4. November 2024, 11:25 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Mittlerweile sind Remisen bei der Wohnungs- oder Immobiliensuche wieder gefragt. Doch gedacht waren sie einst für einen anderen Zweck. myHOMEBOOK-Autorin und Interior Designerin Odett Schumann stellt das alte Gebäude mit seiner Geschichte einmal genauer vor.
Sicherlich haben Sie während einer Wohnungs- oder Immobiliensuche schon mal von einer sogenannten Remise gehört. Aber was ist das eigentlich? Was steckt hinter dem malerisch klingenden Begriff? myHOMEBOOK stellt das besondere Gebäude einmal genauer vor.
Was ist eine Remise?
Das Wort „Remise“ leitet sich vom französischen Verb „remettre“ ab, das so viel bedeutet wie „zurückstellen“ oder „wieder hinstellen“. Heute verwendet man die Bezeichnung eher noch im österreichischen und schweizerdeutschen Raum, in Deutschland dagegen taucht der Begriff eher selten auf. Doch gelegentlich begegnet einem der Begriff dann doch noch, etwa auf Wohnungs- oder Immobiliensuche. Unter Remise fasst sich eine veraltete Bezeichnung für ein Nebengebäude zusammen, das vor allem wirtschaftlichen Zwecken diente. Das Gebäude befand sich stets im hinteren Grundstücksbereich.
Bei einer Remise kann es sich um eine Werkstatt, eine Garage oder eine Lagerstätte wie einen Schuppen handeln. Vor allem für Österreich und die Schweiz ist diese Deutung üblich, wo man auch von Straßenbahn- oder Feuerwehrremisen spricht. Hierzulande meint man mit einer Remise auch ein- bis zweigeschossige Hofgebäude, die sich bis heute in kleineren Gewerbebetrieben innerhalb von Wohnblöcken befinden und noch privat oder eben gewerblich in Benutzung sind.
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Die Remise und ihre Nutzung
Erstmals kam die Remise als eigener Bautypus im 19. Jahrhundert auf und war als Wirtschaftsgebäude großer, städtischer Mietshausgrundstücke gedacht. Das Gebäude sollte als Unterstand für Pferde und Kutschen dienen. Später dann im Zeitalter der Industrialisierung nutzte man die Remise um Wägen, Busse oder auch Lokomotiven und Eisenbahnwaggons unterzustellen und den Fuhrpark so vor Witterung zu schützen.
Manchmal besaß eine Remise zudem eine zweite Toreinfahrt, die der eigentlichen Einfahrt gegenüberlag. Dann ist man – gerade bei schlechtem Wetter – auf der einen Seite, also im überdachten Bereich ausgestiegen und im Trockenen ins Gebäudeinnere gelangt, während die Kutsche schließlich, ohne wenden zu müssen, weiterfuhr. Häufig gab es in Remisen auch kleinere Wohnungen mit einer Stube für den Kutscher, Sattler oder Stallburschen. Und auch zur Pferdehaltung wurden die Räumlichkeiten der Remise mitunter genutzt, denn auch einen Kamin gab es oftmals, der für Schmiedezwecke in Frage kam.
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Die Situation heute
Weil emissionsreiche Gewerbebetriebe auf Grundstücken mit überwiegender Wohnnutzung heutzutage so nicht mehr genehmigt werden dürfen, mussten die Remisen im Laufe der Zeit umgenutzt werden. Heute dienen die kleinen Gebäude daher eher in anderer Funktion, wie etwa für Kulturzwecke, als Gaststätte oder eben zum Wohnen. Manche Menschen nutzen diese aber auch zum Lagern persönlicher Dinge, Kaminholz, Garten- und Werkstattutensilien oder als zusätzlichen Raum für private Feierlichkeiten und Gästeunterkunft. Einige Remisen, bei denen es zu keinerlei Nutzungskonflikten kam, sind heute noch in ihrem ursprünglichen Sinne im Gebrauch.