12. Februar 2024, 5:36 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
In den 1960er und 1970er Jahren war der Sunken Living Room eine gern gesehene architektonische Besonderheit. Dann ist er ein wenig in Vergessenheit geraten – bis heute. Denn inzwischen wird er in modernen Bauten wieder gern umgesetzt.
Sunken Living Room oder auch Conversation Pit genannt, heißt übersetzt so viel wie versenktes beziehungsweise versunkenes Wohnzimmer. Und genau das ist es auch: Ein Wohnzimmer, das eine Ebene tiefer liegt als der restliche Raum. Vor allem in den 60er und 70er Jahren war diese Bauweise besonders beliebt und wurde oft auch im Mid-Century-Stil umgesetzt. Nachdem der Sunken Living Room dann lange Zeit eher selten in Neubauten vorgesehen war, wird er inzwischen vor allem in modernen Architekturbauten umgesetzt. So gesehen unter anderem auch bei Bloggerin Jessie Weiß, die gerade ein Haus samt Sunken Living Room baut.
Das steckt hinter einem Sunken Living Room
Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei einem Sunken Livving Room um ein versenktes Wohnzimmer. Charakteristisch sind meist eine Couch, ein kleiner Tisch und mal auch ein Kamin. All das befindet sich in der tiefer gelegten Ebene.
Häufig ist das Sofa extra für den Bereich angefertigt und auf die Größe angepasst. Beim klassischen Conversation Pit endet zudem die Rückenlehne auf Höhe des oberen Bodens, sodass eine Ebene entsteht. Es gibt aber auch Varianten, bei denen einfach ein Bereich im Wohnzimmer etwas tiefer liegt und dort Sofa und Couchtisch platziert sind.
Besonders gemütlich wird es, wenn die Couch die gesamte Fläche einnimmt – in der Mitte gibt es dann keine freie Fläche für einen Tisch oder ähnliches. Bei dieser Variante hat man häufig auch einen direkten Blick raus in den Garten.
Es gibt auch Varianten, bei denen das vertiefte Wohnzimmer mit den bodentiefen Fenstern abschließt. Dann wirkt der höhere Teil des Raums eher wie eine Art Galerie. Außerdem kann man bei der Stufenanzahl variieren. Ist es nur eine Stufe, ist natürlich auch das Wohnzimmer nicht besonders tief. Häufig sind es drei Stufen, um wirklich tiefer zu sitzen.
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Die Geschichte hinter der architektonischen Besonderheit
Auch, wenn der Sunken Living Room vor allem in den 60ern und 70ern beliebt war – erstmals architektonisch umgesetzt wurde er schon weitaus früher. Seinen Ursprung hat dieses besondere Wohnzimmer nämlich bereits im Jahr 1927. Architekt Bruce Goff designte das abgesenkte Wohnzimmer, das man so vorher noch nirgends gesehen hatte.
Goff richtete bei verschiedensten Projekten einen Sunken Living Room ein, bis dann auch andere Architekten sich inspirieren ließen. Große Aufmerksamkeit bekam Jahre später das sogenannte Miller House in Indiana. Designt wurde es von dem Architekten Eero Saarinen und Interior Designer Alexander Girard. Girard soll den Sunken Living vorgeschlagen haben, um den Blick in den Garten nicht mit Möbel zu versperren.
In besonders großer Form wurde das abgesenkte Wohnzimmer 1962 ebenfalls von Eeron Saarinen umgesetzt. Damals designte er ein Terminal für den JFK Flughafen. Es beinhaltete eine überdimensionale Sitzecke, die in den Boden eingelassen wurde.
Vor- und Nachteile eines Sunken Living Rooms
Wer vielleicht gerade ein Haus baut oder eine Immobilie umgestaltet und über einen Sunken Living Room nachdenkt, der sollte die Vor- aber auch Nachteile kennen.
Vorteile
Ein Sunken Living Room ist ein tolles und einzigartiges architektonisches Merkmal. Gerade bei offenen Wohnkonzepten kann so ein weiterer Raum geschaffen werden. Außerdem bekommt der gesamte Wohnbereich mehr Ebenen und Struktur. Der abgesenkte Raum lädt zum Beisammensein ein, zum Entspannen und Herunterkommen.
Nachteile
Ein Nachteil sind die Stufen. Die bergen nämlich eine Sturzgefahr. Ist man mal unachtsam, kann es natürlich passieren, dass man stolpert oder stürzt. Deshalb sollte man sich vorab bewusst machen, wer in dem Haus lebt und wie sich der Sunken Living Room umsetzen lässt. Eventuell könnte schon ein kleines Geländer helfen. Barrierefrei ist ein Sunken Living Room aber grundsätzlich nicht.
Ein weiterer Nachteil kann die mangelnde Variabilität sein. Man kann die Möbel nicht mal eben im ganzen Raum umstellen und es bleibt nur noch wenig Spielraum. Und auch die Kosten sind ein Faktor, der den einen oder anderen vielleicht abschrecken könnte. Unter anderem muss das Sofa häufig passend angefertigt werden. Auch könnte die vertiefte Variante im Bau teurer sein als ein ebener Boden.
Ein Wohnzimmer nachträglich vertiefen – geht das?
Hat man das nötige Kleingeld, lässt sich vermutlich viel auch nachträglich umsetzen. Auch ein Sunken Living Room. Allerdings muss nicht nur das Budget passen, sondern auch der vorhandene Wohnraum. Eine gewisse Größe sollte dieser schon haben, damit er am Ende nicht nur aus dem vertieften Wohnzimmer besteht. Außerdem muss der betreffende Bereich vertieft oder der Rest erhöht werden. Das ist zwar umsetzbar, aber sehr aufwändig.
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Sunken Living Room unter freiem Himmel
Ein Wohnzimmer im Freien – gerade im Sommer ist das ein Traum. Der Sunken Living Room wird daher auch immer häufiger im Outdoor-Bereich verwirklicht. Oft wird dabei in der Terrasse ein Bereich tiefer gelegt. Außerdem befindet sich in der Mitte oft ein kleines Feuer, um auch bei niedrigen Temperaturen den Bereich nutzen zu können.