17. April 2023, 14:46 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In nahezu jedem Haushalt finden sich heutzutage furnierte Möbel oder Innenausbauten. Was ist eigentlich ein Furnier, was zeichnet es aus und wie wird es hergestellt?
Beim Möbelkauf stößt man häufig auf den Begriff des Furniers. Schön sieht es aus, manchmal sogar täuschend echt wie ein Massivholzmöbel. Doch worum handelt es sich hierbei eigentlich genau? Die Entstehungsgeschichte des Furniers reicht bis in die Zeit der alten Ägypter zurück. Schon damals veredelte man Möbel und Gegenstände mithilfe einer hauchdünnen Holzschicht.
Seine eigentliche Blütezeit erfuhr Furnierholz allerdings erst im 16. Jahrhundert, nämlich zur Zeit der Renaissance. In mühsamer Handarbeit wurde das Furnierblatt aus einem Baumstamm gewonnen. Entsprechend konnte sich jene Qualitätsarbeit zur damaligen Zeit nur der wohlhabende Teil der Gesellschaft leisten. Heute sieht das anders aus, denn vom Luxusprodukt ist das Furnier zur Massenware avanciert. Wie genau es dazu kam, worum es sich bei einem Furnier handelt und was es so besonders macht, lesen Sie hier.
Was ist ein Furnier?
Streng genommen handelt es sich nur dann um ein Furnier, wenn eine dünne Deckschicht aus wertvollem Holz auf ein Holzstück oder einen Holzwerkstoff von deutlich geringerer Qualität geklebt wird. Ist dies nicht der Fall, spricht man stattdessen von einem Dekor. Weil also das Furnier gewissermaßen der edelste Teil eines Baumstammes ist, schwingt in diesem Zusammenhang auch oftmals die Bezeichnung „Filet eines Baumes“ mit. Im Grunde versteht man unter Furnier also lediglich die Oberfläche eines Holzes, die durch eine besondere Veredelungstechnik gewonnen wird.
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Wie wird ein Furnier hergestellt?
Trotz seines Images als Massenware handelt es sich bei Echtholzfurnier bis heute um ein Produkt von hochwertiger Qualität. Das beweist vor allem auch die Herstellung von furnierten Möbeln. Im Zuge der Industrialisierung werden die hauchdünnen Baumschichten mittlerweile nur noch in den seltensten Fällen von Hand geschält oder fein abgesägt. Heutzutage bestimmt die maschinelle Fertigung die Furnierproduktion. Jedoch ist die Vorarbeit entscheidend: Hölzer wie Ahorn, Birke, Buche, Eiche, Kirschbaum, Nussbaum oder auch Wenge werden vorab sorgfältig nach Farbe und Maserung ausgewählt.
Um Echtholzoberflächen herzustellen, erfolgt die Verarbeitung mittels Schäl- oder Messermaschinen. In der Regel entstehen dabei Stärken zwischen 0,5 und 6 mm. Außerdem kommt es beim Messern bzw. Schälen zu unterschiedlichen Mustern, Farben und Maserungen, weshalb Furniere fast immer auch Unikate sind. Insgesamt durchläuft Furnierholz mehrere Prozesse, indem es nicht nur gemessert oder geschält, sondern auch gekocht, gehobelt, getrocknet und manchmal sogar auch gebügelt wird.
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Wo kommt Furnier zum Einsatz?
Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhren Furniermöbel eine immer größere Nachfrage. Nicht ohne Grund: Durch die modernisierte Verarbeitungstechnik ist das Holz ausgesprochen ergiebig, weshalb bereits aus einem einzigen Stamm tausende Furniere gewonnen werden können. Dies drückte sich entsprechend auch im Preis aus, wodurch sich nun auch die breite Masse Furniermöbel leisten konnte.
Furniere veredeln bis heute nicht nur Möbelstücke, sondern auch Türen, Musikinstrumente, Wand- und Deckenpaneele sowie Innenausbauten. Auch bei Parkettböden kommen Furniere zum Einsatz. Dennoch flaut der Boom nach Furnier immer mehr ab, stattdessen dominieren preiswerte Imitate aus Kunststofflaminat, die noch dazu täuschend echt anmuten, den Markt. Aufgrund dieser Entwicklung könnte das Furnier in Zukunft wieder auf dem Weg zum Luxusgut sein.