25. Februar 2022, 17:40 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Der Mid-Century Style ist in aller Munde. Doch was macht den auch als Mid-Century Modern bezeichneten Interior-Trend eigentlich aus und wieso ist er so beliebt? myHOMEBOOK erklärt die Hintergründe und verrät Ihnen, mit welchen Elementen Sie den Einrichtungsstil zuhause ganz einfach umsetzen können.
Wer die im New York der Sechziger spielende Serie „Mad Men“ kennt, hat wahrscheinlich bereits ein ziemlich genaues Bild vom Mid-Century Style: Klare, organische Linien, Messingdetails, texturierte Sofas, dunkle Teakholz-Sideboards mit schmalen Standfüßen und natürlich die unverkennbaren Nierentischchen. Wie Sie den beliebten Mid-Century Style nachahmen können, ohne dass Ihr Interior dabei an Modernität einbüßt, erfahren Sie hier.
Übersicht
Was ist der Mid-Century Style und woher kommt er?
Wie der Name vermuten lässt, stammt der Mid-Century Style aus der Mitte des letzten Jahrhunderts. Die genaue zeitliche Definition wird dabei unterschiedlich gehandhabt. Während einige den auch als Mid-Century Modern bezeichneten Einrichtungsstil auf die Jahre 1947 bis 1957 beschränken, verorten andere die Interior-Richtung im Zeitraum von 1950 bis 1965. Andere Quellen verstehen alles von den Dreißigern bis in die Sechziger als Mid-Century.
Einigen kann man sich in jedem Falle darauf, dass der Mid-Century Style zeitlich auf die Architektur der Bauhaus-Ära folgte. Doch nicht nur chronologisch, auch stilistisch knüpft Mid-Century an die Philosophie und das Design der Bauhaus-Bewegung an. Deren zentraler Leitsatz: Form follows function. Von diesem Credo ist der Mid-Century Style ebenso geprägt. Die Funktionalität der Möbel wird durch den für den Stil typischen Look widergespiegelt: Gerade Linien, klare Formen und alles möglichst schnörkellos.
Kein Wunder, dass viele der bekanntesten Designklassiker aus genau dieser Zeit stammen. Ob der Lounge Chair und die Esszimmerstühle mit Plastikschale von Charles und Ray Eames, Arne Jacobsens Egg Chair, die Grasshopper-Stehlampe von Greta Grossman, Eero Saarinens Tulip – der erste einbeinige Stuhl auf dem Markt – und Womb Chair, oder die Pendelleuchte PH Artichoke von Poul Henningsen: Bei all diesen Ikonen handelt es sich um Mid-Century-Designs.
Der Mid-Century Style ist stark vom wirtschaftlichen Aufschwung der 50er-Jahre geprägt. Nach den schwierigen Jahren der Kriegs- und Nachkriegszeit sehnten sich die Menschen nach Normalität, Fortschritt und Eleganz. Vielleicht sind deshalb damals so viele hochwertige und zeitlose Designklassiker entstanden, die auch mehr als sechzig Jahre später nicht an Modernität und Ästhetik eingebüßt haben.
Ein Revival erlebte der Mid-Century Style in den Achtzigerjahren, als Autorin Cara Greenberg ihr gefeiertes Buch publizierte. Der Titel „Midcentury Modern: Furniture of the 1950s“ war namensgebend für den Einrichtungsstil.
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Einrichten im Mid-Century Style: Inspiration und Tipps
Doch wie funktioniert das Einrichten im Mid-Century Style nun genau? Die gute Nachricht zuerst: Obwohl der Stil aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren stammt, müssen wir nicht viel verändern, um ihn der Moderne anzupassen. Die schlichte und zeitlose Einrichtung ist immer noch aktuell und wirkt alles andere als altbacken.
1. Die richtigen Materialien und Farben
Um den Mid-Century Style gekonnt umzusetzen, sollten Sie zunächst die richtigen Farben und Materialien auswählen. Als Basis können Sie dafür auf eine eher dunkle, erdige und gedeckte Farbgebung setzen und dann mit kräftigeren Nuancen wie Rostrot, Senf oder Petrolblau Farbtupfer setzen. Auch geometrische Muster – etwa auf Tapeten oder Kissen – eignen sich gut als Akzente.
Bei den Materialien ist vor allem Hochwertigkeit wichtig: Natürliches Massivholz und glatte Oberflächen wie Marmor machen den Stil aus. Ebenfalls zu den Key-Elementen gehören Accessoires in Goldoptik wie Sonnenspiegel und Servierwägen, oder aber Möbel mit Beschlägen aus Messing und Chrom. Sofas und Sessel dürfen dagegen gerne etwas texturierter sein: Von Bouclé über Samt bis hin zu Cord geht alles.
2. Design-Ikonen der Fünfziger
Wer das nötige Kleingeld hat, kann die Ästhetik mit authentischen Mid-Century-Möbeln in die Gegenwart holen. Wie bereits erwähnt stammen viele berühmte Klassiker aus den Fünfzigerjahren. Für Vintage-Originale von Eames, Jacobsen und Co. legen Designliebhaber mehrere Tausend Euro auf den Tisch. In der gleichen Preisspanne bewegt sich Neuware der offiziellen Hersteller. Eames-Möbel werden beispielsweise von Vitra vertrieben, Poul Henningsens Pieces von Louis Poulsen, und für Eero Saarinen und viele weitere Mid-Century-Designer hat der Fabrikant Knoll eine Exklusivlizenz.
Wer seine Kreditkarte nicht zum Glühen bringen will, kann Nachbildungen günstiger erwerben – das ist jedoch nicht immer rechtlich einwandfrei. Die Kompromisslösung: Gezielt nach Möbeln suchen, die lediglich von der Ästhetik der ikonischen Originale inspiriert sind, jedoch keine Replika darstellen.
3. Niedrige Holz-Sideboards mit schmalen Füßen
Ein Muss für jedes Mid-Century-Wohnzimmer ist ein niedriges, dafür aber umso breiteres Sideboard aus Holz. Im Idealfall handelt es sich dabei um ein eher dunkleres Holz wie beispielsweise Teak, doch auch hellere Hölzer sind möglich. Wichtig für die Mid-Century-Ästhetik: ein geradliniger Look ohne Schnörkel und Schnitzereien. Charakteristisch sind außerdem ein eher schwerer wirkender, kastiger Korpus und umso zierlichere, schmale Standfüße.
4. Nieren- und Dreieckstische
Ein Haushalt ohne Nierentischchen? Das gab es in den Fünfziger- und Sechzigerjahren wahrscheinlich nicht. Die an eine Niere erinnernde Silhouette wurde als stromlinienförmiges, cleanes Design mit drei oder vier Beinen umgesetzt und war besonders bei Couch- und Beistelltischen beliebt.
Eng verwandt damit: die Dreieckstische. Deren Form zeichnete sich – wie der Name vermuten lässt – durch ein abgerundetes Dreieck aus. Beide Modelle verfügten oft über mit Messing verzierte Beschläge an den Füßen oder am Rand der Tischplatte.