
4. Juni 2020, 16:07 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Pflanzen benötigen Erde zum Wachsen? Nicht unbedingt. Beim Gärtnern mit Stroh gedeihen sie auf Strohballen. Damit das gelingt, muss jedoch einiges beachtet werden. Was sich hinter diesem Gartentrend verbirgt und wie das Gärtnern auf Stroh funktioniert.
„Einen Strohballengarten kann man sogar auf Pflaster oder Asphalt anlegen!“, zeigt sich Folko Kullmann, Gartenbau-Ingenieur und Buchautor begeistert. Statt in Beet oder Topf lassen sich Pflanzen bei dieser Gärtnermethode nämlich auf Strohballen kultivieren. Der große Vorteil beim Gärtnern auf Stroh: „Beim Anbau auf Strohballen ist man vom gewachsenen Boden unabhängig. Man kann also auch Gemüse und Kräuter da anbauen, wo es direkt im Beet zu mühsam wäre, weil der Boden hart und trocken oder lehmig ist.“ Doch vor dem Pflanzen gilt es einiges zu beachten, weiß Gartenexperte Kullmann, der ein Buch über das Gärtnern auf Strohballen geschrieben hat. myHOMEBOOK verrät er, was sich hinter diesem Gartentrend verbirgt und wie man einen Strohballengarten anlegt.
Wie funktioniert das Gärtnern mit Stroh?
Ein Strohballen als Pflanzgefäß: Das Prinzip mit Stroh zu gärtnern ist einfach erklärt. Statt Jungpflanzen und Kräuter in Beete oder Kübel zu pflanzen, nutzt man Strohballen. Bei dieser Methode benötigt man fast keine Pflanzerde. Da das Stroh an sich aber über keinerlei Nährstoffe verfügt und ebenfalls kaum Wasser speichert, müssen die Ballen vor dem Gärtnern entsprechend „präpariert“ werden. Nach etwa zwei Wochen können sie dann bepflanzt werden.
Wie lange lässt sich ein Strohballen zum Gärtnern nutzen?
Präpariert man die Strohballen Mitte/Ende März, kann man von April bis Ende Oktober im Strohballengarten gärtnern. Danach kommen die Ballen auf den Kompost oder werden, wenn man sie im Garten aufgestellt hat, als Mulch auf den Beeten verteilt und im Frühjahr eingearbeitet.
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Welche Pflanzen gedeihen auf Stroh?
Da die Strohballen am Ende der Gartensaison kompostiert werden, eignen sich laut Folko Kullmann nur einjährige Gemüsesorten und Kräuter für die Bepflanzung. Das sind zum Beispiel:
- Paprika
- Kohl
- Radieschen
- Rettich
- Zwiebeln
- Tomaten
- Möhren
- Zucchini
- Salat
- Basilikum
- Kapuzinerkresse
- Ringelblumen
Wie legt man einen Strohballengarten an?
Beim Anlegen eines Strohballengartens sind folgende Aspekte zu berücksichtigen:
- Standort: Ein ebener, sonniger Standort ist wichtig, da fast alle Gemüse- und Kräuterpflanzen Sonnenlicht zum Gedeihen benötigen. Die Strohballenreihen sollten, wie normale Gemüsebeete, in Ost-West-Richtung verlaufen, damit sie von allen Seiten genug Sonne bekommen. Die Ballen müssen so aufgestellt werden, dass die Strohhalme von oben nach unten durchlaufen, quasi „stehen“. Der Standort sollte unbedingt vor Beginn der Präparation final ausgewählt werden, da die Ballen sonst zu schwer zum Transportieren werden.
- Stroh: Geeignet sind eckige Kleinballen ebenso wie größere Strohballen in Quaderform aus biologischem Anbau. Runde Strohballen sind aufgrund ihrer Größe eher ungeeignet.
- Befestigung: Im Laufe der Gartensaison zersetzen sich die Strohballen. Um zu verhindern, dass sie auseinanderfallen, sollten sie mit einem Rahmengestell oder Draht befestigt werden.
- Präparation: Nach dem Aufstellen werden die Ballen gründlich gewässert und dann mit Dünger (normaler Biodünger zum Streuen oder mineralischer Dünger) versorgt. Dadurch beginnt das Stroh zu verrotten, wird weich und kann mehr Wasser speichern. Dabei verströmt der Ballen anfangs einen süßlichen Geruch. Nach 12 bis 14 Tagen, wenn das Stroh wie frische Erde oder Kompost riecht, kommt eine dünne Schicht Pflanzerde oben drauf und man kann direkt ins Stroh pflanzen.
- Bewässerung: Den Strohballen täglich gießen. Überschüssiges Wasser muss ablaufen können.
- Düngen: Pro Ballen alle zwei Tage einen Esslöffel Dünger hinzufügen.
- Bepflanzung: Mit einer Pflanzkelle ein entsprechend großes Pflanzloch ausheben. Die Jungpflanze mit etwas Pflanzerde einsetzen. Die empfohlenen Pflanzabstände sollten dabei eingehalten werden.
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Die Methode hat jedoch nicht nur Vorteile. Im Gegensatz zu Pflanzerde speichert Stroh wenig Wasser. Das bedeutet, dass Hobbygärtner ihren Strohgarten mindestens ein- bis zweimal am Tag wässern oder alternativ eine automatische Bewässerung, beispielsweise einen Perlschlauch, integrieren müssen. „Und wenn es lange regnet, fühlen sich Schnecken unter und im Stroh sehr wohl. Da hilft dann nur Schneckenkorn“, so Folko Kullmann.
Das meint der Experte: „Man braucht schon viel Wasser und Dünger zum Strohballengärtnern. Vor allem in den letzten heißen, trockenen Sommern geht es nur mit einer Bewässerungsanlage. Der Dünger muss vorsichtig eingesetzt werden, damit nicht zu viel in den Boden und ins Grundwasser läuft. Wenn man Biodünger oder organischen Dünger mit Hornspänen, Geflügelmist, Rinderdung, Knochen- oder Hornmehl oder vegane Dünger verwendet und das Stroh nach dem Anbauen als Mulch im Garten lässt, hat man einen tollen Humus.“