5. Juli 2019, 15:25 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Exotische Vögel, botanische Prints auf Kissen und Wandbildern und vor allem Pflanzen, wohin das Auge blickt: Der Trend des „Urban Jungle“ bringt die Natur in die Wohnung. Was diesen Interior-Trend ausmacht und wie man das Tropen-Feeling ganz einfach in sein Zuhause holen kann, erfuhr myHOMEBOOK vom Innenarchitekten Axel Schäfer.
Begibt man sich auf Spurensuche zum Ursprung dieses Interior-Trends, stößt man unweigerlich auf Sehnsucht. Der Sehnsucht danach, „die Natur ins Haus oder in die Wohnung zu holen. Ein Ausgleich für den städtischen Alltag, der oft hektisch und stressig ist, den Straßenverkehr und ÖPNV sowie die berufliche Belastung“, weiß Axel Schäfer, Geschäftsführer, Gründer und kreativer Kopf des interior concepts Berlinrodeo. In den Städten gebe es seit Längerem den Trend des Urban Gardenings. Der Einrichtungsstrend „Urban Jungle“ sei für Schäfer einfach die logische Weiterführung dessen in die eigene Wohnung, Immobile oder auch den Arbeitsplatz.
Was macht „Urban Jungle“ aus?
Die Hauptfarbe dieses Interior-Trends ist für den Innenarchitekten Grün in Kombination mit Naturtönen: „Als Farbe des Frühlings verkündet Grün den Sieg über den Winter. Sie steht zugleich auch für irdisches Wachstum sowie für die essenziellen Kräfte der Natur. Deshalb ist Grün mit seiner alljährlich aufstrebenden Erneuerung des Lebens die Farbe der Hoffnung und Zuversicht und das Symbol für ein langes Leben.“
Unverzichtbar für „Urban Jungle“, wie Ton angebend zugleich, sind echte Pflanzen: „Plastik-Pflanzen haben sehr selten einen wirklich natürlichen Look. Einheimische Zimmerpflanzen, kombiniert mit exotischen Pflanzenarten oder auch nur große dekorative Blätter in exotischer Form, wie zum Beispiel Palmwedel, runden den Look ab.“
Um den gewünschten urbanen Touch zu kreieren, rät Schäfer zu schlichten Pflanzschalen und Töpfen. Florale Drucke auf Kissen, Vorhängen, Tapeten oder Wandbildern verstärken das Dschungel-Feeling. Natürliche Materialien wie Holz, Bast, Rattan oder Leinen sind ideal, um den Look zu verfeinern.
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Welche Elemente sind unverzichtbar?
Pflanzen, Pflanzen und noch mehr Pflanzen: „Für den Einrichtungstrend des ‘Urban Jungle‘ sind Pflanzen in jeglicher Form und Größe essenziell“, weiß der Experte. Diese sollten Sie auch nicht nur vereinzelt stellen, sondern in Gruppen arrangieren und in unterschiedlichen Höhen anordnen. Florale Prints an den Wänden, entweder als Foto- oder gedruckter Tapete, sind unverzichtbar. Ebenso wichtig ist für den Innenarchitekten eine akzentuierte Beleuchtung. Auch „Accessoires wie Taue oder Stricke (Strickleitern), wie man sie für Baumhäuser verwendet, sind tolle Eyecatcher.“
Möchten Sie Ihr Zuhause „Urban Jungle“-tauglich einrichten, achten Sie auch auf Farbkontraste: „Diese machen den Look interessant. Mit blühenden Pflanzen oder mit buntblättrigen Pflanzen bekommen Sie dies einfach umgesetzt.“
Wählen Sie auch Accessoires, die in der Farbwelt des Dschungels mitspielen oder als kleinen Kontrast zum Thema eingesetzt werden. Dabei dürfen und sollen sich Farben gern wiederholen: „Ordnen Sie beispielsweise gelbblühende Orchideen mit gelben Deko-Kissen an. So greifen Sie die Farbe aus der Natur noch einmal auf. Gerne kombiniere ich dazu auch exotische Tiere aus Porzellan: Vögel, Insekten etc.“
Welche No-Gos gibt es beim Einrichten?
Typische Stolperfallen beim Einrichten im Trend des „Urban Jungle“ sind für Axel Schäfer hingegen „Kunstpflanzen, die dann nach einem halben Jahr verstaubt und ausgeblichen in den Ecken herumstehen.“ Auch „hübsch-verzierte Pflanzgefäße im Oma-Style“ sollten Sie nach Ansicht des Experten lieber vermeiden.
Welche Pflanzen gehören in den heimischen Dschungel?
Bei der Auswahl Ihrer zukünftigen Zimmerpflanzen empfiehlt der Interior-Designer diese vorrangig bedürfnisorientiert auszusuchen. Grundsätzlich würden sich jedoch alle Zimmerpflanzen eignen: „Schön wäre es, wenn auch einige exotische Arten dabei sind. Palmen und rankende Pflanzen sollte man immer mit in den Look einbinden. Auch größere Pflanzen als Strauch oder Busch oder gern auch welche mit Stamm sind sehr empfehlenswert.“ Bestimmte Arten wie Kakteen, die mit dem Thema Dschungel nichts zu tun haben, sollten Sie hingegen lieber nicht verwenden.
Achten Sie beim Einrichten darauf, dass Pflanzen, die einen hellen Standort benötigen, mit ausreichend Licht versorgt werden. Falls Ihnen nicht genügend natürliches Licht zur Verfügung steht, können Sie zusätzliche pflanzenaktive Beleuchtung einbinden. Dabei ist jedoch nicht jedes Licht für Pflanzen geeignet.
Entsprechend der Pflanzenphysiologie sollten Sie zudem immer darauf achten, dass Ihren Pflanzen stets genügend Feuchtigkeit und Substrat bereitstehen. Als hilfreich empfiehlt der Interior-Designer hierfür App-gesteuerte Sensoren in der Erde. Diese teilen Ihnen mit, wann es Zeit wird, Ihre Pflanzen zu gießen und zu düngen.
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Welche Möglichkeiten der Wandgestaltung gibt es?
Vor der Gestaltung Ihrer Wände sollten Sie überlegen, welchen Effekt Sie mit der Farbwahl erreichen möchten. „Wählen Sie als Wandfarbe Grün oder im Dschungel vorkommende Farben, werden die Pflanzen eher als gesamte Einheit wahrgenommen. Setzen Sie Weiß oder auch andere Farben als Hintergrund ein, wird man eher die einzelnen Pflanzen wahrnehmen.“
Von einer Tapete als Hintergrund rät Axel Schäfer jedoch ab: „Hinter Pflanzen würde ich nie mit Tapete arbeiten, da sie dadurch kaum zur Geltung kommt. Bei bedruckten Papier- oder Fototapeten könnte es durch das Besprühen der Pflanzen beispielsweise auch zu Ablösungen oder Blasenbildungen kommen.“ Freie Wandflächen könnten Sie dagegen unbesorgt mit Tapeten oder auch bedruckten Vorhängen gestalten.
Welche Materialien lassen sich am besten kombinieren?
Natürlichkeit wird bei „Urban Jungle“ großgeschrieben. Neben natürlichen Materialien wie Leinen, Rattan, oder Bast plädiert Schäfer zum vielseitig einsetzbaren Material Holz: „Ich würde immer mit Holz, gern auch verwittert, oder mit rostigem Stahl kombinieren.“ So verberge sich laut des Interior-Experten großes Potenzial in Oberflächen, die gealtert sind und Natürlichkeit ausstrahlen.
Auf glänzende Materialien wie Chrom, Glas oder polierte Metalle dürfen Sie indes bei diesem Einrichtungstrend verzichten.
Wie bekomme ich das typische Tropen-Feeling in meine Wohnung?
Für ein ganzheitliches Dschungel-Feeling hat der Innenarchitekt weitere Tipps und Tricks parat. Möchten Sie beispielsweise die im Dschungel typische hohe Luftfeuchtigkeit imitieren, können Sie bei der Gestaltung Ihrer Räume einen Diffusor (Wasserzerstäuber) integrieren. Dieser lässt sich mit entsprechenden Raumdüften bestücken, sodass Sie auch olfaktorisch ein Dschungel-Erlebnis kreieren können.
Dschungel-typische Geräusche könnten Sie sich über Bluetooth oder W-Lan-Musikboxen ins Zimmer holen. Auf diese Weise werden nicht nur Ihre Augen visuell angesprochen, sondern auch Ihr Tastsinn beim Berühren der Pflanzen stimuliert und Ihr Geruchs- und Gehörsinn gleichermaßen aktiviert.
Sollte ich die gesamte Wohnung im Stil des „Urban Jungle“ gestalten?
Bei aller Freude am Einrichten und Dekorieren empfiehlt Axel Schäfer die Umgestaltung auf einen Raum zu beschränken oder sich sogar nur auf einen Bereich des Raumes zu konzentrieren. Andernfalls könnte der Eindruck einstehen, Sie würden in einem Gewächshaus wohnen. Auch würde ein Zuviel des Ganzen dem Einrichtungsstil die Besonderheit nehmen. Ein Zuviel ließe auch den „Eindruck entstehen, dass die Wohnung eher unaufgeräumt und chaotisch aussieht. Denn der Dschungel ist ja eher ein unstrukturierter Raum mit Wildwuchs und Chaos, das will doch niemand in der gesamten Wohnung“, gibt der Experte zu bedenken.
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Sind alle Räume geeignet, um diesen Trend in die vier Wände zu holen?
Es sind definitiv nicht alle Räume für diesen Einrichtungstrend geeignet. Schlafräume und Kinderzimmer sollten nach Ansicht des Experten damit nicht gestaltet werden, da einige Pflanzen unverträglich oder sogar giftig sein könnten. Im Kinderzimmer sollten sie daher nicht platziert werden.
„Im Schlafzimmer sollten Sie generell auf Pflanzen verzichten, da Pflanzen im Dunkeln keinen Sauerstoff produzieren, sondern diesen sogar verbrauchen. Die Fotosynthese, bei der Sauerstoff produziert wird, startet in den Pflanzen erst, wenn ausreichend Licht im richtigen Spektrum zur Verfügung steht. Wenn man in diesen Räumen trotzdem mit Pflanzen arbeiten möchte, sollte man auf geschlossene Systeme, wie Biosphären, zurückgreifen.“