27. Mai 2021, 14:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wohnen im alten Stil ist noch immer Trend. Möbel und Accessoires werden hierbei mit Worten wie Vintage, Retro oder Antik beworben. Was gemeint ist, ist grundsätzlich klar, doch was die Begriffe wirklich bedeuten und wie sie sich unterscheiden, wohl eher weniger.
Auf der Suche nach alten Möbeln oder zumindest Modellen im sogenannten „used Look“ stößt man in Produktbeschreibungen häufig auf Begriffe wie Vintage, Retro oder auch Antik. Dabei fällt auf, dass diese Worte oftmals synonym verwendet werden. Der Verdacht liegt also nah, dass man sich hier lieber einer Trendsprache bedient, statt auf faktische Korrektheit zu achten. Denn tatsächlich gibt es zwischen den Begriffen Vintage, Retro und Antik große Unterschiede, die für den Erwerb eines Produkts entscheidend sein können.
Retro – Altes Produkt auf neu gemacht, Unterschied zu Vintage und Antik
Schon seit etlichen Jahren wird in der Mode wie im Interior Design mit dem Wort „Retro“ geworben. Aus dem Lateinischen übersetzt, bedeutet es „zurück“ oder „rückwärts“ und soll damit ganz bewusst einen Bezug in die Vergangenheit herstellen. Genauer heißt das, markante Designs früherer Stilepochen werden in heutigen Entwürfen wieder aufgegriffen. Ein Produkt, das als Retro bezeichnet wird, sieht also wie ein altes Möbel aus, ist aber tatsächlich in einem komplett neuen, unverbrauchten Zustand. Orientiert wird sich dabei häufig an Stilvorlagen aus den 1950er, 1960er und 1970er-Jahren. Besonders gern tauchen Hairpin Legs bei Sideboards, organische Formen bei Tischen und Sitzmöbeln oder grafische Muster auf Tapeten und Textilien wieder auf. Auch eine entsprechende farbliche Ausrichtung bleibt bei neuen Möbeln und Accessoires, die im Retro-Look gehalten sind, nicht aus: klassische Töne wie Orange, Tannengrün, Gelb sowie dunkle Holztöne sieht man auffallend oft.
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Vintage-Möbel stammen aus einer anderen Zeit
Möbel, die als Vintage bezeichnet werden, geben nicht nur vor, aus einer anderen Zeit zu stammen, sie tun es tatsächlich. Meist ist ihre Entstehung auf die Zeit zwischen den 1950er und 1970er-Jahre zurückzuführen. Aber auch Art-Déco-Modelle aus der beliebten Ära der 1920er-Jahre existieren bis heute noch – natürlich mit den entsprechenden Gebrauchsspuren. Hier ein Kratzer im Leder, da eine Macke in der Holzoberfläche und vielleicht ist mit den Jahren auch ein Teil des Möbels gänzlich abhandengekommen. Genau das jedoch macht den Charakter eines echten Vintage-Möbels aus. Es steht durch und durch für Geschichte und kann als eine Art materialisierter Zeitzeuge gesehen werden. Ob hochwertige Designentwürfe oder unbekannte Kreationen, allen gemein ist, dass sie für eine besondere, langlebige Qualität stehen und durch einen einzigartigen, nostalgischen Charme bestechen. Auf Flohmärkten werden darum häufig alte Ohrensessel, Nierentische oder Leuchten erstanden. Bis heute gilt der Eames Chair als absoluter Superstar unter den Vintage-Möbeln. Nicht ohne Grund: sein altes Design ist so zeitlos wie auch originell, dass es sich problemlos mit neuen modernen Looks kombinieren lässt.
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Antik meint Möbel, die mehr als 100 Jahre alt sind
Das Wort Antik leitet sich vom lateinischen Antiquus ab und bedeutet schlichtweg „alt“. Im Grunde genommen fassen sich also unter der Bezeichnung „Antik“ all die Möbel und Accessoires zusammen, die in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg entstanden sind, was den Unterschied zu Vintage-Möbeln erklärt. Auch wenn es nur wenig wahrscheinlich ist und es vermutlich nicht mehr viele Möbel gibt, können dies beispielsweise Modelle aus der Zeit des Barocks oder des Klassizismus sein. Ebenso fallen hier die Epochen des Biedermeier und der Gründerzeit mit ins Spektrum. Häufig handelt es sich dabei um äußerst massive Konstruktionen wie einem Buffetschrank oder einer Frisierkommode, die entsprechend eine gewisse Stabilität und Robustheit mit sich bringen. Warum derartige alte Möbel noch immer so beliebt sind? Nicht nur, dass sie ein Stück Historie repräsentieren und Unikate sind, sie haben meist auch einen – beispielsweise durch zahlreiche dekorative Verzierungen oder eine ausgeprägte Patina – hohen Gemütlichkeitsfaktor, an dem es modernen Einrichtungen oftmals mangelt. In Kombination entsteht jedoch ein angenehmes Gleichgewicht im Raum.