1. April 2021, 21:02 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Trends kommen immer wieder, das werden vor allem ältere Generationen nicht müde zu betonen. Aber recht haben sie. Im Interior Design sind Farb-Kombinationen und Muster sowie bestimmte Möbelstücke oder Wohnstile oftmals nach Jahrzehnten plötzlich wieder angesagt. So auch der Trend, Teller als Dekoration an Wänden aufzuhängen. Alles andere als dekorativ, findet unsere Redakteurin Laura Graichen. Ein Meinungsstück.
Teller haben häufig bei der Einrichtung der Großeltern eine übergeordnete Rolle. Sie sind das Herzstück der verglasten Vitrine, finden sich in zigfacher Ausführung im Küchenschrank für den obligatorischen Kaffee-und-Kuchen-Besuch und fungieren, an einem Nagel aufgehängt, als besondere Hingucker. Mittlerweile sieht man aber nicht mehr nur bei älteren Herrschaften Teller an den Wänden, denn dieser Trend ist gerade absolut angesagt.
Woher kommt der Deko-Trend?
Teller an der Wand wirken nicht nur wegen der Assoziation mit Omas Einrichtung altbacken. Der Trend ist bereits jahrhundertealt. Im damaligen Konstantinopel, nach der Eroberung 1453, hatte der osmanische Sultan Süleyman der Prächtige seine Bauten mit Keramikfliesen verzieren lassen. Es wurden Unmengen an Fliesen gebraucht, wodurch die Herstellung in den Töpfereien immer weiter anstieg. Nicht nur die Nachfrage nach Fliesen wuchs dadurch, sondern auch die nach Gefäßen aus Keramik – wie Tellern. Sie wurden zusätzlich zu den Fliesen – oder manchmal auch stattdessen – ebenfalls an den Wänden befestigt.
Auch im späten 19. Jahrhundert hatten Teller an der Wand eine besondere Bedeutung. Porzellan war noch immer ein teures Gut, das sich nicht jeder leisten konnte. Ein Schmuckteller an der Wand war also ein Zeichen für Wohlstand. Damals war es außerdem üblich, Bürger mit wertvollem Porzellan für bestimmte Dienstleistungen oder besondere Taten für den Staat zu belohnen. Diese wurden dann natürlich nicht verwendet, um Mahlzeiten zu servieren, sondern stolz an den eigenen vier Wänden präsentiert.
Nicht alles muss zweckentfremdet werden
Teller als eine Art Auszeichnung an den Wänden aufzuhängen, um Gästen damit zu imponieren und sich selbst immer wieder daran zu erfreuen, leuchtet noch ein. Warum aber landet heutzutage das Geschirr wieder an der Wand? Ein Grund dafür ist das Konsumverhalten. In den meisten Haushalten stapeln sich Tassen, Teller und Schüsseln in Unmengen in den Schränken. Zum Einsatz kommen aber eigentlich immer nur dieselben Stücke. „Zu schade, um es zu entsorgen oder im Schrank verstauben zu lassen“, lautet deshalb wohl bei denjenigen die Devise, die bunte oder gemusterte Exemplare schließlich als Dekoration an die Wand verfrachten.
Bei der Anordnung gibt es verschiedene Möglichkeiten: gruppiert nach Farben, Mustern oder bestimmten Anordnungen oder als einzelne Eyecatcher und das in nahezu jedem Raum. Da hängen sie dann, die Keramikstücke mit Rosenbordüre, orientalischem Print oder kleinen Tierchen in der Tellermitte und fangen den Staub, nicht mehr im Schrank, dafür aber an der Wand auf.
Warum wählt man stattdessen nicht einen geeigneteren Rahmen, wenn man auf die Teller-Deko nicht verzichten möchte? Ähnlich altbacken und gerade wieder im Trend sind Vitrinen. Mit den richtigen Ständern lassen sich Teller hier optimal positionieren, ohne derartig deplatziert zu wirken.
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Ein Wohnstil, der Teller an der Wand erlaubt
Wenn das absolut nicht infrage kommt, können Teller an der Wand nur bei einem Wohnstil authentisch wirken: dem Landhausstil. Wo Töpfe und Pfannen von der Decke hängen, schwere Keramikkrüge auf dem Boden stehen und rustikale Holzmöbel zum Verweilen einladen, da dürfen auch Porzellanteller an der Wand hängen. Denn den altbackenen Flair werden die Porzellanstücke trotz moderner Designs einfach nicht los.