29. April 2021, 17:07 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Das Sofa gebogen, der Tisch rund und den Teppich ziert ein Wellenmuster. Einrichtungen sind gerade auffallend oft von einer schwungvollen Note gezeichnet. Nicht ohne Grund, wie myHOMEBOOK-Redakteurin und Interior Designerin Odett Schumann weiß. Sie erklärt den Trend zum schwungvollen Einrichten und was sich genau dahinter verbirgt.
Eigentlich ist es nur wenig verwunderlich, doch geschwungene Linien und organische Formen bestimmen derzeit den Einrichtungsmarkt entscheidend. Mit Voranschreiten der Pandemie wird immer deutlicher, wie sich die aktuelle Lage in der Welt auf die verschiedenen Bereiche und Belange des Lebens auswirkt – vor allem auch auf die Art wie wir wohnen. myHOMEBOOK-Redakteurin und Interior Designerin Odett Schumann erklärt, warum runde Möbel unser Zuhause jetzt besser machen und wie man damit einrichten sollte.
Übersicht
Stürmischen Zeiten mit Schwung begegnen
Alles, was rund(lich) in seiner Form ist und dementsprechend über keinerlei scharfe Kanten oder spitze Ecken verfügt, an denen man sich unangenehm stoßen kann, assoziieren wir als ungefährlich, geradezu weich und wohltuend. An derartigen Möbeln und Accessoires kann sich kein Schmerz zugefügt werden, was (uns), besonders aktuell, viel wert ist. Die Zeiten sind ungewohnt, ungewiss und stürmisch zugleich, dafür das Bedürfnis nach Sicherheit umso ausgeprägter. Was das eigene Zuhause betrifft, wollen wir uns entsprechend gern in ein gemütliches Ambiente, das uns zudem auch noch Geborgenheit vermittelt, flüchten. Und genau das schafft eine schwungvolle Einrichtung, die überwiegend aus weichen Linien und organischen Formen besteht.
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Runde Möbel sprechen beim Einrichten eindeutige Formen- und Liniensprache
Die Formen- und Liniensprache ist aktuell also mit dem Prädikat „fließend“ klar definiert und auch leicht erklärt. Wenn die Welt ins Stocken gerät, soll es wenigstens an anderer Stelle fließen. Das kann beispielsweise eben die Form der Möbel sein. Hier sind vor allem Sitzmöbel gemeint, die repräsentativ für den Trend zu einer eher schwungvollen Einrichtung stehen. Sofa, Sessel, Hocker oder Pouf unterliegen bei zahlreichen Designs einem kurvenreichen Entwurf. Passenderweise werden dann häufig auch Tische jeder Art, wie Ess-, Couch- oder auch Beistelltische, in runder oder ovaler Form dazu kombiniert. Und weil all das im Ensemble besonders gemütlich ausschaut, spricht man hier auch schnell von Möbeln mit einem gewissen Lounge-Charakter.
Kuschelweicher Kokon
Nicht nur, dass Möbel von weichen, fließenden Formen und Linien gezeichnet sind, sie sind zudem auch noch äußerst bequem gehalten. Eine ordentliche Polsterung trifft derzeit vielmals auf angenehm weiche Möbelbezüge aus Velours oder Cord. Dazu werden Kissen aus Samt und Decken aus kuscheligem Fellimitat kombiniert. Behaglichkeit pur, also! Hier kommt erneut der Wunsch nach mehr Stabilität und Sicherheit zum Tragen. Denn was nicht nur nach einem gemütlichen Nest klingt, stellt sich tatsächlich auch so für uns dar. Denn plüsch-ähnliche Textilien wie von Kuscheltieren und rund(lich)e Formen, die sich um uns hüllen wie eine Umarmung, erinnern an die eigene Kindheit. Wir schaffen und flüchten uns also in eine Art Kokon, der uns – in schwierigen Zeiten – Trost, Sicherheit und Geborgenheit spendet.
Möbel einrichten: rund zu rund und Teppich zu Tisch
Auch Kleinmöbel sowie größere Accessoires sind vom Trend des schwungvollen Einrichtens geprägt. So findet sich unter einem runden Couch- oder Esstisch häufig auch ein ebenfalls runder Teppich. Einem gebogenen Sofa wird mit einem willkürlich organisch geformten Kuhfell ein sich anschmiegender visueller Rahmen verliehen. Und aus dem Eck „schiebt“ sich – wie einst schon in den 1960er-Jahren – eine große Bogenleuchte allmählich ins Bild. Aber auch die Lampenschirme von Pendel- oder Tischleuchten sind oft von kugeliger Form. Und an der Wand wellt sich ein langer, schmaler Spiegel entlang. Alternativ bringen auch kleinere Modelle in ovaler oder runder Form wie ein Gemälde, einen heimeligen Charme ins Ambiente.
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Statt Stakkato-Zacken lieber weiche Wellen
Was Formen und Linien können, überträgt sich zwangsläufig auch auf Muster. Tapeten, Teppiche oder Vorhänge sind oftmals von äußerst grafisch anmutenden Designs bestimmt. Doch statt harter Stakkato-Zacken sind es eher weiche Wellen, die für ein schmeichelndes, wohltuendes Ambiente sorgen. Warum? Weil Punkte, Kreise, Tupfen und Co. einfache Formen sind, die wir schon als Kind spielerisch gemalt haben und entsprechend leicht erfassen können. In einer hochkomplexen Welt, die uns tagtäglich mit Reizen überflutet, ist es genau diese Einfachheit in den Dingen, die uns entspannen lässt. Und wo, wenn nicht im eigenen Zuhause, können wir genau solchen Formen, Linien und Muster Einzug in unser Leben gewähren?
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Sanfte, wohltuende Farben
Auch die farbliche Komponente passt sich beim schwungvollen Einrichten entsprechend an und ist deutlich weniger laut ausgeprägt als noch die Jahre zuvor. Statt knalligen Tönen sind es vielmehr die natürlichen Nuancen, zu denen hier gegriffen wird. Auch das ist nicht unbegründet: Farben, die durch zu viel Intensität – im wörtlichen Sinne – eine bestechende Wirkung haben, neigen ebenfalls dazu, uns zu überfordern. Es gilt es also, mit milderen Farbtönen liebevolle wie auch entspannende Assoziationen, beispielsweise zur Natur, zu wecken: ein Waldspaziergang, ein prächtig gefärbter Himmel oder eine wilde Blumenwiese.