4. Dezember 2020, 4:32 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
In vielen Haushalten stapeln sich die Wäscheberge, dabei könnten die Klamotten doch immer sofort weggeräumt werden. Im Kampf gegen die ungeliebten Haufen helfen Selbstdisziplin – und ein paar Tricks.
Mit der Wäsche ist es wie mit dem Putzen: Es herrscht ein nie endender und häufig nerviger Kreislauf zwischen Momenten der friedlichen Ordnung und des absoluten Chaos. Selten ist alles sauber, eigentlich könnte fast immer irgendwas gewaschen oder gesäubert werden. Hohes Nervpotenzial haben dabei die Wäscheberge, die sich auf einem Stuhl, einem Hocker oder in einer Ecke ansammeln.
Und eigentlich sind diese Haufen unnötig: Die Kleidung könnte doch in den Schrank geräumt, zum Lüften aufgehängt oder in die Waschmaschine gesteckt werden. „Da ist viel Bequemlichkeit dabei“, nennt Rita Schilke, Aufräumcoach aus Berlin, den Hauptgrund, warum sich in vielen Haushalten die Klamottenberge so türmen.
Wer wirft seine Kleidung auf den Stuhl?
Oft sind die Verursacher keine faulen, sondern vielbeschäftigte Menschen, bei denen es schnell gehen muss. Die Hose, das Hemd oder T-Shirt ist noch nicht schmutzig – vielleicht soll es noch einmal angezogen werden? Auf jeden Fall soll das Stück nicht in den Schrank, sondern erstmal auslüften.
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Das ist im Prinzip eine gute Idee, denn direkt nach dem Tragen die Kleidung in den Schrank zu räumen, sorgt darin für einen muffeligen Geruch und kann außerdem Motten anlocken. „Das Problem ist nur, dass die Leute das Kleidungsstück nicht aufhängen, sondern auf einen Haufen legen. Doch dort lüftet es nicht aus“, sagt Schilke.
Zudem kommt es eher selten dazu, dass ein derart abgelegtes Kleidungsstück tatsächlich noch einmal getragen wird. Schließlich ist es nicht schön, sich ein verkrumpeltes, vielleicht auch ein wenig müffelndes Shirt aus einem Wäschehaufen über den Leib zu ziehen. Hinzu kommt, dass gerade viele Frauen ungern jeden Tag dasselbe tragen – schließlich wollen sie keinen ungepflegten Eindruck machen.
Ordnung gesucht: Der Berg Wäsche wächst und wächst und wächst
Und so schauen Menschen beiderlei Geschlechts doch lieber in den Kleiderschrank und ziehen dort Klamotten raus – diese landen dann abends ebenfalls auf dem Wäschehaufen, der stetig wächst. Irgendwann bei der zehnten Lage weiß keiner mehr, was eigentlich unten liegt.
„Es ist einfach besser, die Sachen sofort wegzuräumen. Letztlich ist die Anhäufung von Wäsche eine Gewohnheit“, sagt Schilke, räumt allerdings ein: „Die Gewohnheit ist eine Macht.“ Außer zur Selbstdisziplin rät sie dazu, horizontale Flächen wie Stühle oder Hocker wenn möglich aus dem Schlafzimmer zu entfernen. Diese hätten auf Kleidungsstücke „eine magische Anziehungskraft“, scherzt sie.
Übrigens sind Sie nicht allein mit Unordnung – die Kolleg*innen von STYLEBOOK haben Promis gebeten, ihre Klamottenstühle zu zeigen, etwa GNTM-Gewinnerin Toni Dreher.
Oder man kann einen Zettel mit der Aufschrift „Stopp“ auf das Möbelstück legen, auf dem sich gern die Wäsche türmt. Als Alternative böte sich ein Stummer Diener an – darauf könnten die Klamotten wohlgeordnet auslüften.
Mehr Ordnung: Wäsche besser gleich auf Bügel hängen
Schilkes Kollegin Sabine Haag aus Mainz sieht das allerdings kritisch: „Alles, was über einen Handgriff hinausgeht, ist zu viel für uns. Wir sind viel zu faul, eine Bluse ordentlich über den Herrendiener zu hängen“, meint sie und plädiert dafür, sich zwecks Vermeidung von Wäschebergen Routinen aufzubauen – sich also schlicht daran zu gewöhnen, die Sachen sofort zum Auslüften aufzuhängen.
Eine Alternative sei es, sich drei Haken an der Tür anzubringen. Dort könnten die Sachen mit einem Handgriff aufgehängt werden: So lüften sie gut aus – und sind die Haken voll, muss weggeräumt werden.
Auch eine Idee: Weniger Kleidung besitzen
Die Wurzel allen Übels ist laut Schilke jedoch die Menge an Kleidung, die der Durchschnittsdeutsche im Schrank hat. So können riesige Berge von Wäsche entstehen, schließlich findet sich im knüppelvollen Schrank immer noch was zum Anziehen – und die Ordnung bleibt auf der Strecke.
„Ich bin der Meinung, dass man etwas Altes entsorgen sollte, wenn man sich was Neues kauft. So wird es nie zu viel“, sagt die Expertin und erzählt davon, wie schwer das Weggeben ihren Kunden fällt. Da ist etwa die Bluse, die frau schon seit Ewigkeiten nicht mehr angehabt hat. Doch weggeben will sie diese nicht – die Bluse erinnert sie an ihren ersten Freund. „Da ist immer viel Abschiedsschmerz dabei, man will nicht loslassen.“
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Alte Kleidung neu entdecken
Auch Sabine Haag plädiert für das radikale Ausmisten des Kleiderschranks. Ihr Tipp: Den ganzen Schrank ausräumen und jedes Teil anprobieren. Man werde erstaunt sein, wie viele Klamotten nicht passten oder dem eigenen Stil entsprächen, versichert sie. Häufig gebe es aber auch noch einen anderen Effekt: Die Menschen entdeckten ihre Kleidungsstücke ganz neu. „Man geht im eigenen Kleiderschrank shoppen, das macht Spaß“, sagt Haag.