17. Juni 2021, 21:20 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Zugegeben: Ein langer schmaler Flur hat so seinen Charme. Doch beim Einrichten erweist er sich oft als problematisch. Dabei gibt es 5 Fehler, die besonders häufig gemacht werden, jedoch leicht zu vermeiden sind.
Von einem (gefühlt) endlos langen, schmalen Flur träumen viele, doch Einrichten lässt sich ein solcher Raum meist nur schwierig. Aufgrund seiner unverhältnismäßigen Dimensionen und Proportionen wird die Wahl der Möbel zur Herausforderung. Hinzukommt ein Mangel an Licht, der diese Art von Diele oft schnell in eine dunkle Höhle verwandelt. Welche Fehler es beim Einrichten eines langen, schmalen Flurs also zu vermeiden gilt, erklärt myHOMEBOOK-Redakteurin und Interior Designerin Odett Schumann.
Langer, schmaler Flur: viel Wandfläche, viel Dunkelheit
Wo viel Wandfläche zur Verfügung ist, da herrscht auch viel Dunkelheit. Denn in einem langen, schmalen Flur gibt es meist keine oder nur wenige Fenster. Türen werden hingegen tendenziell eher geschlossen gehalten. Entsprechend muss der Mangel an natürlichen Lichtquellen anderweitig ausgeglichen werden, um dem besonderen Raum zu mehr Gemütlichkeit zu verhelfen. Idealerweise sollten sämtliche Wand- und große Möbelflächen eher hell, bestenfalls in Weiß gehalten sein, denn Helligkeit hat eine weitende Wirkung. Genau wie auch reflektierende Möbel und Accessoires. Spiegel oder Metallic Pieces schaffen Glanzpunkte, die wiederum eine Art visuelle Dynamik in den Raum bringen.
Licht falsch einsetzen
Mit hellen, reflektierenden Flächen allein ist es in einem langen, schmalen Flur jedoch nicht getan. Um den Anblick einer tristen, dunklen Höhle zu vermeiden, braucht es in jedem Fall reichlich Licht im Raum. Hier darf gern mit verschiedenen Leuchten gespielt werden und eine Art Lichtwelle entstehen. Nur einheitlich, symmetrisch ausgerichtete Leuchten gilt es zu vermeiden, denn diese erinnern schnell an einen langen, ungemütlichen Korridor, wie man ihn aus einem Bürokomplex kennt. Vielmehr braucht es hier eine punktuelle Beleuchtung zum Beispiel mittels einzelner Spots, deren Lichtkegel allerdings nicht auf den Boden, sondern auf die Wandflächen links und rechts fallen. Ein Wechsel im Lichtspiel sorgt für ein Auseinander-Spreizen der gegenüberliegenden Wände.
Die Enge des Raumes betonen
Bei unkonventionellen Raumschnitten wie bei einem langen, schmalen Flur, muss genau die Komponente betont werden, an der es mangelt. In diesem Fall ist es die Breite des Raumes, die außerordentlich gering ausfällt. Doch mit ein paar Tricks können gezielt einige Zentimeter an Weite gewonnen werden. Angefangen beim Boden, empfiehlt es sich hier, statt wie üblich auf eine längst ausgerichtete Verlegung, auf eine Querverlegung zu setzen. Denn Dielen, die parallel zur langen Raumachse ausgerichtet sind, betonen und verlängern die Flucht optisch nur zusätzlich. Ist der Boden jedoch querverlegt, verkürzt das den Raum spürbar. Hat man jedoch als Mieter bei der Bodenverlegung keinerlei Mitspracherecht, kann mittels quer-gestreiften Läufern dennoch Einfluss auf die Raumwirkung genommen werden. Alternativ sorgt auch ein horizontales Streifenmuster an den Wänden für mehr Weite im Raum. Und was schon beim Boden gilt, ist auch bei Möbeln ratsam: bloß keine zu langen, schlanken Möbel wählen, die die Raumflucht nur noch mehr (ungünstig) betonen.
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Möbel, die sich für einen langen, schmalen Flur eignen
Für einen langen, schmalen Flur mag es nur wenige geeignete Möbel geben. Perfekt sind allerdings Modelle mit geringer Tiefe wie beispielsweise eine Konsole oder ein schlankes Sideboard. Diese Möbel gilt es dann entlang der Seiten zu positionieren. Auch flexible Möbel sind in einem langen, schmalen Raum eine willkommene Alternative. Schon seit Jahren greifen Interior Fans begeistert auf die Klappsitze aus alten Kino- oder Warteräumen zurück. Kreative Lösungen wie diese braucht es in Räumen mit solch eigenwilligen Dimensionen, wo kaum ein Standardmaß passt, definitiv. Um also keinen wertvollen Platz zu verschenken, sind speziell für die Flurenden maßgefertigte Einbaumöbel vom Tischler eine gute Entscheidung. Gern dürfen die Fronten dann auch ein wenig dunkler in ihrer Farbe sein, damit der Raum so einen optischen Endpunkt erhält. Denn würde dieser in einem schmalen Flur hell ausfallen, würde er schier endlos erscheinen. Das Auge benötigt hier also einen visuellen Stopp(er).
Stopper im langen Flur integrieren
In einem langen, schmalen Flur braucht es vereinzelte stoppende Elemente. Mit Stoppern sind beispielsweise Möbel oder Accessoires gemeint, deren Positionierung so ausgerichtet ist, dass sie das Auge bewusst stoppen. Keinesfalls will man natürlich beim schnellen Durchqueren des Flures an einem der Gegenstände stoßen. Darum ist es auch ratsam, Möbel von geringer Tiefe zu wählen. Bestenfalls werden alle Dinge im Wechsel platziert, wodurch ein Spiel mit der Blickführung entsteht. Diese wird so immer wieder aufs Neue gestoppt und der Raum optisch verkürzt. Stopper können beispielsweise ein Garderobenständer, eine Bodenvase oder auch ein Hocker bzw. eine Sitzbank sein. Ein etwas größerer Stopper wäre eine Wandfläche, die von der Decke bis zum Boden, also im Stil der Petersburger Hängung, mit Bildern versehen ist.
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Problemzonen können auch betont werden
Natürlich kann man sich aber auch die besonderen Dimensionen eines langen, schmalen Flures zunutze machen. Es gibt hier beim Einrichten kein wirkliches Richtig oder falsch! Wichtig ist, womit man sich am wohlsten fühlt und was als gemütlich empfunden wird. Warum also nicht einfach mal das vermeintliche Problem betonen und als Stärke demonstrieren? Eine Galerie entlang einer langen Wandfläche hat definitiv ihren Charme, nur kann eben unter Umständen mehr an ein Museum statt an ein behagliches Zuhause erinnern. Und auch einzelne Spiegelflächen oder Garderobenhaken, die allmählich über die Wandlänge wandern, sorgen in jedem Fall für visuelle Hingucker, mögen sich allerdings aus funktioneller Sicht eher als unpraktisch erweisen.