16. August 2024, 12:49 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Lehmfarbe wird beim Einrichten immer beliebter. Kein Wunder, weiß der natürliche Anstrich mit jeder Menge positiver Eigenschaften zu überzeugen. Im Grunde spricht nur wenig gegen eine solche Wandgestaltung.
Wer beim Streichen seiner Wände auf einen besonders nachhaltigen Anstrich zurückgreifen will, entscheidet sich am besten für Lehmfarbe. Als ökologischer Baustoff trägt diese bedeutend zu einem wohngesunden Zuhause bei. Neben vielen Vorteilen gibt es allerdings auch ein paar Nachteile. myHOMEBOOK stellt den natürlichen Anstrich genauer vor.
Was macht Lehmfarbe so ökologisch?
Lehmfarbe basiert auf natürlichen Inhaltsstoffen, die oftmals sogar aus Deutschland kommen, was den Anstrich einmal mehr ökologischer macht als andere Farben im Handel. So besteht die Bio-Farbe aus fein gemahlenen Tonmehlen, Sand, Erdpigmenten und Pflanzenstärke. Anstatt schadstoffreicher Bindemittel, wie sie oft in herkömmlichen Farben vorkommen, werden Lehmfarben alternativ Zellulosefasern oder pflanzliches Eiweiß hinzugefügt. Die enthaltenen Minerale, Marmorgranulat und Kreide sorgen als Füllstoffe für eine gute Sättigung und hohe Deckkraft.
Nicht ganz so unbedenklich ist Lehmfarbe allerdings als fertig angerührte Masse. Dann ist es durchaus möglich, dass synthetische Konservierungsmittel beigemischt wurden, die beispielsweise allergische Reaktionen wie Reizungen der Schleimhäute und der Haut oder sogar lang anhaltende Allergien verursachen können. Jedoch gibt es auch Produkte, die mit natürlichen Konservierungsstoffen versetzt wurden. Noch besser ist es, zu Lehmfarbe in Pulverform zu greifen und diese schlussendlich selbst in Wasser anzurühren. Ohnehin empfiehlt es sich, auf Gütesiegel wie den Blauen Engel zu achten, anhand dessen sich die Schadstofffreiheit eines Produktes überprüfen lässt.
Untergrund und Verarbeitung
Lehmfarbe gibt es in drei verschiedenen Arten: Als fertige Streichmasse, als Pulver zum selbst anrühren in Wasser oder sogar zum selbst herstellen aus Lehmschlämmen. Ist die Auswahl getroffen, geht es an den Untergrund: Welcher eignet sich für Lehmfarbe am besten? Im Grunde kann der ökologische Anstrich auf nahezu allen Untergründen bedenkenlos verwendet werden. Dieser muss lediglich saugfähig, trocken und fettfrei sein. Ob Tapete, Holz, Beton, Putz, mineralische Fläche und sogar auf einem Altanstrich hält die Lehmfarbe ohne Weiteres. Nur auf öligen Untergründen, Kunststoff, Metall, Leim, Latex oder Kalkfarbe haftet sie nicht. Eine ebenfalls ungünstige Voraussetzung für Lehmfarbe wäre eine dauerhaft feuchte Basis. Idealerweise wird Lehmfarbe auf Lehmputz aufgetragen.
Vor dem Anstrich gilt es, die Fläche entsprechend vorzubereiten und etwa einen alten Anstrich oder andere lose Reste wie Tapetenleim oder Sand zu entfernen. Bei Putz- und Betonoberflächen sollte man diese vorab von Sinterhaut (mineralische Schicht an der Oberfläche) befreien. Eventuell braucht es bei glatten oder saugfähigen Untergründen sogar eine Grundierung.
Dann geht es an die Verarbeitung von Lehmfarbe, die etwa mit einer Farbrolle oder Fassadenbürste erfolgen kann. Der Auftrag sollte dabei am besten satt und gleichmäßig in alle Richtungen sein. Wer an einem Tag nicht die gesamte Farbe verarbeitet, kann die bereits streichfertige Masse kühl lagern und die Streicharbeiten am nächsten Tag fortsetzen. Die selbst angerührte Farbe muss jedoch noch am selben Tag verwendet werden.
Je nach Lichteinfall kann der Anstrich mit Lehmfarbe unregelmäßig erscheinen. Ein Effekt, den die einen als natürlichen, individuellen Charme schätzen, andere wiederum als fleckig und unruhig empfinden. In jedem Fall aber unterstreicht das matt-samtige Ergebnis einmal mehr den organischen Charakter von Lehmfarbe.
Für welche Räume eignet sich Lehmfarbe?
Weil Lehmfarbe Feuchtigkeit hervorragend regulieren kann, ist sie geradezu ideal für Räume wie das Wohn- oder Schlafzimmer. Selbst für Bad und Küche eignet sie sich gut, nur sollte die Farbe hier nicht mit Wasser in Berührung kommen, denn Lehmfarbe ist nicht wasserfest.
Vorteile von Lehmfarbe
Lehmfarbe weiß als natürlicher Anstrich mit zahlreichen positiven Eigenschaften für Mensch, Wohnklima und Umwelt zu überzeugen. Das sind die wichtigsten Vorteile im Überblick:
Natürliche Zusammensetzung
Lehmfarbe setzt sich in aller Regel aus jeder Menge natürlicher Komponenten zusammen. Sogar hierzulande wird Ton abgebaut, weshalb man auch regionale Produkte erhalten oder seine eigene Farbe herstellen kann. Nach dem Streichen setzt dieser Anstrich keinerlei Wohngifte frei, weshalb Lehmfarbe perfekt für ein gesundes Raumklima ist. Und natürlich ist Lehm auch wiederverwendbar, und zwar indem man erneut Wasser hinzugibt. Dann lässt sich die Masse neu formen oder Makel entsprechend korrigieren und reparieren.
Gesundes Raumklima
Neben der Eigenschaft, dass Lehmfarbe aufgrund ihrer schadstofffreien Zusammensetzung zuträglich für ein gesundes Wohnklima ist, kann sie auch Feuchtigkeit aus dem Raum aufnehmen, speichern sowie nach und nach wieder abgeben. Dafür darf allerdings der Untergrund nicht versiegelt sein und muss somit atmungsaktiv bleiben. Am besten wird hierfür zur Vorbereitung der Fläche mit einem Lehmputz auf denselben Baustoff zurückgegriffen. Außerdem absorbiert Lehmfarbe ohne Probleme unangenehme Gerüche und bindet Schadstoffe im Raum. Damit ist sie auch ideal für Allergiker.
Leichte Verarbeitung
Lehmfarbe ist auch für ihre leichte Verarbeitung bekannt, die gerade mit streichfertigen Produkten besonders unkompliziert ist. Aber auch mit einem Pulver zum Anrühren sollten Menschen mit etwas handwerklichem Geschick keinerlei Probleme haben. Dank der cremigen Konsistenz besteht, anders als bei herkömmlichen Farben, nur eine geringe Tropfgefahr.
Antistatische Farbe
Ein großer Vorteil von Lehm ist der, dass er sich nicht elektrostatisch aufladen kann. Daher werden mit einem solchen Anstrich keinerlei Schmutzpartikel aus der Luft angezogen, was ebenfalls gut für Menschen mit Allergien ist.
Lange Haltbarkeit
Lehm gilt auch deswegen als überaus nachhaltig, weil er im trockenen Zustand nahezu unbegrenzt haltbar ist.
Nicht brennbar
Aufgrund seiner mineralischen Zusammensetzung ist Lehm außerdem nicht brennbar.
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Nachteile von Lehmfarbe
Auch wenn Lehmfarbe über so einige Vorzüge verfügt, gibt es auch ein paar Nachteile.
Begrenzte Farbpalette
Zwar gibt es Lehmfarbe in unzähligen Naturtönen, die von hellem Beige über diverse Gelbtöne, erdiges Oliv oder Braun bis hin zu Rottönen reichen. Mit entsprechenden natürlichen Pigmenten können manche Hersteller auch Lehmfarbe in Blau- und Grünnuancen anbieten. Doch das komplette Spektrum an RAL-Farben ist mit einem solchen Anstrich nicht möglich.
Mangelnde Deckkraft
Üblicherweise braucht es bei einer Lehmfarbe einen mehrmaligen Anstrich, um so zu einer zufriedenstellenden Deckkraft zu gelangen. Natürlich aber kann das Ergebnis je nach Produkt verschieden sein, doch meist bedarf es zwei bis drei Schichten.
Hohe Kosten
Wer mit Lehmfarbe streichen will, muss dafür tiefer ins Portemonnaie greifen. Die Kosten für ein gutes, streichfertiges Produkt liegen etwa zwischen 20 und 30 Euro pro Liter. Und weil es meist einen mehrfachen Anstrich für eine gute Deckkraft braucht, liegen Lehmfarben preislich am Ende deutlich höher als herkömmliche Farben.
Wenig strapazierfähig
Lehmfarbe wird mit Wasser angerührt und verfügt meist über keinerlei künstliche Bindemittel, weshalb ihr Abrieb – im Vergleich zur klassischen Dispersionsfarbe – höher ist. Gerade in stark frequentierten Räumen wie im Flur oder im Kinderzimmer gilt der natürliche Anstrich als nur wenig strapazierfähig. Nach kürzester Zeit der Beanspruchung würde man dies einer Wandfläche schnell ansehen. Auch das Spritzwasser in Küche oder Bad kann zur Gefahr für einen Lehmanstrich werden, und die Farbe kann sich einfach von der Wand lösen.