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Porträt

Der Architekt Jean Nouvel – ein Meister ohne Stil

Der französische Architekt Jean Nouvel
Der französische Architekt Jean Nouvel Foto: Getty Images

2. April 2022, 13:47 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Mit seiner fast fünfzigjährigen Karriere als Designer und Architekt hat sich der französische Pritzker-Preisträger Jean Nouvel weltweit einen Namen gemacht. Seine Bauten sind außergewöhnlich und einzigartig. Mit dem spektakulären Opernbau in Lyon und dem „Institut du monde arabe“ in Paris gelang ihm der Durchbruch.

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Jean Nouvel (geboren 1945) gilt als einer der fantasievollsten und einflussreichsten Architekten der Gegenwart. Seine Hingabe zu ausgesuchten Materialien und seine Offenheit, ohne sich einem Stil unterzuordnen, machen seine Architektur unvergleichbar. myHOMEBOOK stellt den Architekten im Porträt genauer vor.

Jean Nouvels Anfänge

Jean Nouvel kam 12. August 1945 im französischen Fumel zur Welt. Eigentlich wollte er Maler werden, entschied sich jedoch aus Vernunftgründen für die Architektur. Er studierte an der „École nationale supérieure des beaux-arts de Paris“ und machte dort 1972 seinen Abschluss. 1970 gründete er bereits während seines Studiums mit François Seigneur ein eigenes Büro. Er wollte eine Wende in der französischen Architektur einleiten und war 1976 Mitbegründer der Architekturbewegung Mars und Syndicat de l’Architecture.

In den Anfängen stieß Nouvel oft auf Kritik, seine Entwürfe seien zu radikal. 1987 gelang ihm jedoch der internationale Durchbruch mit dem Design des Instituts für die arabische Welt („Institut du monde arabe“) in Paris. 1994 gründete er mit über 100 Mitarbeitern das „Ateliers Jean Nouvel“ mit mehreren Zweigstellen. 

Jean Nouvels spektakulärste Bauten

Egal, welches Gebäude man von Jean Nouvel betritt, keines scheint dem anderen zu gleichen. Denn jedes Bauwerk ist ein Abenteuer für sich, was entdeckt werden muss.

„Ich glaube an die Architektur der Situation, bei der jedes Projekt ein Abenteuer ist.“

Jean Nouvel

Mit seinen polarisierenden Bauwerken stieß er jedoch oft auf Kritik – vor allem aufgrund der Bauten in den Golfstaaten. Das tangierte den Stararchitekten jedoch nicht, denn seine Projekte überstiegen sämtliche Budgetgrenzen. In einem Interview äußerte er sich dazu folgendermaßen: „Die Golfstaaten befinden sich in einer Art Goldenem Zeitalter. Mit ihren Mitteln lassen sie dementsprechend bauen.“

Die Liste seiner einzigartigen Bauwerke ist lang. Unter den ersten nennenswerten Entwürfen des Stararchitekten befinden neben dem Institut für die arabische Welt in Paris das Kunstmuseum „Louvre Abu Dhabi“. Besonders charakteristisch ist die kunstvolle orientalische Ornamentik, die dabei zahllos verwendet wurde. Die spektakuläre Stahldach-Kuppel des Louvre Abu Dhabi ist einzigartig in ihrer Überlappung des immer gleichen Ornaments. Diese „Irisblenden“, die sich der Sonneneinstrahlung anpassen und sich öffnen und schließen, verzaubern die Halle, die sich darunter befindet, in ein spektakuläres Licht- und Schattenspiel.

Nationalmuseum Qatar
Das Nationalmuseum von Katar, entworfen von Jean Nouvel, soll an eine Wüstenrose erinnern. Der Springbrunnen mit seinen als Perlenschnur erkennbaren Wasserleitungen soll an die geschichtliche Bedeutung der Perlentaucher anknüpfen Foto: picture alliance / Norbert Schmidt | Norbert SCHMIDT

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Der Produktdesigner Jean Nouvel

Als Architekt und Designer erhielt Jean Nouvel in den letzten Jahren zahlreiche Auszeichnungen. Darunter auch die „Equerre d’Argent“, eine Auszeichnung für seine einzigartigen minimalistischen Möbelentwürfe, die seine phänomenale Begabung nicht nur zum Architekten, sondern auch zum Möbeldesigner erahnen lassen. Viele seiner Arbeiten wurden bereits in diversen namhaften Museen der Welt ausgestellt, etwa im Museo Reina Sofía in Madrid oder im Centre Pompidou in Paris.

One Central Park Doppelhochhaus

Jean Nouvels Gebäude sind legendär für seine Experimente mit Licht, Schatten und Farbe. Aber auch ein Versuch, Pflanzen und Vegetation mit zu integrieren, machen seine Bauweise originell und zukunftsweisend – unter anderem das Doppelhochhaus „One Central Park“ in Sydney. Untergebracht sind Einzelhandel, Wohnungen, gemeinschaftliche Räume und 6400 qm begrünte Fläche. Einschließlich eines großen öffentlichen Parks im Center.

Sydney: One Central Park - vertikaler Garten am Hochhaus
Pflanzen begrünen mit Hilfe von Stahlseilen und Stäben die Fassade dieses 34-stöckigen Wohnhochhauses in Sydney. Die sogenannten vertikalen Gärten des „One Central Park“ sollen für gute Luft sorgen und zudem die Klimabilanz des Gebäudes verbessern Foto: picture alliance / Jürgen Schwenkenbecher | Jürgen Schwenkenbecher

An der Fassade sind spektakuläre vertikale Gärten angebracht, die von dem französischen Landschaftsarchitekten Patrick Blanc entworfen wurden. Untergebracht sind 38.000 Pflanzen, die 250 australischen Arten angehören. Die vertikale Vegetation sieht nicht nur schön aus, sondern trägt auch zu einer Verbesserung der Luftqualität bei. Die beiden Türme beinhalten bahnbrechende architektonische Komponenten. Darunter befindet sich ein motorisierter Heliostat, ein Sonnenlicht-Lenkspiegel, der Sonnenstrahlen mit seinen insgesamt 320 Reflektoren auf die im Schatten liegende Vegetation wirft.

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Torre Glòries in Barcelona 

Bei Jean Nouvel gleicht kein Gebäude dem anderen. Umso mehr sind Individualität und die Einbettung in das Umfeld maßgebend. Das 32-stöckige Hochhaus Torre Glòries, das 2005 in Barcelona eingeweiht wurde, weist eine besondere architektonische Eigenschaft auf. Denn die Fassade des Hochhauses besteht aus 60.000 verstellbaren Glaslamellen. Jede Lamelle hat eine Fläche von 120 mal 30 Zentimeter. Der Agbar-Tower erscheint in der Nacht in seiner farbigen Beleuchtung, die durch ein Computersystem bis zu 16 Millionen Farben erstellen kann – natürlich mit LED-Technologie. Obwohl der Turm jede Nacht beleuchtet wird, ist er energetisch umweltfreundlich und auf Nachhaltigkeit ausgelegt.

Der „Torre Glories“ in Barcelona
Der „Torre Glories“ in Barcelona Foto: iStock / PatricioHidalgoP

Übrigens: Wussten Sie, dass der Agbar-Tower eine große Referenz zur Sagrada Familia von Antoní Gaudi herstellt? Nicht nur wegen seiner spitz zulaufenden Form, sondern auch wegen der Farbgebung der Fliesen unter den Glaslamellen – sie erinnern an Gaudis Mosaike.

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Jean Nouvel als Architekturkritiker

Jean Nouvel hat mit sich mit seinem provokanten Stil in der Architektur weltweit durchgesetzt. Umso weniger absurd erscheint deshalb auch seine kritische Stellungnahme zur Architektur zu sein – er war schon immer auch Architekturkritiker. Bei der Einweihung seines jüngsten Turms „la Marseillaise“ in Marseille spricht er über das Sterben der Architekturkritik, aber auch über die Freude an Problemen und darüber, warum Architektur in Zukunft nicht mehr architektonisch ist.

Jean Nouvel beherrscht die Sprache der zeitgenössischen Architektur wie kein anderer. Er ist facettenreich und experimentierfreudig dabei. Er sagt ja auch selbst:

„Es ist nicht möglich, immer dasselbe zu entwerfen. Wie man an jedem Ort anders sein kann – das herauszufinden ist die wichtigste Aufgabe und Pflicht des Architekten.“

Jean Nouvel

Themen Architektur
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