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Was japanische Architektur so besonders macht

Das Kunstmuseum Nakagawa-machi Batō Hiroshige des Architekten Kengo Kuma besteht aus einheimischem Zedernholz und Washi (handgeschöpftem Papier)
Das Kunstmuseum Nakagawa-machi Batō Hiroshige des Architekten Kengo Kuma besteht aus einheimischem Zedernholz und Washi (handgeschöpftem Papier) Foto: Getty Images

19. April 2022, 17:22 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Zeitgenössische japanische Architektur ist poetisch, visionär und fest mit der Natur verankert. Sie zählt zu den erstaunlichsten Baustilen weltweit. myHOMEBOOK stellt vier Visionäre aus Japan vor, die die Architektur weltweit mit ihrer Originalität und Ihrer Kreativität bereichern.

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Seit der ersten zeitgenössischen Expo im Jahr 1970 in Osaka, bei der Bauwerke der dortigen Kultur im Mittelpunkt standen, kam es zu einem weltweiten Durchbruch in der japanischen Architektur. Darum ist es nicht verwunderlich, das seither nicht weniger als sieben zeitgenössische japanische Architekten mit dem „Pritzker Price“, der weltweit höchsten Prestige-Auszeichnung für Architekten, geehrt wurden.

Tadao Ando

Der japanische Architekt und Pritzker-Preisträger Tadao Ando (1941) ist wohl einer der ersten erfolgreichen japanischen Architekten. Bevor Tadao Ando als Autodidakt mit der Architektur begann, hatte er bereits einige Karrieren hinter sich – er war zuvor sogar Profi-Boxer. Bei seinen ersten Aufträgen, dem Azuma Haus (1976) und dem Koshino Haus (1981) verwendete Tadao Ando ausschließlich Stahlbetonwände.

Das Azuma Haus ist ein Reihenhaus in Osaka und ist ganz dem Minimalismus verschrieben. Die Baulücke war winzig und das Budget gering. Tadao Ando entschied sich jedoch für diese Herausforderung. Sichtbeton ist das dominierende Material bei diesem Projekt. Von der Straße aus fügt sich der seltsame Betonblock zwar nahtlos zwischen den rechts und links befindenden traditionellen Holzhäusern ein. Allerdings fällt er wegen seiner modernen und glatten, aber rauen Beschaffenheit des Sichtbetons besonders auf. Dieser zweigeschossige kantige Block wirkt nach außen hin eher verschlossen und lässt keine Einblicke zu – ein besonderes Beispiel zeitgenössischer japanischer Architektur.

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Das doppelstöckige Reihenhaus wurde 1976 fertiggestellt und beinhaltet vier Räume. Des Weiteren ist keine elektrische Beleuchtung vorhanden – die einzige Lichtquelle ist das von der Decke herabfallende Licht. Ein offener Innenhof ohne Bedachung verbindet die beiden Hauptgebäude, die der Länge nach angeordnet sind. Im oberen Stockwerk ist eine Brücke angebracht, die die oberen Etagen zusammenbringt. Dabei stellte die Koexistenz mit der Natur bei der Planung ein wichtiges Element für den Architekten dar. Bequemlichkeit stand daher nicht im Vordergrund. An Regentagen benötigt man daher einen Regenschirm, um Schlafen oder auf die Toilette gehen zu können.

Übrigens: Wussten Sie, dass Tadao Ando von Frank Lloyd Wrights Architektur beeinflusst wurde? Bei einer Klassenfahrt nach Tokio besuchte der Architekt das Imperial Hotel. Dieser Eindruck weckte in ihm die Leidenschaft für Architektur.

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Kengo Kuma

Kengo Kuma (1954), in Yokohama geboren, ist einer der wichtigsten zeitgenössischen Architekten Japans. Seine Designphilosophie ist sehr komplex und kann erst verstanden werden, wenn man einen Blick auf mehrere seiner Gebäude wirft. Das Hiroshige Ando Museum und das Suntory Museum of Art in Tokio sind beispielhaft für seine Architektur. Die Verwendung von natürlichen Naturmaterialien ist für den Architekten essenziell. Aber auch die Verwendung von Licht und Glas schaffen eine „räumliche Immaterialität“.

Ein weiteres stilistisches Merkmal seiner Architektur sind die außergewöhnlichen Fassaden, die er für seine Gebäude entwirft. Sie wirken leicht uns spielerisch und trotzen den schweren Materialien wie Beton, Stein und Stahl. Kengo Kuma setzt damit ein Zeichen und verbindet Architektur mit Nachhaltigkeit. Seine Architektur versucht traditionelle und natürliche Baustoffe mit Bezug zur Umgebung zu verwenden. Dabei wirken seine Gebäude leicht und erhaben.

Dem Architekten ist es wichtig, sich ständig weiterzuentwickeln. Er möchte Gebäude konzipieren, die warm und einladend, aber auch bescheiden sind. Er konzentriert sich dabei auf nachhaltige Materialien – wie bei dem folgenden Projekt, dem Asaka Tourist Information Center.

Asakusa Tourist Infomation Center Japan, 2012, von Kengo Kuma.
Asakusa Tourist Infomation Center Japan, 2012, von Kengo Kuma. Foto: Getty Images

Bei diesem Gebäude sind zwei wichtige charakteristische Elemente des japanischen Architekten zu sehen. Zum einen sind das die zufällig angeordneten Lamellen an der Außenseite des Gebäudes, zum anderen die verlängerten Traufen. Bei diesem Projekt sind es sieben übereinandergestapelte Stockwerke, die jeweils ein überhängendes Dach haben. Dadurch wird eine natürliche Bewegung hervorgerufen. Das Gebäude wirkt dadurch natürlich und organisch und hebt sich von den anderen eckigen Gebäuden ab, ohne dabei unnatürlich zu wirken.

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Katsutoshi Sasaki + Associates

Katsutoshi Sasaki (1976) gehört zur neuen Generation der japanischen Architektur. Er hat sich durch eine Reihe von Privatresidenzen einen Namen gemacht. Damit gelang ihm der internationale Durchbruch. Nach seinem Abschluss an der Kinki Universität in Hiroshima 1999 reiste der Jungarchitekt zunächst drei Monate nach Europa, um Inspiration zu finden. 2018 hat der erfolgreiche Architekt ein eigenes Haus für seine Familie und sich fertiggestellt. Die T-förmige Struktur des Hauses hat eine Gesamtfläche von 102 Quadratmetern, wobei die gesamte Fassade aus Zedernholz mit einer dunklen Lasur überzogen ist.

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Das Innere des Hauses ist allerdings hell und zum Teil mit Falcata-Sperrholz ausgekleidet. Die strukturellen Elemente des Hauses bestehen aus Vollholz. Die acht Meter hohe Decke gewährt Einblicke in die unterschiedlichen Wohnebenen. In einem Interview sagte er: „Ich habe das Innere für die Familie und das Äußere für die Nachbarn und die Region entworfen“.

„Es gibt keine perfekte Architektur. Wenn wir uns in einem Haus wohlfühlen, ist das gute Architektur.“

Katsutoshi Sasaki

Von außen scheint das Haus kaum Fenster zu haben. Die einzige Lichtquelle besteht aus den Oberlichtern, die sich im Rundumschlag im oberen Teil unter dem Dach des Hauses befinden. Obwohl wenige Fenster existieren, wirkt das Innere des Hauses hell und offen. Der Architekt wollte mit der Konstruktion für mehr Privatsphäre sorgen und konnte somit auch eine eigene „Lichtlandschaft“ kreieren.

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Yuko Nagayama & Associates

Yuko Nagayama (1975) stammt aus Tokio studierte an der Showa Women’s University und gründetet bereits mit sechsundzwanzig Jahren ihr erstes Architekturbüro. Mit ihrer Architektur räumte sie sämtliche Preise ab, darunter den Yamanashi Prize for Architecture und den Tokyo Award for Excellence. Ihr Portfolio erstreckt sich vom Einzelhandel und der Gastronomie bis hin zu Wohnprojekten.

Eines dieser Wohnprojekte ist das „Urbanprem Minami Aoyama Haus“ mit einer nach außen hin gewölbten Außenwand. Man möchte meinen, man hätte ein Fischaugenobjektiv vor seinen Augen.

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Die Architekten beschreibt es folgendermaßen: „Die Form des Gebäudes ist ziemlich nach oben gebogen, wie ein nach vorne gestreckter Bauch, sodass man nicht erkennen kann, wie viele Stockwerke es hat.“ Sie nennt es ein Konzept der Abstraktion. Bei diesem Projekt wolle die Architektin eine andere „Art der Begegnung zwischen Menschen und Architektur“ schaffen.

Yuko Nagayama legt bei Ihren Projekten sehr viel Wert darauf, den kulturellen und gesellschaftlichen Kontext der Umgebung zu verstehen. Sie bezieht Licht und Schwerkraft mit ein, um einem universellen Ansatz zu folgen. Sie vermeidet Designtrends und verlässt sich nicht nur auf die Schönheit, sondern auf ein bewusstes Erleben – ganz im Zeichen der japanischen Architektur.

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