26. Juli 2020, 15:53 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Haben Sie schon mal etwas von Shoji- oder Shaker-Möbeln gehört? Oder wissen Sie, wie ein Frankfurter Schrank aussieht? Wer keine Ahnung hat, was mit diesen Begriffen gemeint sein könnte, steht damit nicht alleine da. Fünf seltene und dadurch oft unbekannte Möbel.
Im Interior-Bereich wird mit Begriffen um sich geworfen, die viele entweder noch nie gehört haben oder mit denen man nichts anfangen kann. Vor allem außergewöhnliche Möbel aus vergangenen Zeiten sind oft unbekannt. Welche das sind, warum sie so heißen und wie sie aussehen – Interior Designerin Odett Schumann klärt auf.
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5 unbekannte Möbel und was sich hinter ihren Namen verbirgt
1. Shoji
Eins der unbekannten Möbel trägt den Namen „Shoji“. Diese Bezeichnung sagt vielen nichts, gesehen haben sie ein Möbelstück in diesem Stil aber bestimmt schon mal. Der Shoji-Stil stammt aus Japan und findet sich häufig als Nachahmung in Wellness- oder Spa-Bereichen wieder. Gemeint sind Paravents oder große Schrankmöbel, die mit Elementen aus Reispapier, das auf filigranen Sprossenrahmen gespannt ist, versehen sind.
Im alten Japan des 17. Jahrhunderts sorgten Shoji-Elemente als Außenwände dafür, dass helles Licht ins Rauminnere dringen konnte. Die Leichtbauweise dieser Elemente sollte dabei die Philosophie des fließenden Raums nach dem japanischen Verständnis unterstreichen. Später entwickelten sich aus dem Shoji-Stil ganze Möbel in Form von Paravents, Schränken mit Shoji-Türen oder einzelne Schiebeelemente im Raum. Vor allem derzeit erfreut sich der Shoji-Stil wieder großer Beliebtheit, da er Räumen eine besonders natürliche wie auch elegante Note verleiht.
2. Frankfurter Schrank
Etwa zur Mitte des 17. Jahrhunderts wurde erstmals durch den Schreinermeister Friedrich Unteutsch ein Frankfurter Schrank gefertigt. Entsprechend der Barockzeit war der zweitürige Kleiderschrank reich an prunkvollen Verzierungen sowie Intarsien – an denen arbeitet ein Schreiner bis zu ein Jahr lang. Meist war der Frankfurter Schrank aus Nussbaumfurnier gefertigt, manchmal aber auch aus massivem Kiefern- oder Eichenholz. Aufgrund seines opulenten Äußeren stand das besondere Möbelstück oft im Wohnzimmer oder auch im Flur und sollte den Wohlstand seiner Besitzer repräsentieren.
Ebenfalls typisch für den Frankfurter Schrank ist seine einfach gestaltete Konstruktionsweise. Mit nur wenigen Handgriffen war das Möbelstück schnell auf- oder abgebaut. Die Verbindungen zwischen den Einzelteilen wurden dabei entweder ineinander gesteckt oder eingehängt. Diese simple Bauart verschaffte dem Frankfurter Schrank sehr viel Flexibilität und machte ihn praktisch unzerstörbar.
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3. Clubsessel
Der Clubsessel ist typisch für den Art Déco-Stil und wurde von bekannten Designern wie Ray und Charles Eames geprägt. Seine fast schon übertriebenen kubischen oder runden Formen verschaffen dem Sessel eine gewisse Extravaganz. Üppige Polster und hohe Armlehnen machen den Clubsessel zudem noch besonders komfortabel. So waren vor allem englische Herrenclubs in den 1930er Jahren mit eben diesen Sesseln reichlich, was dem Sitzmöbel letztendlich auch seinen Namen verschaffte.
Gefertigt wurde der Clubsessel aus bestem, pflanzlich gegerbtem Leder – klassisch in den Farben Cognac oder in einem dunklen Braunton, in seltenen Fällen auch mal in Schwarz. Diese schlichte Farbgebung in Kombination mit geschwungenen Linien sorgt für eine äußerst elegante Design- und Formensprache. Auch heute findet man den Clubsessel noch in Lounge-Bereichen, Hotellobbys oder im privaten Lesezimmern vor.
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4. Shaker-Möbel
Auch Möbel im Shaker-Stil sind eher unbekannt, dabei ist das eine oder andere Modell recht populär. Der Name dieser Möbel geht auf eine aus den USA stammende, protestantische Bewegung zurück, die sich etwa im 18. Jahrhundert gegründet hatte. Der Name setzt sich dabei aus einem rituellen Schütteltanz (engl: shake) und der ursprünglichen Weltanschauung des Quäkertums zurück: shaking quaker.
Shaker-Möbel zeichnen sich durch ein schlichtes, zeitloses sowie hochwertiges Design aus, außerdem sind sie sehr funktional. Auch der heute noch existierende und wieder in Mode gekommene Einbauschrank ist eine Erfindung der Shaker-Bewegung. Auch wenn es den ursprünglichen Stil so irgendwann nicht mehr gab, fanden sich seine klare Liniensprache sowie der Fokus auf den rechten Winkel später im beliebten Bauhaus-Stil wieder.
5. Alkoven
Unter einem Alkoven versteht man eine Art Bettnische oder einen kleinen abgetrennten Raum zum Schlafen. Dieses besondere Nachtlager und unbekannte Möbel stammt aus den Anfängen des 17. Jahrhunderts und war besonders Dienstboten als Rückzugsort vorbehalten. Zudem bot ein Alkoven vor allem in harten Wintermonaten eine wesentlich wärmere Schlafstätte als ein frei stehendes Bett. Im Inneren befanden sich einige Decken sowie Stroh als Unterlage. Dies erwies sich mit der Zeit als großes Problem, denn das Stroh wurde nur selten gewechselt und eine ausreichende Belüftung war kaum gegeben. Daher konnten sich schwere Krankheiten wie Tuberkulose schneller ausbreiten.
Erschwerend hinzu kam, dass historische Alkoven manchmal nur 1,60 Meter lang waren und deshalb im Sitzen geschlafen werden musste. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebte der Alkoven als sogenanntes Schrankbett eine Art Revival. Schnell war dieses als Bett für Gäste oder auch als eigene Schlafstätte ausgeklappt und am nächsten Morgen wieder im Schrank oder in der Wand verstaut.