2. Mai 2022, 15:02 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Hell-dunkel, glatt-rau oder weich-hart: Das eigene Zuhause mit Gegensätzen einzurichten, mag sich zunächst paradox anhören, ist aber durchaus sinnvoll. myHOMEBOOK-Autorin und Interior Designerin Odett Schumann verrät Ihnen, woran das genau liegt.
Mit Kontrasten ist es so eine Sache: Ihnen lastet das Vorurteil an, dass die gegensätzlichen Pole viel zu unterschiedlich seien, als dass man sie harmonisch miteinander kombinieren könnte. Doch dem ist nicht so! Das hat die Mode schon oft bewiesen. Auch beim Einrichten haben Gegensätze durchaus ihre Berechtigung und sogar Sinnhaftigkeit. Paarungen wie hell-dunkel, glatt-rau oder matt-glänzend holen jeweils das Beste aus beiden Seiten heraus. Und was das Beste beim Einrichten mit Gegensätzen ist, das verraten wir Ihnen hier.
Alt und neu
Es ist geradezu empfehlenswert, alte und neue oder sogar antiquierte und futuristische Dinge miteinander zu kombinieren. Rein aus visueller Sicht ergeben Vintage-Produkte mit zahlreichen Gebrauchsspuren wie Dellen, Macken und Kratzern in Kombination mit modernen, scheinbar makellosen Dingen einen starken wie auch interessanten Kontrast.
Gleichzeitig wird durch dieses Duo auch deutlich, wie lang so ein Möbelstück doch existieren kann. Manche Dinge sind so stabil gebaut, dass sie Dekaden und sogar ganze Jahrhunderte überdauern. Wiederum gibt es heutige hochmoderne Kreationen, die gleich mehrere Funktionen in sich vereinen, umweltfreundlich produziert werden und dadurch ausgesprochen nachhaltig sind. Entsprechend macht eine Kombination aus alten und neuen Dingen auf vielen unterschiedlichen Ebenen Sinn.
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Matt und glänzend
Vorsicht: Zu viele Glanzeffekte im Raum können ein ästhetisches Empfinden, aber auch das Verlangen nach Gemütlichkeit schnell strapazieren. Hier ist ein reduzierter Einsatz nur zu empfehlen und mit matten Oberflächen optimal auszugleichen. Häufig kommt dieser Gegensatz beim Einrichten mit verschiedenen Kleinmöbeln und Accessoires wie Beistelltischen, Kerzenhaltern, Vasen und Co. zum Einsatz.
Interior-Tipp: Die Kombination aus matten und glatten Dingen kann dabei auf einem 3:1-Verhältnis basieren. Wer hingegen nur mit matten Designs liebäugelt, läuft Gefahr, dass der Look ausgesprochen schlicht ausfällt und kaum im Raum bemerkt wird.
Weich und hart
Beim Einrichten mit Gegensätzen sticht dieser Kontrast besonders hervor. Und zwar nicht nur optisch, sondern auch haptisch. Denn hierbei geht es ganz klar um Komfort, den man insbesondere in Loftwohnungen mit ausgeprägtem Industriebau-Charakter häufig vermisst. Große Fensterflächen, offene Backstein- oder nackte Betonwände, kalte Fliesenböden sowie hochglänzende Tisch- und Arbeitsflächen strahlen in Masse ein enormes Unbehagen aus. Der Grund? Zu viele harte Oberflächen und Materialien auf einmal.
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Um dieses Empfinden also auszugleichen oder besser noch abzufedern, braucht es Textilien wie hochflorige Felle und Teppiche, Vorhänge am Fenster, Wandbespannungen, ein gepolstertes Betthaupt oder auch ein Meer an Kissen auf dem Sofa. Außerdem können auch weiche Materialien für große Flächen interessant sein wie etwa ein Korkbelag für den Boden oder eine Holzvertäfelung für die Wand. Nicht nur, dass so die Wärme im Raum besser gespeichert wird, auch die Akustik lässt sich so nachweislich optimieren.
Hell und dunkel
Der Gegensatz, der beim Einrichten am deutlichsten hervortritt, ist der Hell-Dunkel-Kontrast. Insbesondere dann, wenn es zur extremsten Form mit einer Kombination aus Schwarz und Weiß kommt. Geschmeidiger in ihrem Ton sind hier Farben wie Creme und Anthrazit. Wichtig: Beim Einrichten mit diesem Gegensatz braucht es keinesfalls ein ausgeglichenes Verhältnis. Gerade in einem überwiegend hellen Bereich können einige wenige Accessoires in dunklen Farben schon deutlich Akzente setzen. Ein 50/50-Verhältnis aus hellen und dunklen Anteilen würde hingegen unruhig und geradezu kräftezehrend wirken.
Interior-Tipp: Soll ein Raum über weite Flächen dunkel gehalten sein, empfiehlt es sich, auf einen matten Farbton zurückzugreifen, um der massiven Wirkung so etwas Weichheit zu verleihen. Vereinzelte helle Akzente und eine pointiert gesetzte Beleuchtung kreieren eine gemütliche Stimmung im Raum.
Eckig und rund
Ein gemütlicher Raum ist vorwiegend einer, den man schnell und störfrei passieren kann. Zu viele Ecken, Kanten und andere Barrieren verhindern jedoch eine solche fließende Bewegung und wirken so zeit- wie auch nervraubend. Hier ist es hilfreich auf den Gegensatz zu setzen und den Raum zusätzlich auch mit geschwungenen, rundlichen Formen und Designs einzurichten.
Interior-Tipp: Statt eckiger Sitzmöbel und kantiger Schränke lieber zu runden Sesseln, organisch geformten Tischen und ovalen Teppich am Boden greifen.
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Glatt und rau
Auch in puncto Oberflächenbeschaffenheit ist es wichtig, beim Einrichten mit den verschiedenen Gegensätzen zu spielen. Viele glatte Flächen mögen zwar das Putzen erleichtern und haben stets einen Glanzeffekt parat, erwecken allerdings in Summe schnell einen künstlichen, ungemütlichen Charakter. Ein durch und durch naturbelassenes Ambiente, das voll von unterschiedlichen Oberflächentexturen ist, kann hingegen zu einer chaotischen, unruhigen wirkenden Optik tendieren.
Hier wissen glatte Fläche entsprechend auszugleichen. Kombiniert man also Glasvasen, Natursteinplatten oder Metallflächen mit unbehandeltem Holz, weichen Textilien und Grünpflanzen, entsteht eine ausgewogene, wohltuende Komposition. Noch dazu wird mittels rauer Oberflächen und verschiedener Texturen abermals die Akustik im Raum positiv beeinflusst, da diffusionsoffene Flächen den Schall besser aufnehmen als zu glatte Flächen.