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Stil-Epoche

Was macht Möbel im Louis-Seize-Stil bis heute so besonders?

Stuhl im typischen Louis Seize Stil
Bequeme Polsterungen, edler Holzrahmen und sichtbare Beine waren typisch für Sitzmöbel aus der Zeit des Louis-Seize Stils Foto: Getty Images/vichie81
Odett Schumann
Autorin und Interior Designerin

16. April 2023, 12:12 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Wohnen wie Könige – so könnte es heißen, wenn man sich beim Einrichten vom bis heute bekannten Louis-Seize-Stil inspirieren lässt. Die französische Stilrichtung hob sich klar vom Rokoko ab und läutete stilistisch eine gänzlich neue Epoche ein.

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Stöbert man im Antiquariat nach alten Möbeln, begegnet einem oftmals die Bezeichnung des Louis-Seize. Auch in der Architektur ist die Stilrichtung ein Begriff. Bemerkenswert, da diese Epoche schon einige Jahrhunderte zurückliegt. Und doch werben Antiquitätenhändler bis heute mit dem Louis-Seize-Stil. Was also zeichnet diese Kunstepoche aus?

Was versteht man unter dem Louis-Seize-Stil?

Offiziell wird die Stilepoche des Louis-Seize (französisch für die Zahl 16) zwischen 1760 und 1790 eingeordnet – und fällt damit in den vorrevolutionären Klassizismus. Benannt ist die Stilrichtung, die primär Architektur und Inneneinrichtung prägte, nach dem französischen König Ludwig XVI., dessen Regierungszeit von 1774 bis 1792 andauerte. In Deutschland ist der Louis-Seize-Stil auch als Zopfstil bekannt. Stilistisch prägnant ist insbesondere die Rückkehr zu strengeren symmetrischen Formen, die gleichzeitig das Ende von Ausschweifungen, Opulenz und Prunk bedeuteten, wie sie einst Sonnenkönig Ludwig XIV. sehr schätzte.

König Ludwig XVI.
Der französische König Ludwig XVI. gilt als Namensgeber des Louis-Seize-Stils Foto: Getty Images/TonyBaggett

Wie lässt sich die Stilrichtung einordnen?

Genau genommen handelt es sich beim Louis-Seize-Stil um die Zeitspanne zwischen dem Spätbarock (Rokoko) und dem beginnenden Klassizismus. Bevor Ludwig XVI. an die Macht kam, war Ludwig XV. (Louis-quinze) der herrschende König. Während dessen Regentschaft entwickelte sich der Louis-Seize-Stil bereits heraus. Doch die eigentliche Blütezeit wird auf die zweite Phase und damit der Regierungszeit von Ludwig XVI. datiert, die unmittelbar vor Ausbruch der Französischen Revolution war.

Auch wenn der Louis-Seize-Stil nach dem damaligen König benannt wurde, so ist die eigentliche Namensgeberin vielmehr seine Frau Dauphine von Frankreich, besser bekannt als Marie Antoinette. Deren dekadenter und verschwenderischer Lebensstil, vor allem auch die königliche Einrichtung betreffend, sollte sie unter anderem und bekanntermaßen später buchstäblich ihren Kopf kosten.

Auch interessant: Wie der Jugendstil bis heute die Architektur prägt

Merkmale des Louis-Seize-Stils

Vorrangig ist Louis-Seize als eine französische Stilrichtung im Bereich der Architektur und Inneneinrichtung bekannt. Während zur Zeit des Rokokos noch organische Rocaille-Ornamentgebilde typisch waren, galt jetzt bei Möbeln eine betont geradlinige, elegante Formensprache als kennzeichnend. Statt vieler schnörkeliger Details bestimmte eine klare Geometrie den Louis-Seize-Stil. In den Applikationen vieler Möbeldesigns war ein dezenter Bezug zu Flora und Fauna erkennbar. Allmählich kamen allerdings auch schon Mäandermusterungen, Medaillons sowie Trophäenschmuck auf.

Louis-Seize-Möbel waren meist aus einem edlen Hartholz wie Mahagoni gefertigt und verfügten über aufwendige Intarsienarbeiten. Ob Stuhl oder Sekretär – Möbelstücke von damals definierte ein filigraner Bau, der deutlich mehr „Bein“ offenbarte als vorherige Stilrichtungen. Möbelbeine waren entweder rund oder viereckig angelegt und verjüngten sich zum Boden hin. Am oberen Ende dagegen befand sich ein Kapitell oder auch ein Quader, um so die Stützfunktion des Möbels hervorzuheben.

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Besondere Sitzmöbel jener Zeit

Antik aussehende Stühle in Hotellobby
Inspiration Louis-Seize-Stil: Bis heute werden antike Entwürfe bei heutigen Stuhldesigns aufgegriffen Foto: Getty Images/Peter_visual

In die Geschichte ging vor allem der Louis-Seize-Stuhl ein, an dessen Seiten markant senkrechte Kannelierungen verliefen. Auch die Voyeuse, ein Stuhlmodell, sowie der Sesseltyp der Bergère gelten als bekannte Sitzmöbel jener Zeit. Die Besonderheit der Voyeuse war es, sich rittlings, also mit dem Bauch zur Lehne gerichtet, auf das Möbel zu setzen. Die Ellbogen konnten dann auf die breitere Aufstützfläche abgelegt werden.

Auf diese Weise ließen sich langwierige Partien am Spieltisch komfortabel mitverfolgen oder Konversationen in gegenüberliegender Position führen. Die Bergère war dagegen bekannt für ihre üppigen Polsterungen von Sitz, Rücken- und Armlehnen sowie dem sichtbaren, aufwendig verzierten Holzrahmen. Das Sitzmöbel sorgte für einen bequemen, aber aufrechten Sitz.

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