Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Do-it-yourself-Portal für Haus und Garten
Baumarktpartner von myHOMEBOOK
OBI Logo
Interior Designerin erklärt

Vom Weltraum ins Wohnzimmer – die Faszination um das „Space Age Design“

Space Age Design
Runde Formen, fließende Linien und ein Hauch Exzentrik im Raum zeichneten das Design der „Space Age“-Ära aus Foto: Getty Images
Odett Schumann
Autorin und Interior Designerin

3. Februar 2024, 12:05 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Galaktisch gut! Das sogenannte „Space Age Design“ der 1960er-Jahre war alles andere als ein praktikabler Einrichtungsstil. Knallige Farben und exzentrische Formen lagen in der Luft. Während der Weltraum gerade erforscht wurde, griff die Kunst- und Designszene jene Entwicklungen der damaligen Zeit bereits in TV, Film und eben auch im Interior Design auf. Bis heute weiß die „Space Age“-Ära zu faszinieren.

Artikel teilen

Wie sich das Weltgeschehen auch im Design ausdrücken kann, zeigt wohl keine Bewegung so eindeutig wie die „Space Age“-Ära. Als die technologische Entwicklung Mitte des 20. Jahrhunderts weit genug vorangeschritten war, konzentrierte man sich allmählich auf die Erforschung des Alls. Es kam zu zahlreichen historischen Ereignissen, die sich auch fulminant auf das kreative Schaffen auswirkten. Und dennoch sollte die „Space Age“-Ära nur von begrenzter Dauer sein. Allerdings taucht sie immer wieder in zeitgenössischen Designs auf.

Faszination Weltraum überträgt sich auf die Künste

In der Nachkriegszeit kam es zwischen den USA und der Sowjetunion zum historischen Wettlauf ins All. Im Jahr 1961 umkreist der Kosmonaut Juri Gagarin die Erde. Eine solche Sensation in der Geschichte der Menschheit löste unweigerlich einen Hype aus – und zwar auch im Bereich der Künste.

So veröffentlichte Stanley Kubrick in jener Dekade seinen bis heute beliebten Science Fiction-Klassiker „2001: Odyssee im Weltraum“. Außerdem feierte die amerikanische TV-Serie „Raumschiff Enterprise“ Mitte der 1960er-Jahre große Erfolge. Und auch der Film „Barbarella“ aus dem 1968 mit Jane Fonda in der Hauptrolle spielt in den Weiten der Galaxis.

Gegen Ende des Jahrzehnts folgte schließlich ein weiteres globales Spektakel: Im Jahr 1969 gelingt den Amerikanern Neil Armstrong und Edwin Aldrin mit der Trägerrakete Saturn 5 und der Raumfähre Apollo 11 die erste Mondlandung. Natürlich sollte auch dies via Direktübertragung medial begleitet werden. Derartige Ereignisse faszinierten die Designszene und so tauchte der Geist der „Space Age“-Ära in vielen futuristischen Entwürfen auf. Insbesondere der Satellit Sputnik diente fortan als Quelle der Inspiration.

Auch interessant: Was hinter dem Einrichtungstrend „Western Gothic“ steckt

Sputnik als Vorbild des Space Age Designs

Satellit Sputnik im Weltall
Satellit Sputnik schrieb nicht nur Geschichte in der Raumfahrt, sondern diente auch als Inspiration für zahlreiche Designs der damaligen Zeit Foto: Getty Images/Aunt_Spray

Dass eine Kugel mit einem Durchmesser von 58 cm, einem Gewicht von 83,6 kg, vier Antennen und einem Funksender ein Impulsgeber für spätere Möbelentwürfe sein würde, hätte wohl so damals auch niemand erwartet. Doch so war es: Die runde Silhouette des Sputnik-Satelliten wurde geschmackvoll, teils auch exzentrisch für diverse Sitzmöbel, vor allem aber Sessel und Leuchten der „Space Age“-Ära adaptiert. Gerade auch kleine Radios nahmen anstatt der bis dato üblichen Kofferform nun ein kugeliges Design an.

Von der Ästhetik des Weltalls wurden natürlich auch Dinge des Alltags wie Haushaltsgegenstände, elektrische Geräte oder aber Spielzeug eingenommen. Bei den Bezeichnungen sämtlicher Produkte von damals jonglierte man gern mit Namen wie Sputnik, Satellit oder Komet, aber auch Apollo oder Saturn.

Dazu passend: Model Stefanie Giesinger zeigt ihre Wohnung im bunten „Space Age“-Stil

Die Exzentrik von Formen und Kunststoff

Kunststoff-Stuhl von Verner Panton aus dem Jahr 1959
Möbel aus einem Guss wie der Panton Chair aus dem Jahr 1959 muten bis heute ausgesprochen futuristisch an Foto: Getty Images

Das „Space Age“-Design versteht sich als Teil des Modernismus. Mehr noch bedient es sich in Farben und Formen an zahlreichen poppigen Elementen. Nur zu gern löste man sich allmählich von tradierten Designvorstellungen. Viel lieber tendierte der Fokus in Richtung Zukunft, Fortschritt und Innovation. Daher sprach man im Zusammenhang mit der „Space Age“-Ära nicht selten auch vom „Futurismus“.

Am besten ließ sich dies mittels Kunststoff umsetzen, der entsprechend im großen Stil zum Einsatz kam und so Holz sowie Metall ablöste. Nicht zuletzt auch, weil Plastik in nahezu jeder beliebigen Farbe und Form erhältlich war. Knallig traf auf schräg. Immerhin war dies auch die Zeit der Hippies und der Flower Power-Bewegung.

Mit Bögen, Wellen und anderen organisch fließenden Linien wurde der Weltraum ins Wohnzimmer geholt. Neben bunten Kugelleuchten, die gewissermaßen an Astronautenhelme erinnerten, kamen auch amorph anmutende Lampenentwürfe auf, die nicht von dieser Welt schienen. Auch Fiberglas und Plexiglas waren Teil jenes visionären Designs.

Auch interessant: Wie man sein Zuhause nach den Sternzeichen einrichtet

Mehr zum Thema

Das Ende einer Ära

Doch mit der Zeit war ein Ende dieser exzentrischen Ära abzusehen. Die prägendsten Jahre des „Space Age“-Designs waren wohl jene zwischen 1969 und 1975. Gegen Ende des Jahres 1972 kommt es zum vorerst letzten bemannten Flug auf den Mond.

Schon bald folgt die erste Ölkrise, doch Erdöl gilt als einer der wichtigsten Bestandteile von Kunststoff. Es kommt zu einem rasanten Preisanstieg, weshalb die Herstellung von Plastik-Möbeln nicht mehr länger tragbar und relevant erschien. Das schillernde, scheinbar sorglose Phänomen der Popkultur und damit auch die Zeit des „Space Age“-Designs neigen sich dem Ende.

Futuristisches Interior Design
Futuristische Accessoires und Möbel sind immer wieder Teil zeitgenössischen Designs und bedienen sich dabei gern an Retro-Elementen Foto: Getty Images/imaginima

Bis heute mischen sich immer wieder futuristische Entwürfe, die an die damalige Ära erinnern, in zeitgenössische Designs. Für mehr Alltagstauglichkeit beschränkt sich der heutige Look allerdings auf einzelne Produkte, nicht mehr auf ein gesamtes Ambiente wie es einst der Fall war.

Gerade kugelförmige Pendelleuchten aus Glas sind bereits seit Längerem wieder in modern eingerichteten Wohnzimmern zu sehen. Und auch Sitzmöbel muten aktuell wieder ausgesprochen futuristisch an – mit Formen wie aus einem einzigen Guss. Noch immer werden die Grenzen zeitgenössischen Designs regelmäßig überschritten, um sie dann neu auszuloten. Demnach scheint die Faszination für die Weiten des Weltraums ungebrochen.

Einrichtung selber bauen und gestalten
OBI Logo
Anzeige
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.