1. August 2022, 5:50 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Objekte, die vollkommen aus der Form geraten zu sein scheinen – reiner Zufall? Wohl kaum, denn beim sogenannten „Splat“-Trend werden ganz bewusst gängige Gesetzmäßigkeiten von konventionellem Design auf den Kopf gestellt. Wie das genau aussieht und was es mit dem Trend auf sich hat, erfahren Sie hier.
Im Interior Design lässt sich aktuell ein interessanter Trend beobachten. Es ist vordergründig die eigenwillige Formensprache, die hier auffällt. Unkonventionell und fast schon kurios anmutend, scheinen hier Designgesetze ganz bewusst aufgebrochen zu werden. Denn sämtliche Formen schmelzen, kleckern und tropfen geradezu nur so dahin. Kein Wunder also, dass dieser Style als „Splat Trend“ deklariert wird. Doch was hat es mit dem neuen Einrichtungstrend auf sich?
Einrichtungstrend mit ungewöhnlichem Namen
Gewissermaßen tritt der Splat-Trend die Nachfolge des Minimalismus-Trends an. War dieser noch betont akkurat, reduziert und meist geradlinig in seinen Formen gehalten, scheinen Splat-Objekte dagegen aus jener strengen Formensprache herauszufallen. Besser noch – sie schmelzen, tropfen oder kleckern förmlich dahin. So erklärt sich auch der eher ungewöhnliche Name des Trends, denn „Splat“ heißt aus dem Englischen übersetzt nichts anderes als „Platsch“. Ein Geräusch also, das man nur allzu gut von unliebsamen Missgeschicken wie einem verschütteten Getränk kennt.
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Was zeichnet den Splat-Trend aus?
Markant für den Splat-Trend sind also seine fließenden Formen. Objekte erhalten dadurch angenehm weiche Konturen und wirken noch dazu ausgesprochen ästhetisch. Es scheint fast so, als wären Produkte im Splat-Design aus einem Guss gemacht und eher wie zufällig entstanden.
Diese organische und scheinbar willkürliche Machart verleiht jenen Dingen eher eine natürliche statt einer künstlichen Note. Und dennoch lässt sich der Trend ebenso gut auch als abstrakt, futuristisch bis hin zu psychedelisch beschreiben. Nur verspielt oder verschnörkelt ist der Splat-Trend nicht, denn er verliert sich in seinem Design nicht wie andere Styles in zigfachen Wiederholungen (siehe Wellenformen). Splat-Design folgt schlichtweg einer Linie und hebt sich so deutlich von bisherigen Interior-Trends ab.
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Produkte, die schmelzen, kleckern oder tropfen
Primär konzentriert sich der Splat Trend auf Accessoires und Kleinmöbel. Kerzen und Vasen, die scheinbar dahinschmelzen, treffen auf tropfende, verlaufende Wandspiegel. Ein willkürlich geformter Teppich am Boden, der klassischen Modellen in Form und Maßen komplett widerspricht, erinnert an einen alten, am Boden klebenden Kaugummi, der nur darauf wartet, dass man unbemerkt hineintritt.
Diesen Mut zum Eigensinnigen oder sogar Unperfekten beweist auch das Design einiger Stühle und Hocker, die es bereits auf dem Einrichtungsmarkt gibt. Diese scheinen sich förmlich aufzulösen und über kurz oder lang in den Fußboden hineinzufließen. Egal, welches Objekt, allen ist eine ganz eigene Charakteristik inne, die den Eindruck eines Unikats erweckt. Bei einigen Produkten scheint es sogar fast so, dass die Funktion zugunsten einer originellen Form etwas in den Hintergrund rückt.
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Geschichte und Zukunft des Splat-Trends
Im Grunde ist ein tropfendes, schmelzendes Design nicht gänzlich neu. Es ist noch gar nicht lang her, als in den 2000er-Jahren Lava-Lampen in gefühlt jedem Zuhause vor sich hin blubberten. Kombiniert mit einem sogenannten Blow-Up-Chair, der ähnlich konzipiert war, schienen die Dinge allmählich mit dem Boden eins zu werden. Designs wie diese gelten aufgrund ihrer meist knalligen Farbgebung als poppig. Räume erhielten so eine fröhlich-freche Note. Die Exzentrik von damals erfährt aktuell also gewissermaßen ein Comeback.
Nicht ganz ohne Grund, denn Produktionsprozesse haben sich enorm weiterentwickelt. Heute entstehen zahlreiche Dinge, darunter bereits auch schon einige Möbel und Accessoires, mithilfe eines 3D-Druckers. Eine Abkehr dessen scheint im Zuge der zunehmenden Digitalisierung nicht erwartbar. Im Gegenteil, am Beispiel vom Splat-Trend wird deutlich, dass derartige neue Herstellungstechnologien und damit einhergehend (noch) abstrakt wirkende Designs die Zukunft gestalten werden – auch beim Einrichten.