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Design-Klassiker der 70er

Wie Kult-Sofa „Togo“ nicht nur den Möbelmarkt revolutionierte

Sitzmöbel Togo von Ligne Roset
Nie hat Faulenzen schöner und eleganter angemutet: Auf Sitzmöbel Togo von Ligne Roset lässt es sich mit viel Flair und Stil gemütlich entspannen Foto: Wikimedia Commons/Ligne Roset Deutschland/CC BY-SA 4.0 https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=79485151
Odett Schumann
Autorin und Interior Designerin

11. Mai 2024, 16:19 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Es brauchte nur ein breites, bodennahes Sitzmöbel – und schon wurde in den wilden 70ern stundenlanges Fläzen sowie ein entspanntes Lebensgefühl en vogue. Sofa Togo avancierte im Laufe der Zeit zum absoluten Kultobjekt, das aktuell erneut ein spektakuläres Revival erlebt, wie Interior Designerin Odett Schumann erklärt.

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Wer Interior-Accounts auf Social Media derzeit aufmerksam folgt, wird schnell feststellen, dass vor allem ein Möbelstück aktuell häuifg zu sehen ist: das Sofa „Togo“ von Ligne Roset. Das ikonische Sitzmöbel steht für Gemütlichkeit pur und macht jetzt entspanntes, bodennahes Sitzes wieder salonfähig. Über ein halbes Jahrhundert ist es her, dass die berühmte Möbelreihe auf den Markt kam, doch aktuell erfährt sie wohl den größten Hype ihrer Geschichte.

Was macht Togo von Ligne Roset so besonders?

Vintage-Möbel sind vor allem unter Interior-Fans außerordentlich beliebt. Nur ist keines von ihnen so gemütlich wie das berühmte Sofaelement von Ligne Roset. Und das, obwohl der Designer selbst, Michel Ducaroy, es einst eher kryptisch, geradezu wenig schmeichelhaft mit den Worten umschrieb: „Eine Zahnpastatube, wie ein Ofenrohr gefaltet und an beiden Enden verschlossen.“

Seine ungewöhnliche, geschwungene Form, die ähnlich einem Sitzsack zum tiefen Versinken einlädt, verleiht dem Togo-Sofa seinen uniquen Charakter. Besonders macht das Möbelstück aber auch, dass es sowohl ein zeitlos schönes Design trägt als auch modular einsetzbar ist.

Dank beider Eigenschaften ist Togo kompromisslos in jeden Raum integrierbar und mit nahezu jedem Einrichtungsstil kombinierbar. Es passt ins Wohnzimmer ebenso gut wie auch ins Kinderzimmer, zum Industrial Style als auch in ein Bohème-typisches Ambiente. Stets bietet es einen bequemen Rückzugsort, der vor allem seiner speziellen Machart geschuldet ist.

Sitzen auf spezieller Machart

Zwar wirkt es knautschig und klumpig, doch verliert man sich einmal im weich-fließenden Sitzelement, will man so schnell nicht wieder aufstehen. Drei verschiedene Schaumstoffdichten sorgen für einen angenehmen Komfort. Mehrere miteinander verbundene Lagen werden dabei händisch von Polsterern mit der Unterpolsterung vernäht.

Und auch wenn eine gewisse Ähnlichkeit zu einem formlosen Sitzsack vorhanden ist, wird diese dank einer der acht verschiedenen Stoffvarianten wieder eingefangen. Schließlich hält ein gut sitzender Bezug den Schaum in seiner markanten Form.

Insgesamt stehen fast 900 Stoff- und Lederfarben zur Auswahl. Beliebt ist vor allem das lederne Modell, da es mit der Zeit eine für das Material typische Patina entwickelt.

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Auch die niedrige Sitzhöhe sowie die leicht hervorstehenden Möbelecken verleihen dem Polstermöbel eine unverkennbare Silhouette, die gewissermaßen einem zerknautschten Kissen gleicht. Gerade der ungewöhnliche Faltenwurf im Design von Togo wurde bei der erstmaligen Präsentation im Jahr 1973 auf dem Salon des Arts Ménagers in Paris vom Fachpublikum zunächst mit Skepsis begrüßt. Mittlerweile tragen genau diese Falten zum besonderen Charme des Möbelstücks bei.

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Die Geschichte eines Möbelklassikers

Neue Fertigungstechniken und Materialien revolutionierten in den 60er-Jahren den Möbelmarkt. Es entstanden etwa Stühle aus thermisch formbarem Kunststoff und auch Schaumstoff kam zu dieser Zeit immer mehr auf.

Designer Michel Ducaroy, damals noch Absolvent der Kunsthochschule von Lyon, entwickelte daraufhin erste Entwürfe bodennaher Sitzkissen, Sessel und Sofas. Im Jahr 1973 gelang ihm dann für Ligne Roset der große Coup: Togo. Was zunächst dank einer massigen, beinlosen Form fast schon amüsant erschien, brauchte ein wenig Zeit zum Reifen. Auf die verhaltene Resonanz nach der Lancierung folgte zwei Jahre später die Auszeichung Ducaroys mit dem René-Gabriel-Preis für „innovative und demokratische Möbelkonzepte“ auf der Pariser Messe.

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Schließlich wechselte Ducaroy vom elterlichen Familienunternehmen fest zu Ligne Roset, woraus sich eine Zusammenarbeit von mehr als 26 Jahren ergab. Während dieser Zeit entwarf der Designer allerhand Sitzmöbel und Schränke, doch keines dieser Möbel erreichte den Status von Sofa Togo. Bis heute wird es für Ligne Roset in dem französischen Dorf Briord im Jura-Gebirge produziert.

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Togo avancierte zum Kultobjekt

Erst 2023 feierte die Sofareihe ihr 50. Jubiläum, doch das Design ist gefragt wie nie. Im Laufe der Jahrzehnte avancierte Togo immer mehr zum Kultobjekt und erlebt aktuell den größten Hype seiner Geschichte. Damals wie heute verspricht das Vollschaummöbel seinen Besitzern viel Lässigkeit, Erdung sowie ein freies, ungezwungenes Lebensgefühl.

Zahlreiche Social Media-Posts bezeugen genau das: Hippe Influencer lümmeln sich am liebsten auf Togo und werden nicht müde, das gemütliche Ambiente auf Instagram und Co. zu präsentieren. Und auch Lookbooks und Kataloge namhafter Fashion-Labels wissen den Möbelklassiker ästhetisch zu inszenieren. Ebenso zählt das Vorzeigeobjekt von Ligne Roset derzeit auffallend oft zur Ausstattung angesagter TV- und Filmproduktionen.

Ganz klar sind Lifestyle, Mode und Möbel der wilden 70er-Jahre beliebt wie nie. Ein Paradebeispiel bildet hier Togo, das binnen der letzten Jahre ein bemerkenswertes Revival hingelegt hat. Bis heute wurden mehr als 1,5 Millionen Exemplare in 72 Ländern verkauft. Neben dem Modul, das sich vom Sessel bis zum Sofa einsetzen lässt, gibt es mittlerweile auch Eckteile, Hocker, Récamièren, Zweisitzer mit Armlehnen und sogar Mini-Togos für Kinder.

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