles. Die Art der Materialien und der dazugehörigen Verarbeitung scheint dabei nahezu unendlich zu sein. Und fast immer sind es natürliche Materialien wie Wolle, Ton, Kork oder Naturstein und ursprüngliche handwerkliche Fertigkeiten, die dabei angeboten werden. Doch warum finden vor allem Accessoires aus natürlichen Materialien so einen großen Anklang? Es ist vor allem die Schlichtheit und gleichzeitige Einzigartigkeit von Farbe, Form und Material als auch deren ehrliche Verarbeitung, die hier ausschlaggebend ist.
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Eine Küche voller Naturmaterialien
Eine Karaffe aus Steinzeug, Teller aus Keramik, mundgeblasene Trinkgläser, ein Brett aus Schiefer und die Tischwäsche aus Leinen – alle diese Küchenutensilien aus Naturmaterialien bringen eine besondere Urigkeit auf den Esstisch. Nicht nur, dass jedes einzelne Teil über ein spezielles handwerkliches Verfahren hergestellt wurde, nein, sie erzählen dadurch auch einzigartige Geschichten. Denn meist zeichnen sich diese Produkte durch eine gewisse Willkürlichkeit im Design in Form von Unebenheiten oder Farbunterschieden aus. Aber gerade das macht sie – vor allem derzeit – so interessant und begehrlich auf dem Markt. Es muss nicht immer alles perfekt sein. Auch in modernen Cafés und Restaurants wird längst nicht mehr nur auf feinstem Porzellan serviert.