14. Mai 2024, 15:07 Uhr | Lesezeit: 12 Minuten
Sandra Hunke alias „Baumädchen“ ist nicht nur erfolgreiche Influencerin, sondern auch Model, Autorin – und Anlagenmechanikerin. Bei myHOMEBOOK schreibt sie über ihr Leben zwischen Laufsteg und Baustelle und berichtet von ihren aktuellen Projekten.
„Mahlzeit!“ – gleich mal mit einem schönen Baustellen-Klischee rein in meine erste Kolumne hier, dachte ich mir. Das sagt man nämlich auf dem Bau, wenn es pünktlich in die Mittagspause geht. Und da komme ich her, von der Baustelle. Das ist meine berufliche Heimat. Und was ist bei viel körperlicher Anstrengung wichtig? Genau: Immer ausreichend trinken und essen. „Die Currywurst ist der Kraftriegel der Arbeiter“, das wusste ja auch schon einer unserer Altkanzler. Gut, ich esse nie Currywurst, aber mein Bauarbeiter-Dekolleté kennt man ja auch eher aus der „Vogue“ als aus Maurer-Prospekten. Aber dazu später mehr.
Fange ich doch lieber erstmal damit an, mich vorzustellen. Wenn man bei Google „Baumädchen“ eingibt, bekommt man auf den ersten 20 Seiten eigentlich nur Treffer zu mir. Klingt das jetzt eingebildet? Ich erwähne das aber echt nur, weil mir wichtig ist zu zeigen: Hier schreibt jemand, der sein Handwerk wirklich gelernt hat. Keine Instagram-Tussi, die mal aus Langeweile die Türen ihres Kleiderschranks pink angemalt, einen IKEA-Couchtisch zusammengeschraubt hat und sich darum jetzt DIY-Influencerin nennt.
Gestatten, mein Name ist Sandra Hunke!
Also: Wer bin ich überhaupt? Mein Name ist Sandra Hunke. Aufgewachsen bin ich in einem winzigen Dorf in Ostwestfalen. Während andere mit Goldenen Löffeln in der Hand geboren werden, war es bei mir ein Stemmeisen. Mein Vater ist Handwerker, ich bin quasi auf Baustellen groß geworden. Meine Klassenkameraden flogen in den Ferien nach Mallorca, Ibiza oder Fuerteventura. Das Einzige, was bei mir flog, waren die Fetzen mit meinem Freund, wenn ich mal wieder unangekündigt Überstunden schieben musste. Oder Dachlatten, wenn die Baustelle zum Feierabend nicht blitzsauber aufgeräumt war.
Statt Urlaub habe ich nämlich Praktika auf dem Bau gemacht. Nach den Ferien hatten alle viel gebaggert – aber kein anderer so wie ich. Das erste Mal im Flugzeug saß ich mit 20 Jahren, und das war für eine meiner ersten TV-Sendungen. Das „Aschenputtel Projekt“. Da tauscht ein Mädchen aus ganz einfachen Verhältnissen für ein paar Tage das Leben mit einem steinreichen It-Girl. Und jetzt ratet mal, ob ich das It-Girl war oder das Aschenputtel?
Auf der Baustelle war ich immer ganz vorn mit dabei, in der Schule saß ich meistens in der letzten Reihe. Da wurde zwar auch gebaut, aber Häuser waren mir immer schon lieber als Tüten. Ich wollte das Baumädchen sein. Und das ist mir ganz ordentlich gelungen, finde ich. Immerhin lest ihr hier meine erste Kolumne über mein Baumädchen-Leben. Schöne Grüße an dieser Stelle an meinen ehemaligen Berufsschullehrer, der mal sagte, ich wäre für das Handwerk zu weiblich. Was soll ich sagen: Feminismus und Gleichberechtigung sind in unserer Branche nicht sonderlich ausgeprägt. Darum ist meine Message: Wir brauchen viel mehr Frauen im Handwerk!
Baumädchen for Future
Wohin das führen kann, sieht man an mir. Ich bin kein Hipster-Genie, das nur mit MacBook, Chai Latte und zotteliger Frisur durch die Metropolen dieser Welt jettet. Aber: Die Metropolen habe ich trotzdem gesehen. Und musste dafür nicht mal an meinen Dispo-Kredit. Ich war nämlich gebucht. Als Model. Das bin ich nämlich auch noch.
Auf meinen Job als Handwerkerin habe ich immer hingearbeitet, das Model-Thema ist mir in den Schoß gefallen. Vielleicht hatte ich etwas Glück in der DNA-Lotterie, aber eines kann ich Euch sagen: Auch als Model profitiere ich von den Fähigkeiten, die mich zum Baumädchen gemacht haben. Die Anlagemechanikerin aus dem Dorf mit zahllosen Fernsehauftritten, Baumädchen-Villa, eigenem YouTube-Format und Kinderbuchautorin: Bedingungsloser Fleiß, Mut und großer Ehrgeiz. Die Baustelle hin und wieder gegen Laufstege der internationalen Fashion Weeks zu tauschen, ist eine tolle Abwechslung und macht mein Leben noch bunter.
Als Model kreiere ich schöne Träume, als Installateurin schöne Bäder. Was nebenbei ein großer Beitrag zur aktiven Bekämpfung des Klimawandels ist: Jede Wärmepumpe, die ich einbaue, ist gut für unsere CO2-Bilanz. Man kann nämlich wirksam das Klima schützen, ohne Kartoffelbrei auf Kunstwerke zu kippen oder sich im Berufsverkehr auf Straßen festzukleben. Gleichzeitig entsteht gerade ein Mehrfamilienhaus, das ich ausschließlich gemeinsam mit Frauen baue. Männer sind da nicht involviert. Frauen können nämlich alles, was sie wollen. Mit dem Haus wirken wir nebenbei noch einem anderen großen Problem in unserem Land entgegen: bezahlbarer Wohnraum. Das alles unter einen Hut zu bekommen, ist eine große Herausforderung. Vor allem, weil ich jetzt seit einigen Monaten Mutter bin. Der Baumädchen-Nachwuchs ist also bereits in den Startlöchern.
Ich, ich, ich, ich, ich
Dass ich es trotzdem ganz gut hinbekomme, ist auch der Öffentlichkeit nicht entgangen. Immer mal wieder erhalte ich Preise. So wie den „New Work Award“. Ich erwähne das nicht, um zu flexen, wie die jungen Leute heute sagen. Obwohl ich das Wort „flexen“ natürlich mag. Es kommt ja wie ich aus dem Handwerk. Aber im Gegenteil. Es geht mir nicht um Angeberei. Ich möchte euer Vertrauen gewinnen. Denn in dieser Kolumne geht es ja zukünftig nicht um mich, sondern darum, Euch handwerklich zu inspirieren.
Ich will zeigen, dass man jedes Vorhaben schaffen kann, wenn man bereit ist, konzentriert ans Werk zu gehen und sich auch von Rückschlägen nicht entmutigen lässt. Dafür bin ich das beste Beispiel. Was ich nicht konnte, was mal daneben ging, habe ich mir erarbeitet und angeeignet. Ich mache das aus Leidenschaft – und ihr werdet merken, dass es ein echt gutes Gefühl ist, wenn man Dinge mit seinen eigenen Händen erschafft. Egal, ob man etwas Neues baut oder etwas Altes repariert.
Das ist mir wichtig. Ich möchte es mal so erklären: Wenn dich ein Verwandter anruft und mit seinen gerade 18 Jahren erklärt, er ist jetzt Vermögensberater und er müsse dringend vorbeikommen, um dich reich zu machen, denkst du doch auch: Ja klar, aber bitte erst in zehn Jahren, wenn du dein Auto abbezahlt hast, keinen Kredit mehr für deinen Urlaub brauchst und einen ordentlichen Krawattenknoten binden kannst, du Finanzgenie. Man möchte von Profis beraten werden. Das ist der Grund für das lange Intro, in dem es eigentlich nur um mich ging. Aber Ihr habt es überstanden. Ab jetzt geht es nur noch um handwerkliche Fakten und eine spannende Reise durch all das, was man selbst auf die Beine stellen kann. Versprochen!
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Frühlingsgefühle, aber jugendfrei!
Es ist Frühling, eine sehr wichtige Zeit für Selbermacher. Die ersten warmen Sonnenstrahlen, endlich die dicken Winterjacken weglassen – nur der Garten macht sich nicht von allein. Nicht mal die Blumenkästen der Großstädter, die keine Gärten, sondern nur Balkone haben. Kommen bei Euch jetzt auch Frühlingsgefühle? Ich etwa möchte am liebsten meine ganze Freizeit im Bikini draußen in meinem Garten verbringen. Ein fantastisches Gefühl. Es gibt fast nichts Schöneres. Das finden meine älteren männlichen Nachbarn übrigens auch.
Mein Handwerkerhirn ist da vorprogrammiert. Pünktlich zur warmen Jahreszeit wirft es 1000 Ideen aus, die ich dann umsetzen muss. Wohl ein genetischer Defekt. Dieses Jahr sagt es: Alles neu! Wir machen es wie 1989: Die Mauer muss weg! Dafür neue Begrenzungen mit einer romantischen Allee aus Olivenbäumen. Hollywood-Lovestory in Ostwestfalen! Auch die Terrasse muss neu. Und wenn wir schon dabei sind: Ein Pool wäre auch nicht schlecht. Den ganzen Tag im Bikini, da muss man ja auch mal abkühlen können, oder?
Klingt gut, aber präsentiert solche Pläne mal Euren Freunden. Wenn meine Mädels-Crew aus ihren Home-Offices rauspurzelt, weil draußen endlich die Sonne scheint und wir beim Italiener eine Weinschorle schlürfen, heißt es immer: Bist du verrückt? Das kostet ein Vermögen! Weißt du, wie teuer Landschaftsgärtner sind? Außerdem braucht man Bagger! Das ist unbezahlbar!
Tatsächlich unbezahlbar ist aber: all das selbst machen zu können. Da können die Damen noch so wissend synchron ihr schönstes „Ach Sandra, du immer mit deinen Flausen im Kopf!“-Lächeln aufsetzen: Ich ziehe das durch. Versteht mich nicht falsch, ich liebe meine Mädels, aber manchmal denke ich: So langsam müsstet ihr doch bemerkt haben, dass ich selbst Bagger fahren kann, den Garten umgestalten und einen Pool bauen.
Und selbst wenn man es noch nie gemacht hat: Man kann sich alles erarbeiten. Man muss nur dranbleiben, auch wenn es nicht gleich beim ersten Mal klappt. Als ihr damals das erste Mal verliebt wart und es hat nicht ewig gehalten, habt ihr da etwa gesagt: „Okay, dann bleibe ich halt für immer Single“? Genau! Durchhalten ist angesagt, dann kommt man irgendwann ans Ziel – egal, wie weit weg es im ersten Moment scheint.
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Nicht lang schnacken, einfach machen!
Ich bin kein Life-Coach. Oder Coachin? Sorry, auf dem Bau wird nicht viel gegendert. Aber Zeiten gendern dich. Bis zur nächsten Kolumne habe ich das nachgeschlagen! Bis dahin sage ich: Beim Thema Handwerk kann ich eure Grenzen besser verschieben als jeder hochbezahlte Guru! Ich werde euch mit meiner Begeisterung anstecken und das (vielleicht noch verborgen in Euch schlummernde) Talent wecken. Das liegt in jedem von uns.
Es ist noch nicht so lange her, da mussten unsere Vorfahren aus allem, was man finden konnte, Behausungen für ihre Familien bauen. Damals konnte man auch nicht erst eine Ausbildung absolvieren. Es gab nicht mal YouTube-Tutorials. Losgehen und einfach machen war die Devise. Und das habe ich mit Euch auch vor! Wir wollen ja keine Menschenleben per Herz-OP retten. Da würde auch ich sagen: Besser nicht nur eine Kolumne auf myHOMEBOOK lesen und dann am offenen Herzen operieren.
Aber wenn wir einen schönen Garten anlegen, ein bisschen Löcher in den Boden buddeln und ein paar Fliesen verlegen – das bekommen wir hin! Ich bin ja bei euch! Und ich zeige euch auch die beiden Maschinen, die ich dafür brauche: Einen Minibagger und einen Stemmhammer. Viele denken ja oft, nur Männer baggern gerne, weil sie unbedingt ihren Stemmhammer zeigen wollen, aber lasst euch von einem Baumädchen sagen: Das ist Quatsch. Die meisten Männer haben gar keinen Stemmhammer.
Starten wir daher mal mit ein paar weiteren Fakten. Früher wurden zur Begrenzung des Grundstücks Mauern um Häuser gezogen. Damit sie frostsicher waren, ragten sie meist bis zu 80 Zentimeter in die Erde. Obendrauf sicherheitshalber gerne noch ein Maschendrahtzaun. Klingt wie der Bauplan zu einem Gefängnis, oder? Darum macht man das schon lange nicht mehr. Nützt aber wenig, wenn man in einem alten Haus lebt. Da braucht man dann schweres Gerät, um die Mauern vom Erdreich zu lösen und dann in tragbare Einzelteile zu zerlegen. So eine 90 Meter lange Mauer legt man sich ja nicht mal eben über die Schulter. Es sei denn, man ist Hulk. Aber der hat nur sehr selten Lust zur Gartenarbeit.
Die notwendigen Geräte für ein paar Tage zu organisieren, ist gar nicht so teuer, wie man vielleicht denkt. Baumärkte verleihen etwa Stemmhämmer zu etwa 60 Euro für ein ganzes Wochenende. Beim Baumaschinenverleih bekommt man einen Mini-Bagger (sogar mit Versicherung und Sprit) für unter 200 Euro. Wenn ihr das organisiert habt, geht alles ganz schnell: Einfach ein paar Freunde für das Wochenende einladen und mit der Aussicht auf ein Gratis-Survival-Abenteuertraining in euren Garten locken. Und auch wenn die dann im ersten Moment etwas sparsam gucken: Sie werden sich nach dem Wochenende super fühlen und nur noch nach anderen Freunden im Bekanntenkreis Ausschau halten, die ebenfalls alte Mauern um ihr Haus stehen haben.
Ein toller Nebeneffekt ist dabei: Anschließend liegt man sich in den Armen, feiert, dass man etwas Großes mit eigenen Händen erschaffen, gemeinsam gelacht und sich unterstützt hat. Und nebenbei in der Natur echte Erfolge verzeichnet. Plus: Die hässliche Alte ist weg. Also, nicht die Nachbarin! Die Mauer!
Das ist gleichzeitig der Startschuss zu Phase zwei: Wir begrünen die Begrenzungen. Denn mit Gärten ist es ja wie mit Girokonten: je mehr Grün, je besser! Wenn man etwa Bäume pflanzt, hat man das natürliche Pendant zum Sparbuch: Arbeitet von allein, wächst und gedeiht, wirft ordentlich was ab, kann dich in regnerischen Zeiten schützen und selbst wenn man zwischendurch mal was zurückschneiden muss: Es wird trotzdem weiter größer und man freut sich jedes Mal, wenn man es sieht. Besser geht es eigentlich nicht, das müsste sogar mein Finanzamt zugeben! Die bekommen von der Ernte ja ordentlich ab.
Plus: Bäume sind klimafreundlich, wandeln CO2 um und man ist immer gerne mit Freunden dort. Foto-Synthese ist wichtig, das weiß ich als Model natürlich ganz genau! Foto, ne? Mit diesem unterirdischen Wortwitz und der Inspiration für einen selbst gemachten neuen Garten möchte ich meine Kolumne für heute beenden, freue mich aber schon auf die nächste. Ich hoffe, ihr auch! Sollte ihr nämlich. Vor allem, weil ich euch dann verraten werde, warum ich ein Haus zusammen nur mit Frauen baue und welche 10 Fehler man beim Hausbau unbedingt vermeiden sollte. Fehler Nummer 1: Meine Kolumne nicht lesen. Die anderen gibt es dann demnächst hier! Bis bald und Mahlzeit!