2. Februar 2021, 17:01 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Aufgrund einer unkonventionellen Raumgröße stellen große Wohnungen, wie etwa Lofts, eine große Herausforderung bei der Ausgestaltung dar. myHOMEBOOK-Redakteurin und Interior Designerin Odett Schumann erklärt, worauf es beim Einrichten eines Lofts ankommt.
In Filmen ist das Wohnen in einem schick eingerichteten Loft eine beliebte Szenerie. Geprägt haben diese Form eines eher ungewöhnlichen Zuhauses Künstler in den 1940er Jahren. Lange bevor der Trend vom Wohnen in einem Loft ausbrach, hatten diese bereits dessen besondere Dimensionen für ihre persönliche und kreative Freiheit erkannt. Doch große Räume, die einst Fabrik- oder Werkstatträumlichkeiten waren, bringt heute als Loft zum Wohnen so einige Herausforderungen beim Einrichten mit sich. Welche das sind und wie man diese lösen kann, erklärt myHOMEBOOK-Redakteurin und Interior Designerin Odett Schumann.
Große Räume einrichten – den richtigen Look finden
Ursprünglich waren große Räume ehemaliger Fabriken oder Werkstätten keinesfalls zum Wohnen vorgesehen, was aber kein Problem ist, wenn man weiß, wie man sie einrichten kann. Markant sind hierbei ganz klar beeindruckende Dimensionen, enorme Freiflächen sowie eben ein gewisser Industrial Charme. Und so ist es stets die Ambition, den rauen Charakter in Form von viel Beton, unverputzten Wänden und großen Fensterfronten, grundsätzlich beizubehalten, doch den Raum mit deutlich mehr Gemütlichkeit zu versehen.
Grundsätzlich kann man beim Einrichten eines Lofts mit zwei völlig konträren Stilrichtungen arbeiten. Will man den Industrie-Charme, der an die vormalige Nutzung der Räumlichkeiten erinnert, betonen, braucht es hier ebenfalls Möbel und Accessoires, die für Industrial Design stehen. Rohe, unbehandelte Naturmaterialien in harter und weicher Haptik wie Stein, Holz, Kork, Wolle, Leder, Leinen etc. prägen ein stimmiges, aber vor allem behagliches Bild. Akzentuiert gesetzte Metallic-Effekte und Vintage-Produkte unterstreichen das rustikale Profil des Lofts zusätzlich. Farblich orientiert sich das Ambiente – bis auf kleine, knallige Details – überwiegend an der Palette der Naturtöne.
Alternativ gibt es aber auch die Möglichkeit beim Einrichten eines Lofts mit reichlich Stilbrüchen zu arbeiten. Sieht man diese besondere Wohnungsform als eine Art alten Rahmen, dem nur ein neues Bild eingesetzt werden muss, lohnt es sich, in die moderne Richtung zu tendieren. Was dann entsteht, ist ein starker Kontrast, der in seiner Umsetzung viel Farbe, glatte Oberflächen und eine eher strenge, akkurate Linienführung bedeutet.
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Große Möbel im richtigen Maß
Unbestritten geht von Decken mit einer Höhe bis zu 5 m und großzügigen Freiflächen, eine hohe Attraktivität aus. Doch auch wenn diese Weitläufigkeit – dank fehlender Zwischenwände – zu punkten weiß, gilt es ihr gleichzeitig auch Einhalt zu gebieten. Andernfalls werden große Räume kein Wohlgefühl auslösen, eher noch stellt sich ein Gefühl der Verlorenheit ein, wenn man nicht richtig einrichten kann. Wie also dieses Problem lösen?
Es kommt vor allem auf die richtige Wahl der Möbel sowie deren Dosierung an. Fakt ist, in einem derart überdimensionierten Raum, darf das Ambiente keinesfalls zu kleinteilig ausfallen. Vielmehr gilt es hier zu ebenfalls großen Möbeln zu greifen wie einer langen Tafel im Essbereich, einer geräumigen Sofalandschaft oder einem großzügigen Ankleidebereich. Der Platz ist schließlich da, warum ihn dann nicht auch nutzen? Bei der Wahl der Möbel kann man sich an einer guten Mischung Bauhaus-inspirierter Modelle und ausgefallenen Statement Pieces – gern im Vintage Look – orientieren.
In normalen Räumlichkeiten tendiert man schnell dazu, Möbel stringent an der Wand entlang zu platzieren, in einem Loft ist das nicht nötig. Hier kann man ganz bewusst mit optischen „Störern“ und Raumteilern arbeiten. Genauer gesagt, empfiehlt es sich, „Inseln“ für sämtliche Wohnbereiche zu schaffen. Eine Insel wird für den Essbereich mit großer Tafeln und einer entsprechenden Anzahl an Stühlen vorgesehen, eine andere für die Sofalandschaft mit Mediabereich. Ebenfalls großzügig gehaltene Teppiche darunter betonen die Inseln zusätzlich und es ergeben sich harmonische Komponenten im Raum.
In puncto Farbgebung der Möbel spielen die gegebenen Lichtverhältnisse eine maßgebliche Rolle. Tendenziell verfügen Loft-Wohnungen über enorme Fensterflächen, die entsprechend eine hohe Lichtausbeute im Rauminneren generieren. In solch einem Fall, wo viel Helligkeit den Raum flutet, können Möbel, aber auch Wandflächen gut und gern eher dunkel ausfallen. Hier sind Massivholzmöbel in Nussbaum oder Mahagoni mit einem kräftigen Rot-, Grün- oder Blauton an der Wand, eine ausgesprochen gelungene Kombination.
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Einer schlechten Akustik vorbeugen
Räume mit einem gewaltigen Volumen wie es für Loft-Wohnungen typisch ist, bieten entsprechend auch dem Hall viel Raum. Dies macht sich insbesondere dann bemerkbar, wenn deutlich weniger Möbel vorhanden sind als die Raumkapazität eigentlich hergibt. Aber auch die zahlreichen glatten Betonböden, -wände und großzügigen Fensterpartien, die den Schall nur wenig abbremsen, tragen zu einem negativen Effekt bei. Alles in allem entsteht also ein Klang, der wenig gemütlich ist.
Entsprechend braucht es einen gut funktionierenden Schallschutz: Am einfachsten lässt sich dieser mit jeder Menge Textilien lösen. Gleichzeitig sorgen diese auch für spürbar mehr Gemütlichkeit und Wärme im Raum. Lange, schwere Vorhänge an den Fensterfronten, eine üppige Anzahl an Kissen auf Sofa, Sessel und Bett sowie vereinzelte Teppiche am Boden, haben einen enormen Effekt auf den Hall im Raum. Zusätzlich empfiehlt es sich bei der Wahl der Sitz- und Loungemöbel zu gepolsterten Modellen zu greifen.
Auch Regale, die reichlich mit Büchern bestückt sind, große Leinwände an der Wand sowie üppige, dickblättrige Pflanzen wissen den unangenehmen Schall im Raum einzufangen. Insbesondere lohnt es sich, Kübelpflanzen oder kleine(re) Bäumchen in Ecken zu platzieren, denn auch diese tragen als Freifläche zu einer schlechten Akustik bei.
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Große Räume einrichten – die richtigen Accessoires und Kleinmöbel
Bei Raumflächen von meist mehr als 100 Quadratmetern, sollten Kleinmöbel und Accessoires in einem Loft jede Dimension nutzen. So lässt sich die Höhe eines Raumes ideal mit Dingen, die von der Decke hängen, betonen, beispielsweise mittels eines Hängesessels oder einer Schaukel. Durch die Verbindung, die dabei zur Bodenfläche hergestellt wird, verliert das Loft an Ungemütlichkeit und Fabrikhallen-Charakter.
Wie bereits erwähnt dürfen beim Einrichten von Lofts und anderen gewöhnliche Größen überschritten werden. Dies gilt vor allem auch für Kleinmöbel und Accessoires: große Leinwände, eine Palme in einem Kübel oder auch eine hohe Bodenvase eigenen sich hierfür optimal. Über dem Esstisch macht sich klassischerweise gut ein mondäner Lüster oder eine gewaltige Pendelleuchte wie eine alte Bahnhofsleuchte. Ohnehin bedarf eine Loftwohnung, besonders in den Abendstunden, ausreichend Beleuchtung. Neben großen Hängeleuchten, braucht es als Unterstützung oftmals viele kleine Spots sowie unzählige Stimmungsleuchten an Wand, Boden sowie auf Möbeln. Apropos: natürlich darf es einem Loft keinesfalls an ausreichend Textilien mangeln wie Vorhänge, Teppiche, Decken, Kissen und gepolsterte Möbel.
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Darüberhinaus gibt es aber auch Accessoires und Kleinmöbel, von denen man speziell in einem Loft eher absehen sollte. So haben Spiegel und sämtliche andere reflektierende Flächen einen eher gegenteiligen Effekt und lassen einen Raum (noch) größer wirken, doch genau diese Wirkung ist in einem loftähnlichen Zuhause eher unerwünscht. Denn die scheinbar unendliche Weite des Raums, bringt schnell ein Gefühl der Leere und des Unbehagens mit sich.