26. Dezember 2021, 6:08 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Beim Industrial-Stil denken wir an alte Fabrikhallen und offene, atelierartige Lofts in Brooklyn. Für Fans des rauen Looks gibt es gute Nachrichten: Um die Industrial-Ästhetik ins eigene Zuhause zu holen, müssen Sie nicht zwingend in New York auf Wohnungssuche gehen. myHOMEBOOK zeigt, wie sich der Stil unkompliziert nachstylen lässt.
Freigelegtes Mauerwerk, Stahl und Sichtbeton – der Industrial-Stil wirkt rau, markant und cool. Ein industriell angehauchtes Interior hat einen einzigartigen Charme. Ob urbanes Loft oder altes Bauernhaus spielt dabei keine Rolle, denn der Style lässt sich in fast jeder Wohnung umsetzen. Wir erklären, wie es geht.
Übersicht
Industrial-Stil: Was ist das?
Mit Industrial ist ein Einrichtungsstil gemeint, der sich – wie der Name schon verrät – stark an industriell genutzten Gebäuden orientiert. Charakteristisch für den Industrial-Stil sind die raue, an Fabrikhallen erinnernde Ästhetik sowie eine offene, loftartige Wohnungsaufteilung, für die insbesondere der New Yorker Stadtteil Brooklyn oder das Londoner East End bekannt sind.
Der Industrial-Stil zeichnet sich außerdem stark durch seinen unperfekten Look aus: Freigelegtes Mauerwerk, abgeblätterter Putz, markante Stahlträger oder Deckenbalken, sichtbare Rohre oder abgenutzte Böden – all das ist gewollt und macht den besonderen Charme aus.
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Ein absolutes Schlüsselelement beim Industrial Interior ist dunkler Stahl, der beispielsweise in Form von übergroßen Fabrikfenstern, Trennwänden aus Glas und schwarzem Stahl oder matt lackierten Metallschränken auftritt. Auch allgemein wird das Farbschema von dunklen, rauen Tönen wie Schwarz, Anthrazit, Braun oder Rostrot geprägt.
Zum Industrial-Stil passende Bodenbeläge sind Beton oder Estrich, ebenso aber auch robuste Dielenböden, die gerne ordentlich knarzen dürfen. Wer sich fragt, ob er mit dem Boden richtig liegt, macht einfach den Schuhtest: Stellen Sie sich die Frage, ob Sie auf diesem Fußboden barfuß laufen würden. Wenn die Antwort nein lautet und Sie zu Straßenschuhen tendieren, dann sind Sie auf einem guten Weg.
Das bedeutet natürlich nicht, dass durch den Industrial-Stil das saubere und gemütlich eingerichtete Zuhause direkt in eine abgenutzte Fabrikhalle verwandelt werden muss. Zwischen Hygge-Paradies und toughem Loft im extremen Industrial-Look gibt es eine Menge Abstufungen. So kann einer kuscheligen Altbauwohnung mit einigen wenigen Industrial-Elementen beispielsweise ein cooler Touch verliehen werden, ohne dass das Zuhause dafür an Wärme einbüßen müsste.
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Woher kommt der Industrial-Stil?
Seinen Ursprung hat der Industrial-Stil in den 1940er-Jahren. Als vor allem in den USA und Großbritannien bezahlbarer Wohnraum immer schwieriger zu finden war, gingen einige Menschen dazu über, leer stehende Industriehallen zu bewohnbaren Lofts umzufunktionieren. Im Zuge der Künstlerbewegung der Sechziger und Siebziger entdeckten mehr und mehr Kreative den Charme der Industrial-Ästhetik für sich und bauten Fabrikgebäude, Lagerhallen und Co zu Ateliers und Loftwohnungen um. Als Pionier gilt Andy Warhol mit seiner Factory.
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5 Merkmale des Industrial-Stils
1. Offene Räume
Perfekt zur Geltung kommt der Industrial-Stil natürlich in einem klassischen Loft. Hohe Decken, ein freigelegter Dachstuhl und natürlich die offene Raumaufteilung sorgen für eine unverkennbare Fabrikhallen-Ästhetik.
Wer kein Loft zur Verfügung hat, muss deshalb natürlich nicht gleich umziehen. Auch zu Dachgeschosswohnungen passt der Industrial-Charme gut. Im Idealfall sind Giebel, Stützträger oder Dachbalken sichtbar. Eine offene Küche sowie allgemein möglichst offene Flächen ergänzen die Ästhetik. Aber keine Sorge: Der Industrial-Stil kann problemlos in jede Wohnung einziehen, ohne dass bestimmte Grundvoraussetzungen stimmen müssen.
2. Schwere, geradlinige Sofas
Weißer Plüsch hat beim Industrial-Stil nichts zu suchen. Der ideale Style bei Sofas ist geradlinig und kantig. Dunkle Farben, glatte Strukturen und ein insgesamt schwer und robust wirkendes Design passen zum Look. Die allererste Wahl bei Industrial? Eine braune Chesterfield-Ledercouch.
3. Schwarzer Stahl
Schwarzer Stahl gehört zum Industrial-Stil wie das Oktoberfest zu München. Zurückzuführen ist das auf die charakteristischen hohen Fenster aus Glas und Stahl, die in den Original-Fabrikhallen verwendet wurden. Einige Lofts sind zwar immer noch mit solchen Fenstern ausgestattet, doch meist ist der Look eher schwierig zu finden. Das ist aber kein Grund zur Betrübnis. Stattdessen können Industrial-Fans einfach zu Metallregalen oder Möbeln mit schwarzen Stahlfüßen greifen. Wer es richtig ernst meint, kann für einen authentischen Look Trennwände aus Glas und schwarzem Stahl in die Wohnung einbauen.
4. Freigelegtes Mauerwerk
Raue Wände aus Backstein oder Ziegeln sind für den Industrial-Stil ein absolutes Must-Have. Wer den Look richtig lebt, kann das komplette Mauerwerk freilegen. Optisch besonders interessant: Den Putz nur an einigen Stellen entfernen. Das ergibt einen abgewitterten, rauen Look und lässt es so aussehen, als wäre der Putz zufällig von der Wand abgebröckelt.
Einziger Haken: Das Freilegen des Mauerwerks ist mit viel Arbeit verbunden und meist auch nur in Eigentumswohnungen möglich. Wer nicht das Glück hat, auf eine Mietwohnung mit Backsteinwänden zu treffen, kann aber ohne Probleme auf andere Lösungen zurückgreifen. Abhilfe schaffen zum Beispiel Strukturtapeten in Maueroptik, mit denen entweder die komplette Wand oder Teilflächen tapeziert werden können. Die gibt es auch in besonders hochwertiger Ausführung, bei denen sich kaum noch erkennen lässt, ob es sich um eine Tapete oder echte Ziegel handelt.
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Tipp: Wer keine Lust auf Backsteinmauern hat, kann auf den Beton-Look ausweichen, der genauso gut zum Industrial-Stil passt. Hier gilt das Gleiche wie beim Mauerwerk: Mit Tapeten in entsprechender Optik lassen sich Sichtbetonwände unkompliziert nachahmen.
5. Möbel mit Abnutzungsspuren
Patina lautet das Stichwort: Wenn Möbel etwas abgewittert, rau und benutzt aussehen, sind sie für den Industrial-Stil nämlich genau richtig. Optimal eignen sich markante Tische aus rauem Massivholz. Die Tischbeine sollten aus schwerem Metall oder Stahl gefertigt sein und einen schweren, robusten Eindruck machen. Eine Holzplatte mit Rissen und Makeln ergänzt den industriellen Look. Bei lackierten Möbelstücken darf der Lack gern etwas abgeblättert sein. Auch wenn diese Elemente leicht an Vintage oder Shabby Chic erinnert, unterscheidet sich der Industrial-Stil dennoch grundlegend von diesen Einrichtungsarten. Während letztere eher romantisch angehaucht sind, besticht Industrial durch Coolness. Alles in allem sollte das Interior also möglichst rau, kühl und tough wirken – eben mit genau der richtigen Dosis Fabrikhallen-Charme.