1. September 2022, 17:21 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Möbel aus Rattan galten lange Zeit als verstaubt und altbacken. Doch inzwischen liegt das Naturprodukt wieder voll im Trend. myHOMEBOOK erklärt, wie man das Trend-Material in der Wohnung in Szene setzt, welche Geschichte dahintersteckt und was Rattan so besonders macht.
Egal, ob Stühle, Sessel, Körbe, Lampenschirme, Regale, Spiegel oder auch Schranktüren: Rattan gibt es in den unterschiedlichsten Varianten. Das Naturmaterial wird besonders gerne beim Boho-Stil verwendet und verleiht dem Zuhause ein mediterranes Flair. Welche Eigenschaften Rattan so besonders machen, woher es eigentlich stammt und warum das Comeback des Naturmaterials genau zum richtigen Zeitpunkt kommt.
Woher kommt Rattan?
Rattan wird aus der sogenannten Rotangpalme hergestellt. Sie kommt vorwiegend in asiatischen Regenwäldern vor, zum Teil aber auch in tropischen Teilen Afrikas sowie Australiens. Das Rattan wird dabei aus den verholzten Teilen der Lianen hergestellt, die bis zu 200 Meter lang werden können. Der Kern dieser holzigen Triebe ist auch unter dem Namen Peddigrohr bekannt.
Wie aus Lianen Möbel werden
Bevor aus den Lianen Rattan-Möbel werden können, wird das Material von Hand geerntet, je nach Verwendungszweck sortiert und anschließend gesäubert und getrocknet. Danach werden die Lianen-Rohre gespalten und auf die gewünschten Maße zugeschnitten. Damit man das Material dann auch etwa für die Herstellung von Möbeln verwenden kann, muss es mit Dampf erhitzt werden. So werden die Triebe weich, biegsam und elastisch.
Eigenschaften und Besonderheiten
Der große Vorteil beim Rohstoff Rattan ist: Die Rotangpalme wächst sehr schnell. Nach etwa zwei Jahren können die ersten Lianen abgeerntet werden. Nach fünf bis sieben Jahren hat sich die Pflanze dann bereits vollständig regeneriert. Damit zählt Rattan zu den nachhaltigsten Rohstoffen, die in der Möbelindustrie zum Einsatz kommen.
Außerdem ist Rattan sehr leicht, zugleich aber auch sehr stabil. Holz dagegen ist zwar auch stabil, aber hat ein sehr viel höheres Gewicht. Möbel aus dem Naturmaterial lassen sich so leicht in der Wohnung umstellen. Das Rattanrohr ist innen, anders als etwa Bambus, nicht hohl, sondern weist eine poröse Struktur auf. Diese verleiht dem Naturprodukt seine Biegsamkeit, Leichtigkeit und Elastizität.
Die Geschichte des Naturmaterials
Die Geschichte von Rattan ist lang. Sie beginnt bereits im alten Ägypten. Damals wurde das Material laut AD Magazin wohl hauptsächlich für kunstvolles Flechtwerk eingesetzt. Bei den Römern rückte es bei der Einrichtung mehr in den Fokus: Das Naturmaterial wurde für Möbel, Paravents oder auch Körbe verwendet.
Mit dem ersten industriellen Möbelstück, dem Wiener Kaffeehaus-Stuhl, konnte sich Rattan schließlich auch bei der breiten Masse durchsetzen – nicht etwa nur beim Adel, berichtet der Bayrische Rundfunk. Der deutsch-österreichische Tischler Michael Thonet entwarf ihn 1859 – bei der Sitzfläche handelte es sich um ein Geflecht aus Rattan, das Wiener Geflecht, welches auch heute wieder voll im Trend liegt. Damit war ein Design-Klassiker geboren. Der Wiener Kaffeehaus-Stuhl war überall zu sehen – auf dem Gemälde „Im Moulin Rouge“ von Henri Toulouse-Lautrec, aber auch in den Filmen von Charlie Chaplin.
Anfang des 20. Jahrhunderts ist das Naturmaterial dann überall zu sehen – nicht nur in Form des Kaffeehaus-Stuhls. In Flugzeugen waren die Sitze aus dem Naturprodukt, auf der Titanic gab es ein Café, das mit Rattan-Stühlen ausgestattet war.
In 60er- und 70er-Jahren erlangte dann ein weiterer Stuhl zu großer Berühmtheit: Der Pfauenstuhl, auch Peacock Chair genannt. Er war komplett aus Rattan gefertigt und erinnert an eine Art Thron. Auf ihm nahmen Ikonen wie Chair, Brigitte Bardot oder auch Marilyn Monroe Platz.
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Rattan heute
Heutzutage sieht man Rattan nicht mehr in Flugzeugen oder auf Schiffen. Dennoch liegt das Naturprodukt bei Möbeln und Deko-Artikeln wieder voll im Trend. Wer seinem Zuhause einen mediterranen oder natürlichen Look verleihen will, der greift zu Rattan.
Das leichte Naturmaterial passt aber auch gut zu jedem anderen Einrichtungsstil. Es steht für Natürlichkeit, Leichtigkeit, aber auch für Rustikalität. Inzwischen gibt es so gut wie alles aus dem Naturprodukt: Betten, Regale, Spiegel, Stühle, Tische, Sessel, Lampenschirme, Körbe und vieles mehr.
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Alternative aus Kunststoff
Rattan eignet sich nicht für den Außenbereich – stattdessen sind Terrassenmöbel aus Polyrattan. Dabei handelt es sich um ein Kunststoffgeflecht. Dieses hält der Witterung stand und ist inzwischen kaum noch vom natürlichen Rattan zu unterscheiden. Strandkörbe sind eher selten aus dem natürlichen Material – sie sind häufig aus der Kunststoff-Alternative gefertigt.