8. Februar 2022, 16:05 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Frank Lloyd Wright (1867-1959) war einer der bedeutendsten Architekten der USA. Mit seinen Ideen und seinen ikonischen Bauwerken hat er die Moderne wie kein anderer Architekt geprägt. Das Fallingwater, das Guggenheim-Museum und sieben andere Bauwerke des Architekten zählen seit 2019 zum Unesco Kulturerbe. myHOMEBOOK stellt den Star-Architekten und seine Bauwerke genauer vor.
In seiner Autobiografie erläuterte Frank Lloyd Wright seine Ideen und Gedanken, die er bei der Gestaltung eines Hauses hatte. So wollte er unnötigen Raum wie das Dachgeschoss, den Keller und andere überflüssige Höhen loswerden. Dabei entstanden schon seinerseits originelle und zeitlose Designs, die mit der damaligen viktorianischen Architektur gar nichts gemein hatten. Die offene Raumplanung war ein zentrales Thema in Wrights Designs: Vorhandene Wände wurden entweder in den Raum integriert oder eliminiert. Das Ziel: Der Raum ist vorhanden, wenn er gebraucht wird, aber verschwindet, wenn nicht.
Übersicht
Frank Lloyd Wright: Kindheit und Studium
Frank Lloyd Wright kam 1869 als Sohn eines Anwalts und einer Lehrerin in Richland Center/Wisconsin zur Welt. Seine Mutter Anna Lloyd-Jones Frank konfrontierte den jungen Frank schon früh mit Bildern von architektonischen Meisterwerken. Zudem übernahm sie die Erziehung Ihres Sprösslings, da sie den örtlichen Lehren kaum Vertrauen schenkte. Sie kaufte ihrem Sohn Holz-Bausteine, die von dem deutschen Pädagogen und Kindergarten-Erfinder Friedrich Fröbel entwickelt wurden. Diese Holzbausteine, mit denen sich Frank Lloyd Wright als Kind stundenlang beschäftigte, blieben dem Stararchitekten sogar bis ins hohe Alter in Erinnerung.
Man kann nur mutmaßen, dass die Ambitionen der Mutter Frank Lloyd Wrights Werdegang beeinflussten und durch frühe Förderung Früchte trugen. Denn auch ohne Highschool-Abschluss studierte er an der University of Wisconsin als „Special Student“ Maschinenbau. Noch während seines Studiums arbeitete er als Bauzeichner im Büro von Allen D. Conover, ein amerikanischer Architekt, der an der gleichen Universität unterrichtete. Nur drei Monate vor seinem Abschluss zog es ihn aber schon nach Chicago, um dort bei Joseph Lyman Silsbee zu arbeiten. Zweifelsohne war diese Entscheidung für seine Karriere hilfreich, denn es brachte ihn seinem Berufsziel näher, nämlich Architekt zu werden.
Die Anfänge
Lange Zeit hielt er es jedoch nicht bei Joseph Lyman Silsbee aus. Schon kurze Zeit später fing Frank Lloyd Wright als Bauzeichner im renommierten Büro Sullivan & Adler in Chicago an. Sullivan, auch bekannt als Vater der Hochhäuser, baute das Auditorium Building, eines der ersten größten Gebäude in Chicago.
Während der Zeit mit Sullivan entwarf Frank Lloyd Wright mehrere Häuser, darunter eines für sich selbst in Oak Park, Illinois. Er blieb bis 1893 bei Sullivan beschäftigt. Als Sullivan jedoch erfuhr, dass sich Wright selbstständig machte, war er nicht gerade erfreut darüber. Nach wenigen Jahren kam es zum Bruch und es herrschte viele Jahre Funkstille zwischen den beiden. Obwohl sie im Streit auseinandergingen, hatte Wright immer das Gefühl, dass sie trotzdem zusammengehörten. Sullivan war für den begabten und aufstrebenden Architekten der größte Lehrmeister. Er nannte ihn auch stets „Lieber Meister“.
Übrigens: Louis Sullivan war Mitbegründer der „Chicago School of Architecture“ und einer der einflussreichsten Architekten der USA.
Die Prärie-Häuser
Frank Lloyd Wright wuchs im ländlichen Wisconsin auf. Natur stellte für Frank Lloyd Wright etwas ganz Besonderes dar und hat sein Schaffen immens geprägt. Der Prärie-Stil ist eine seiner ersten selbstständigen Errungenschaften und sollte durch die horizontale Liniengebung die Weite der Prärielandschaft widerspiegeln. Die offene Raumplanung mit ihren fließenden Raumfolgen hatte meistens einen zentralen und großen Kamin als Ankerpunkt. Einen Meetingpoint, wo sich die Familie treffen konnte. Ein anderer wichtiger Aspekt für den Architekten bei der Hausgestaltung war das Gefühl von Privatsphäre und Sicherheit. Die niedrige Dachneigung und die ausladenden Traufen in den Prärie-Häusern vermittelten genau dieses Gefühl. Anstatt vielen kleinen Fenstern wurden Fensterfronten, die fast bis zum Boden reichten, integriert. Die Deckenhöhen wurden dem menschlichen Maßstab angepasst.
Auch interessant: Was wir heute vom Einrichtungsstil der Shaker lernen können
Die wesentlichen Merkmale des Prärie-Stils
- Horizontale Linien
- Offene Raumplanung
- Offenes Wohnkonzept
- Massive Kamine
- Überhänge
- leicht geneigte Dächer
- Fensterfronten
- Natürliches und indirektes Licht
- Verwendung natürlicher Materialien
Organische Architektur
Frank Lloyd Wright baute im Laufe seines Lebens hunderte Privathäuser, die öfter die Besitzer wechselten. Eines der bekanntesten und meist fotografierten Objekte ist das „Fallingwater“, das für den Herrenkonfektionshändler Edgar J. Kaufman und seine Familie konzipiert wurde. Es handelt sich um ein Haus, das dem Begriff „Organische Architektur“ gerecht wird. Dieses Haus gliedert sich nämlich perfekt aufgrund seiner Formensprache und Materialgebung in die umgebende Natur ein.
Übrigens: Der Begriff „Organische Architektur“ wurde durch Sullivan und Frank Lloyd Wright in die Welt gerufen. Die organische Architektur ist bestrebt, Innen- und Außenbereiche miteinander zu verbinden, um eine harmonische Umgebung zu schaffen, die nicht von der Natur getrennt oder dominant ist, sondern Teil eines einheitlichen Ganzen ist.
Die Natur nach drinnen holen
Frank Lloyd Wright beschrieb es folgendermaßen: „Wir haben nicht mehr ein Außen und ein Innen als zwei getrennte Dinge. Jetzt kann das Äußere nach innen kommen und das Innere kann nach außen gehen und tut es auch. Form und Funktion werden so in Entwurf und Ausführung eins, wenn die Beschaffenheit der Materialien, die Methode und der Zweck übereinstimmen.“
Frank Lloyd Wright
Auch interessant: An diesem Haus in Österreich ist alles verrückt
Im Porträt Friedensreich Hundertwasser – warum es bei seiner Architektur keine geraden Linien gibt
Ein neues Lebensgefühl Mid-Century Modern – ein Architektur-Stil, der immer im Trend bleibt
Porträt Warum die Architektur von Antoní Gaudi so zeitlos ist
Frank Lloyd Wrights Einfluss in Deutschland
Frank Lloyd war zweifellos einer der größten Architekten weltweit und ein Wegbereiter der Moderne. Mit seiner Architektur und vor allem mit seinen ikonischen Eigenwerken hat er Meilensteine gesetzt und die Wohnarchitektur weltweit nachhaltig geprägt – auch in Deutschland. Zu seinen Anhängern zählten Bauhaus-Gründer Walter Gropius und Ludwig Mies van der Rohe, ein deutsch-amerikanischer Architekt, der in Aachen zur Welt kam und die Neue Nationalgalerie in Berlin entwarf.