8. Juli 2022, 17:37 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Alles im Leben kommt irgendwann einmal wieder zurück. Aktuell ist es die Vitrine, die schon seit einiger Zeit ein fulminantes Comeback feiert. Doch in diesem Fall ist es kein gewöhnliches Comeback, sondern die Geschichte eines ganz besonderen Möbelstücks.
Schon seit geraumer Zeit sind Dinge aus Glas, seien es Vasen oder auch Couchtische, wieder oft in Einrichtungen zu sehen. Vor allem ein gläsernes Möbel ist aktuell nicht mehr aus dem privaten Wohnbereich wegzudenken: die Vitrine. Ihre Rückkehr in Wohnungen ist kein gewöhnliches Comeback, denn dem besonderen Möbelstück haftete über viele Jahre hinweg ein staubiges, ja fast schon biederes Image an. Dessen hat sich die Vitrine allerdings mittlerweile entledigt und kommt cooler denn je daher. Was auch daran liegt, dass sie heute anders zum Einsatz kommt als damals. Wie das aussieht und warum die Vitrine überhaupt jemals weg war, verraten wir Ihnen.
Ein fragiles und gleichzeitig auch schützendes Möbelstück
Ihren Namen hat die Vitrine nicht ohne Grund: Die Bezeichnung leitet sich vom lateinischen Wort für Glas „vitrum“ ab. Unter einer Vitrine versteht sich ein Schrank, der mindestens auf einer Seite aus einer Glaswand besteht. Aufgrund dieser besonderen Beschaffenheit hebt sich die Vitrine von anderen herkömmlichen Schränken ab und wurde gern zur Verwahrung edler Habseligkeiten auserkoren. Doch es war nicht nur der Präsentationszweck, der hier im Vordergrund stand, sondern auch der Schutz vor äußeren Einflüssen wie Staub, klimatischen Bedingungen, Unachtsamkeit und natürlich auch der Entwendung durch Dritte. Wenngleich die Vitrine auch aus einem ausgesprochen fragilen Material besteht, so strahlt Glas auch etwas ausgesprochen Elegantes aus und passt damit optimal zum verwahrten Inhalt. Einst wurde die Vitrine gern aus Edelhölzern wie Mahagoni oder Nussbaum geschaffen. Später dann in den 1990er Jahren konzentrierte man sich auf den puren Glas-Look, der typisch für das Jahrzehnt oft zusätzlich noch mit Chrom-Elementen kombiniert wurde.
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Ist der Ruf erst ruiniert
So praktisch die Vitrine lange Zeit auch war, baute sich allmählich auch ein Image auf, das dem Möbel bald zum Verhängnis werden sollte. Aber von vorn: Sammlerstücke und ausgewählte Besitztümer aus früheren Lebenszeiten, wie gutes Porzellan, wertvolle Erb- und Erinnerungsstücke, Trophäen wie gewonnene Pokale und Medaillen, wurden aufgrund ihrer Kostbarkeit meist gern über Jahrzehnte hinweg aufbewahrt. Damit repräsentierte die Vitrine gewissermaßen auch Erfolg sowie ein besonderes Wertesystem. Und so stand die Vitrine oftmals nur allzu gern ein Leben lang im heimischen Wohn- oder auch Esszimmer. Natürlich hat man ihr das mit der Zeit auch angesehen und ebenso ihr leicht musealer Charakter, führten mehr und mehr dazu, dass die Vitrine, insbesondere von jüngeren Generationen, als spießig und altbacken empfunden wurde. Und so kam es wie es kommen musste, die Vitrine und ihr angeschlagenes Image verschwanden zusehends aus Wohnräumen.
Neuer Look, neues Image
Jahrelang sah man die Vitrine also kaum mehr noch in Haushalten stehen. Was es für ein fulminantes Comeback brauchte, war definitiv ein neuer Look. Und so sollte es geschehen: Heute setzt die Vitrine auf eine komplett neue Machart. Der konsequente Verzicht auf allerhand Details und eine ausladende Formgebung tut dem Design ausgesprochen gut und ist absolut zeitgemäß. Nichts erinnert mehr an den alten Buffetschrank mit Vitrineneinsätzen aus Omas Küche. Stattdessen scheint die Inspirationsquelle die betonte Geradlinigkeit und der formschöne Schliff skandinavischen Möbeldesigns zu sein. Keine ornamentalen Verzierungen, keine verspielten Griffe und auch keine Goldakzente. Heute fällt vor allem eine dominante Formen- und Liniensprache auf. Kurzum, die moderne Vitrine zeigt sich schlicht und schnörkellos. Verwandlung geglückt!
Und so sieht die moderne Vitrine aus
Heutige Modelle gibt es in zahlreichen Ausführungen, die sich entsprechend für alle Räume eignen und nicht mehr nur ausschließlich im Ess- oder Wohnzimmer zu finden sind. Ob stehend oder hängend an der Wand, raumhoch oder in der Höhe eines Sideboards und als Raumteiler – die Vitrine erfüllt stets ihren Zweck. Außerdem wird sie heute gern auch mit anderen Materialien und sogar auch Farben kombiniert: Holz und Metall sind hier die gängigsten Varianten. Auffällig dabei, heutzutage fällt die Wahl deutlich mehr auf helle Hölzer. Modelle aus Metall sind dagegen gern dunkel in Anthrazit oder sogar Schwarz, aber auch in knallbunten Farben wie Rot oder Gelb gehalten. Auch sind heutige Modelle nicht immer komplett einsehbar, sondern verfügen gelegentlich über Fächereinsätze mit Türen. Und statt auf vier Beinen zu stehen, gibt es Vitrinen, die vom Industrial Style inspiriert sind und stattdessen zwei Kufen besitzen.
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Der perfekte Platz für Triviales und Emotionales
Mittlerweile befinden sich in einer Vitrine vergleichsweise eher triviale Dinge, wie gern gelesene Bücher oder oft gehörte Platten, der Lieblingsschmuck, Fotos von Freunden und Familie, Souvenirs von vergangenen Reisen, der Tennisschläger aus Kindertagen oder schlichtweg einfach nur Alltagsgegenstände. Denn im Grunde ist es nicht (mehr) weiter wichtig, was heute hier aufbewahrt wird, sondern nur welchen emotionalen und nicht mehr finanziellen Wert eine Sache für uns hat. Und so steht keineswegs der Inhalt einer Vitrine im Rampenlicht, sondern viel mehr das Möbelstück selbst. Comeback gelungen!