29. Juni 2020, 14:07 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Das Bett aus Bananenstauden, der Korbstuhl aus Weide und die Schale aus Wasserhyazinthe – derzeit erleben Naturfasern einen Boom und schmücken sämtliche Wohnungen. Doch worin unterscheiden sich die Materialien eigentlich?
Im Bereich der Innenraumgestaltung ist ein natürliches Ambiente derzeit so beliebt wie schon lange nicht mehr. Neben Pflanzen und Textilien aus Naturfasern sind es vor allem Körbe jeder Form, Art und Größe, die einen Hype erleben. Ihr universeller Einsatz als Aufbewahrungsmöglichkeit, Gefäß für Pflanzen oder als Unterbau für einen Tisch ebnen ihnen den Weg in nahezu jedes Interieur. Alternativ wird Korbgeflecht auch zu Accessoires, Lampenschirmen oder sogar Möbeln verarbeitet. Das Angebot an Flechtwerken ist entsprechend immens, die Bezeichnungen verwirrend. Die fünf Naturmaterialien Wasserhyazinthe, Seegras, Rattan, Weiden- und Bananenstaudengeflecht im Vergleich.
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5 Naturfasern im Überblick
1. Wasserhyazinthe
Die Geburtsstunde der Wasserhyazinthe als Dekomaterial war alles andere als einfach. Denn dafür war die heute so beliebte Naturfaser gar nicht vorgesehen. Eigentlich wollte man sie als Zierpflanze für Gewässer kultivieren. Doch schnell entwickelte sich die Wasserhyazinthe zum Problem. Als eine Art Unkraut vermehrte sie sich unaufhaltsam und verwilderte entsprechend Teiche und Seen. Und zwar so sehr, dass auch die Schifffahrt davon betroffen war. Eine Lösung musste her, wie man das immense Wachstum der Wasserhyazinthe gewinnbringend nutzen kann. Und so fand sie als Naturfaser ihren Weg in den Interior-Bereich.
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Mit der Zeit hat man verschiedene Verarbeitungsmethoden entwickelt: So sind kleine Aufbewahrungskörbe oft aus Wasserhyazinthe im Fischgrätmuster geflochten. Etwas geordneter und schlichter ist hingegen das Karo-Flechtmuster. Bei einigen Dekoartikeln wie Pflanzgefäßen wird die Flechtung der Naturfasern häufig unregelmäßig und wild gehalten. Alles in allem wirken Accessoires wie auch Möbel aus Wasserhyazinthe besonders wohnlich, da die Naturfaser eher geschmeidig als kratzig ist.
2. Seegras
Seegras gilt als besonders robuste, aber auch leicht kratzige Naturfaser. Deshalb wurde Seegras früher vor allem als Dämmstoff in Form von Seegrasdächern genutzt, die häufig im nordischen bis skandinavischen Raum zu finden sind.
Es handelt sich um eine Art Gras, das vor allem in feuchten Gebieten wie Fluss- und See-Ufern einen guten Nährboden hat und hier entsprechend gut wächst. Nach der Trocknung werden die Gräser zu Schnüren verflochten und bilden dann das Basismaterial zur Weiterverarbeitung als beispielsweise Korb oder Truhe.
3. Rattan
Möbel und Körbe aus Rattan erfreuen sich schon seit einiger Zeit (wieder) größerer Beliebtheit. Schon einmal war diese Naturfaser nicht mehr aus Wohnungen und Häusern wegzudenken. Mit großer Begeisterung wurden Wohnzimmer und Veranda mit Sitzmöbeln und Tischen aus Rattangeflecht ausgestattet. Dann ebbte der Hype mehr und mehr ab. Heute taucht die Naturfaser in verarbeiteter Form vor allem als Korb, Hocker, Stuhl oder Beistelltisch wieder auf. Stets schätzt(e) man vor allem die ausgeprägt wohnliche Seite von Rattan, die sehr viel Gemütlichkeit und Wärme in den Raum bringt.
Das natürliche Flechtmaterial stammt aus der Rotangpalme. Deren starre Triebe werden unter Einwirkung von Hitze und Dampf biegsam und lassen sich so leicht(er) zu Möbeln und Accessoires verflechten. Sobald die Naturfasern getrocknet und ausgekühlt sind, erstarren sie wieder und das Produkt erhält seine Stabilität.
4. Weidengeflecht
Die Weide gilt als eine der ersten Naturfasern, die als Flechtmaterial weiterverarbeitet wurde. Gewissermaßen kommt hier auch eine der ersten Handwerkskünste zum Tragen: das Korbflechten. Im Lauf der Geschichte wurde die Weide von Rattan als Flechtmaterial abgelöst. Dieses galt aufgrund seiner eher unbekannten Optik und Herkunft als exotisch. Heute können beide Naturfasern koexistieren und bedienen gleichermaßen den Markt – insbesondere derzeit, wo die Nachfrage nach dem Einrichten mit Naturmaterialien besonders hoch ist. Weide wird entsprechend gern zu Aufbewahrungs- und Wäschekörben oder Truhen verarbeitet.
Das Besondere an der Naturfaser Weide ist, dass man ihre Ruten geschält, aber auch ungeschält verarbeiten kann, was zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten zulässt. Die einzelnen Weideruten sind dabei sehr biegsam und flexibel. Bei sehr filigranen Arbeiten spaltet man die Ruten in bis zu vier Schienen.
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5. Bananenstaudengeflecht
Bananenstaudengeflecht gilt als alternative Naturfaser zu Rattan. Denn es überzeugt ebenfalls durch eine hohe Robustheit wie auch Stabilität. So wird das Naturmaterial besonders häufig zu Möbeln wie Betten, Sesseln, Sofas, Loungern oder auch Tischen verarbeitet. Aber auch in Accessoires wie Körben und Schalen findet es nicht selten seinen Einsatz. Häufig verwendet man Elemente aus Bananenstaudengeflecht für Einrichtungen im Kolonialstil, für ein mediterran bis hin zu natürlich gehaltenem Ambiente.
Die großen Blätter einer Bananenstaude werden nach der Ernte getrocknet und gedreht, allein dadurch erreichen Sie schon eine gewisse Stabilität. Zu Kordeln verflochten, erhalten die Naturfasern einmal mehr Robustheit. Anschließend wird das Flechtmaterial mit einer Holzkonstruktion zu Möbeln verarbeitet.